„Was, du gehst im Dezember nach Ibiza? Da ist doch gar nichts los.“ Ganz genau. Deswegen habe ich ja auch mal Flüge für den Winter gebucht und nicht wie sonst immer nur im Sommer. Die Insel, die von Mai bis Oktober das Epizentrum der Raverei ist, muss sich von den Strapazen der Hauptsaison erholen. Sie verfällt in eine winterliche Ruhe und zeigt sich von ihrer schönsten Seite.
Ein Tag auf Ibiza im Winter ist bestimmt vom Stand der Sonne. Sie kommt im Dezember und Januar nicht über die bis zu 475 Meter hohen Berge und ist deswegen an einigen Orten nur für ein paar Stunden am Tag zu sehen. Am frühen Morgen ist genau das oben im Osten, in der Gegend um Santa Eulalia der Fall. An der Strandpromenade, wo sich im Sommer die Touristen um freie Plätze prügeln, haben nur zwei, drei Bars geöffnet, in denen man sich ein leckeres Frühstück holen kann. Bei 20 Grad mit Blick auf’s Meer lässt es sich aushalten. Danach wandert die Sonne runter Richtung Inselhauptstadt Eivissa und Salinas Beach. Da muss man sich dann entscheiden, ob man den Mittag auf der Burg in der Stadt verbringt, die Playa d’en Bossa mal ohne eine einzige Sonnenliege entlangläuft, oder sich am menschenleeren Strand von Salinas auf sein Handtuch wirft. Das menschenleere Ushaia mit abgeklebten Eingangsschildern sah vom Strand aus doch etwas seltsam aus.
Noch weiter an der Südküste entlang gelangt man am Ende bei Es Vedra. Rund um den magischen Felsen am südwestlichen Ende der Insel gibt es einiges zu Bewandern, was im Hochsommer ohne Hitzschlag fast nicht möglich ist. Vom alten Piratenturm, direkt gegenüber der beiden Felsen, hat man eine mega Aussicht auf die beiden sagenumwobenen Steinkolosse. Von hier gehen dann auch direkt einige Wege (wobei das Wort Wege übertrieben ist) hinunter zum Strand von Atlantis, wo früher ein Steinbruch war, der vom Meer aus erreicht werden kann. Durch den Abbau der Steine sind heute noch krasse Formen in den Felswänden zu sehen.
Nach der deftigen Wandertour gibt es für den Nachmittag zwei Optionen. Santa Gertrudis im Inselinneren ist die erste. Das kleine Dorf ist auch im Winter ziemlich in Action und alle Bars rund um die Dorfkirche sind geöffnet. Nicht entgehen lassen sollte man sich hier auf jeden Fall die Schinkenteller in der Bar Costa (Die ist auch im Sommer zu empfehlen.) und dazu einen Hierbas auf Eis. Die andere Option wäre der Sonnenuntergang an der Westküste. Am Sunset-Strip in San Antonio quetschen sich normal rund ums Cafe del Mar die Feierabendgieriegen – mit hohem Engländeranteil – um am Wasser und auf den Stufen davor die Sonne zu verabschieden. Bei unserem Besuch im Dezember waren es keine 2000 Leute, wie sonst, auch keine 200, sondern genau 2!
Winter auf Ibiza heißt also Entspannung pur, wenige Touristen und neue Plätze auf der Insel entdecken. Natürlich nur, wenn man sich ein Mietauto holt, mit dem man über die Insel fahren kann. Eine Ausnahme sind aber die Tage rund um Silvester. Da kommen dann doch viele Spanier vom Festland rüber und auch die Ibizenkos sind alle heiß aufs Feiern. Überall gab es Partys in den unterschiedlichsten Größen – wir haben bei der Vagabundosparty mit Nima Gorji in San Rafael und danach im Underground ins neue Jahr gefeiert. Vor allem im Underground herrschte eine ähnlich ausgelassene Stimmung wie im Sommer. Der Laden war gut gefüllt, die Drinks liefen in Mengen und der Sound ging durchweg nach vorne. Zum Abschluss hat es uns noch ins Bubbles am Jachthafen verschlagen. Ein kleiner Club im Hinterhof, der es ganz schön in sich hat. Am 1. Januar ging es dann direkt im DC10 beim Circo Loco New Years Day weiter. Hier waren beide Floors vollgepackt mit verrückten Leuten, die zum Sound von Dan Ghenacia, DJ W!ld, Sossa und vielen anderen Acts gefeiert haben.
Einen ausführlichen Bericht mit vielen Bildern von der Neujahrsfeierei dazu auf www.partysan.net.