Egal wohin man schaut – ob nun im EDM, Dance, Techno oder House Bereich: das Optische und die Visualität spielen eine enorme Rolle in der heutigen Darstellung von Künstlern und Musiklabels. Schon lange vor Corona war die Maske für viele Künstler ein wichtiger Teil ihrer Visual Identity.
Nicht selten nimmt die Identität und das Leben eines Künstlers einen bedeutenden Platz in der PR und Marketing Maschinerie ein. Aufsehenerregende Konzept-Pressefotos oder optisch besonders ausgefeilte Artworks gehörten schon immer zum Musikbusiness. Doch es gibt auch immer wieder Künstler die auf die Preisgabe ihrer wahren Identität verzichten und sich ausschließlich mit einer Maske präsentieren. Ob das immer Selbstschutz, Fokus auf die Musik oder auch Teil des Konzeptes ist, bleibt dahingestellt. Wir haben ein paar Acts unter die Lupe genommen.
DAFT PUNK – Helm statt Maske
Es steht wohl außer Frage: eines der erfolgreichsten und berühmtesten Duos im Bereich der elektronischen Musik sind Daft Punk. Seit den frühen 90ern arbeiten Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter zusammen und haben den Weg für den Erfolg von Frenchhouse gschaffen.. Kaum ein Archivfoto zeigt die beiden ohne ihre markanten Robotermasken. Selbst in den frühen Videos haben sie gänzlich darauf verzichtet sich selbst als Künstler zu zeigen und nur bei Live-Auftritten und den Pressefotos ihre Konterfeis mit den Helmen gezeigt. Mit global erfolgreichen Hits, diversen Alben und auch Soundtrack-Produktionen wie für den Disney Film TRON haben sie eine unglaublich große Fangemeinde. Ihre Bühnenshow gleichen atemberaubenden Lichtinstallationen, ganz abgesehen vom raumschiffähnlichen Konstrukt ihrer DJ Booth.
MARSHMELLOW – the next generation unter den DJs mit Maske
Nicht nur Skrillex und Martin Garrix haben den ebenfalls nur in seinem Kostüm zu sehenden DJ Marshmellow von Anfang an supported. Seit 2015 und seinen ersten Veröffentlichungen auf SoundCloud dominiert der Künstler hinter dem sich DJ und Produzent Chris Comstock verbergen soll, den Future House und Trap Markt. Auch bei YouTube läuft es richtig gut bei ihm mit knapp 50 Millionen Abonnenten auf seine Videos. Nicht nur seine Kooperationen mit kommerziell sehr erfolgreichen Sängern bescherten ihm einen enormen Erfolg sondern wahrscheinlich auch seine Gastauftritte in Hollywoodfilmen. Die Qualität der Produktionen sind ohne Zweifel fett, dennoch stellt sie auch hier die Frage ob nicht das Gesamtkonzept von Sound, auftreten mit Maske und der anonymen Darstellung zu dem Erfolg beigetragen haben.
deadmau5 – mit Maske und großen Ohren
Ohne den kanadischen Künstler deadmau5 wäre diese Liste definitiv nicht vollständig, gehört er doch ebenfalls zu den erfolgreichsten DJs weltweit und vertritt einen eigenständigen und frischen Sound. Er hat den Spagat zwischen Bigroom und elektronischer Szene geschafft und begeistert Raver gleichfalls wie auch das große Radiopublikum. Wenngleich er auch nicht ein ganz großes Spektakel um seine Identität macht und auch immer öfter ohne die Maske zu sehen ist, spielt auch hier die an eine Maus angelehnte Maske eine große Rolle. Vom Logo Artwork über Covergestaltungen bis hin zu jeglichen Pressefotos setzte der Künstler alles auf die Maus und startete damit eine der beeindruckenden Karrieren im DJ Business.
CLAPTONE – Deephouse trifft auf Maske
Hinter einer venezianischen Maske mag sich so manches verbergen. Bei dem Künstler Claptone handelt es sich, glaubt man den Gerüchten, gleich um mehrere Künstler die der Figur ihre Skills als DJ und Produzent verleihen. Darunter wohl unter anderem auch Malente. Auch hier wird der Ansatz verfolgt, dass es nicht darum gehen sollte, wer als Person hinter der Musik steht, sondern vielmehr wird der Fokus auf die Musik selbst gelegt. Die Maske gilt nur noch als Symbol mit vielversprechendem Wiedererkennungswert.
GWYLO – Maske als Smogschutz
Der rätselhafte britische Produzent und DJ GWYLO wurde in Hongkong geboren und lebte mit 18 Jahren bereits in 5 verschiedenen Ländern. Die Maske ist damit wohl eher als Hommage an seine Zeit in der asiatischen Smog-Megametropole zu sehen, jedoch als Markenzeichen nicht zu unterschätzen. GWYLO spielte in Indie-Bands in London und drehte Platten bei Untergrund-Raves in Hongkong und lebt mittlerweile in Berlin. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er dem Reiz der Berliner Musikszene und Clubkultur erlag. Die letzten Jahre hat er damit verbracht, Songs für eine lange Liste internationaler Künstler zu schreiben und zu produzieren. Eine dieser Kooperationen war die Zusammenarbeit mit Westbam, dem gefeierten „Gottvater des Techno“, auf einem Album mit vielen seiner Helden, darunter Kanye West und Iggy Pop. Jüngst veröffentlichte er mit KRIS MENACE und MILLÈ den Track Rome und ist nun solo mit seinem Track CAME TO SAY GOODBYE am Start.
Boris Brejcha – die Maske versteckt das Gesicht
Die Acts, die hier bisher genannt wurden, tragen die Maske vor allem, um ihre Marke einzigartiger zu machen. Boris Brejcha könnte das auch schon allein durch seinen innovativen Sound schaffen, die Mase hatte bei ihm anfangs aber einen anderen Grund. Als Kind erlitt er bei einem Unfall schwere Verbrennungen im Gesicht, die er damit verdecken und verstecken wollte. Obwohl Boris Brejcha sich mittlerweile auch oft ohne Maske zeigt, ist sie zu seinem Markenzeichen geworden. Masken und andere Verkleidungen findet man eigentlich eher im EDM- und Housebereich und nicht bei kredibilen Technoacts, dem Erfolg von Boris Brejcha in der Technoszene hat das aber nicht geschadet. Viele seiner Fans kommen auch zu seinen Gigs mit der venezianischen Brejcha-Maske und irgendwie ist das auch ein Schritt zurück in die Anfangstage der Raveszene in den 90ern, als man sich auch mit verrückten, bunten Accessoirs auf den Dancefloor gestellt hat.