Quelle: www.hafen49.de

Der Hafen 49 in Mannheim zwischen Lockdown und Neustart

Wie steht’s um die Veranstaltungsbranche vor der Sommersaison 2021? Ein Teil der Künstler und Veranstalter macht aktuell vor allem durch Jammern und Endzeitstimmung auf sich aufmerksam, ein anderer Teil scheint sich auf eine Zeit nach Corona vorzubereiten und die vielfältigen Förderungen und Hilfen dafür zu nutzen.

Robin Ebinger aus Mannheim ist Geschäftsführer der cosmopop GmbH und seit mehr als 25 Jahren ein innovativer Veranstaltungsmacher. Mit seinem Team ist er für große Events wie Time Warp und Love Family Park verantwortlich und auch für den Hafen 49. Die Location am Neckar, als Teil des Mannheimer Musikparks, wurde in den vergangenen Jahren in den Sommermonaten von allen großen Acts bespielt und vom Publikum aus ganz Süddeutschland und den angrenzenden Nachbarländern frenetisch gefeiert. Im letzten Sommer wurde der Hafen 49 dann auch von Corona ausgebremst, jetzt gab es aber ein Facebookposting, das Hoffnung macht:

Wir bringen den Kutter in Schuss! Dank des Rettungs- und Zukunftsprogramms „Neustart Kultur“ erhält die Hafen 49 Crew eine Infrastrukturförderung. Damit können wir pandemiebedingte Investitionen vornehmen und den Hafen für euch auf Vordermann bringen!

Das Facebookposting haben wir zum Anlass genommen, bei Robin Ebinger nachzufragen, wie die aktuelle Lage ist und was es mit dem Förderprogramm auf sich hat.

Ein kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr. Welche Veranstaltungen konntet ihr alle nicht machen und keine Gäste begrüßen?

Für uns ist die gesamte Festivalsaison 2020 ausgefallen. Angefangen mit der Time Warp, das vermutlich erste große Event das in Deutschland abgesagt wurde. Dann die gesamte Hafen49 Saison in Mannheim sowie das Hafenfestival. Im Sommer der Love Family Park in Rüsselsheim und das Destination-Festival Sonus in Kroatien. Unsere internationalen Time Warp Ausgaben im Herbst konnten ebenso wie der traditionelle Jahresausklang, das SEMF Festival in der Messe Stuttgart, natürlich auch nicht stattfinden.

Gib uns doch einen kleinen Überblick über euer Unternehmen. Wie viele Mitarbeiter arbeiten bei cosmopop, wie viele mussten oder sind in Kurzarbeit und an was arbeitet ihr jetzt gerade, wenn erstmal keine Veranstaltungen stattfinden können?

Wir hatten bei cosmopop sowie unseren weiteren Firmen um die 30 festen Mitarbeiter vor der Pandemie. Dazu kommen unzählige Minijobber in den Clubs. Aktuell sind außer den Azubis, dem Management sowie einigen wenige alle in Kurzarbeit. Wie du dir vorstellen kannst, bedeutet keine Veranstaltung durchzuführen, dennoch nicht nix zu tun zu haben. Das Gegenteil ist der Fall, zumindest für uns im Management und für die Azubis. Ich werde das oft gefragt, warum wir denn arbeiten wenn es keine Events gibt. Im letzten Jahr hatten wir sehr viel Aufwand mit Kundensupport, also Nachfragen zu ausgefallen Festivals sowie Ticketrückerstattung. Den Hafen49 haben wir erst als Hafenkiosk, dann als Hafenbar eröffnet. Dort konnten wir zumindest ab August dann einige Sitzevents mit DJs sowie eine Jazz Reihe präsentieren. Dazu kamen das Prüfen alternativer Geschäftsmodelle und Zwischennutzungsmöglichkeiten der Betriebsstätten. In der Verwaltung selbst ist auch ausreichend zu tun. Wir stehen im Kontakt mit Behörden und Verbänden. Wir prüfen Machbarkeit von unseren Events ab dem Sommer 2021 und sind im regelmäßigen Austausch mit Kollegen im In-und Ausland. Und dann gibt es diese lange Liste an ToDos zu der ich die letzten Jahre nie richtig gekommen bin. Seit Herbst beschäftige ich mich auch mit dem komplexen Förderprogramm „Neustart Kultur“. Wir nutzen die Zeit also um nach vorne zu schauen, Prozesse zu überdenken und uns auf den Neubeginn vorzubereiten.

Du hast „Neustart Kultur“ angesprochen. Was genau verbirgt sich hinter diesem Förderprogramm und wie könnt ihr es für euch nutzen?

Das Programm „Neustart Kultur“ hat diverse Teilprogramme. Eines davon ist das für „Pandemiebedingte Investitionen“. Darunter fallen Personal- und Sachausgaben, die wir genutzt haben für Maßnahmen zum Ausbau der eigenen IT Infrastruktur, der Beschaffung von Infektionsschutzausstattung sowie der Modernisierung und Einbau von sanitären Einrichtungen. Um es konkreter zu machen, wir können den Besuchern mit dem nächsten Öffnungstermin am Hafen49 u.a. zusätzliche WCs im Außenbereich bieten. Die Mindestförderung dieses Programm sind 5.000 Euro wobei der Eigenanteil mindestens 10% sein sollte.

Auf Facebook schreibt ihr „Die Vorbereitungen für die verschiedenen Szenarien laufen“. Wie sehen diese möglichen Szenarien aus und wie ist deine Einschätzung, wie die kommenden Monate, also die Hafen49-Saison ablaufen wird?

Wir haben die Open Airfläche Hafen49 bzw. die Hafenbar soweit spielfertig gemacht, dass wir jederzeit
in unterschiedlicher Skalierung öffnen können. Das ist ein Privileg dieser Location und auch, dass wir sowohl unser Büro wie auch das Lager in unmittelbarer Nähe haben. Das Ganze funktioniert auch nur mit einem motivierten und erfahrenen Team das in den Startlöschern steht. Dazu kommt das Kulturschaffende und Veranstalter – die nicht ständig durch öffentliche Gelder finanziert werden – immer flexibel sein müssen und die Kunst des Improvisierens beherrschen. Wie die Saison laufen und was alles möglich sein wird kann ich nicht einschätzen. Wir stehen so, dass wir uns schnell an mögliche Öffnungsszenarien anpassen können. Ich hoffe natürlich, dass wir spätestens im August mal wieder gemeinsam tanzen dürfen.

Vielen Dank Robin, für die Einblicke in die aktuelle Situation bei euch! Wir hoffen, wie sehen uns bald wieder mit guter Musik am Hafen49!

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