Zurück zur Werkbank! Denn eins ist klar: Ohne DJs, die Sets mixen, ohne Event-Manager, die Partys und Festivals organisieren, ohne Agenturen, die den Künstlern die Bürde des Organisatorischen nehmen, ohne die Crowd, die das Ganze erst über ihre Reaktionen zum Leben erweckt – ohne all sie: würde es keine Techno-Bewegung geben. Aber ohne Produzenten, Freunde, gäb’s gar keine Musik. Wer hat also im Jahr 2012 Substanz erschaffen, von der wir zehren? Wer war im Wortsinne kreativ?
Die Partysan-Leser haben abgestimmt und wie folgt entschieden. Hier sind sie, die besten Produzenten des Jahres 2012:
#10 Oliver Huntemann
Das letzte Album des Oldenburgers „Paranoia“ stammt aus dem November 2011, das mit Tracks wie „Tranquilizer“ oder „Delirium“ auch dem Folgejahr seinen Stempel aufdrückte. Das tat er nicht zuletzt durch die vierte Ausgabe der Live-Set-Compilation „Play! 04 Live in Melbourne“, der er die gleichnamige EP nachschickte. Mit Tracks wie „Tasmanian Tiger“ und „Melbourne“ schiebt der Ideal-Audio-Gründer knackig und dark ohne Ende nach vorn. Oliver Huntemann auf der 10.
#9 Deadmau5
2012 wiederholt Deadmau5 seinen Ausflug zum Rock (2011 remixte er Stücke der Foo Fighters) mit „Professional Griefers“ und der Stimme von Gerard Way, dem Sänger der Band „The Chemical Romance“. Der Track schaffte es nicht nur auf den Fifa 13 Soundtrack, sondern brach den Rekord des teuersten Musikvideos eines elektronischen Songs. Das Stück war ebenso wie die Titel „The Veldt“ und „Maths“ eine Single-Auskopplung des Deadmau5-Albums „The Album Title Goes Here“. Auf „The Veldt EP“ wiederum arbeitete er mit Chris James und Cypress Hill zusammen. Ein Tommy-Trash-Remix des Veldt-Tracks wurde sogar mit einer Grammy-Nominierung geehrt. Und auch bei den besten Live-Acts des Partysan-Award wurde Deadmau5 ausgezeichnet. Wir halten fest: Sehr umtriebig der Mann und verdientermaßen auf dem neunten Platz.
#8 Gary Beck
Mit seinem Album „Bring a Friend“ konnte sich der Schotte bereits auf den 7. Platz der besten Alben katapultieren. Sein straighter, teils düsterer, teils einfach nur pushender Techno hat sich im vergangenen Jahr ordentlich Gehör verschafft. Zusammen mit seinen Kumpels Slam aus Glasgow schmiss er zudem den Track „Harem“ auf den Markt und veröffentlichte ebenfalls 2012 zwei weitere Produktionen – „Ars Poetica“ und „Fabula“ – diesmal gemeinsam mit Mark Reeve aus den UK. Seine Produktivität belohnt Ihr mit Platz 8.
#7 Boys Noize
Auch Boys Noize ist beim Partysan-Award kein Unbekannter und hat sich mit seinem Killer-Album „Out of the Black“ seine Lorbeeren verdient. Kein Wunder also, dass der Mann weiß, wie man an den Reglern rumzufummeln hat, damit anschließend die Soundbombe hochgeht. Boys Noize auf der 7.
Beim „ravenden Ornithologen“ hallen vor allem die zwei Remix-Platten Diorama 1 und 2 aus dem Jahr 2011 nach. 2012 machte er dann mit seiner EP „Ein Stueckchen Urstoff“ samt der Tracks „Offenbach“, „Die Blaue Sekunde“ und „Mikroorganismen im Morgentau“ auf seinen Sound aufmerksam: Immer atmosphärisch, immer organisch. Ein komischer Vogel, zu dem das Genre „Electronica“ einfach zutreffender ist als „Electro“. V.a. aber schätzt ihr Dominik Eulberg schlicht als guten Produzenten. Wir gratulieren zu Platz 6.
#5 Paul van Dyk
Der Meister ist lange genug im Geschäft, um es sich leisten zu können, auch mal fünf Jahre auszusetzen. So viel Zeit verging nämlich zwischen seinem Album „In Between“ und dessen im Jahr 2012 erschienenen Nachfolger „Evolution“. Die Dance-Platte erfüllt auf Anhieb die Sehnsüchte der Partysan-Wähler und führt Paul van Dyk – neben seinen Remixing-Skills, wie er sie beim Track „Burn It Down“ für Linkin Park unter Beweis stellte – auf Platz 5.
#4 Solomun
Der Balkan-Hanseat, der mit seinem prämierten Label Diynamic (Mitgründer) und Clubbetreiber des Ego in Hamburg ohnehin knietief in der Electro-Szene steht, blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Er veröffentlichte die EP „Kackvogel“, mit der er auch auf der Watergate-Compilation landete und ist selbstverständlich prominent auf seiner Mix-CD „In Love With Diynamic“ vertreten. Doch seine Produktionen verschafften ihm nicht nur eine Top-Ten-Platzierung bei den Electronic Music DJ Awards Ibiza in der Kategorie „Deep House“. Die Jury des Awards verlieh ihm darüber hinaus die Auszeichnung als Producer des Jahres. Kein Wunder – das schätzten die Partysan-Voter schließlich ganz genauso ein. Platz 4 für Solomun.
Das nenn ich Zuspruch! Denn der junge Mann, der seinen Producing-Skills selbst recht kritisch gegenübersteht, hat es aufs Treppchen der besten Produzenten geschafft. Sein Album „Herzensangelegenheit“ – ebenfalls mit dem Partysan-Award prämiert – gefällt Euch offenbar so gut, dass Ihr seine letzten Zweifel einfach wegvoten wolltet. Mit seinen Mixes haut er ohnehin alle um. Platz 3 für Oliver Schories.
Der CLR-Label-Chef, DJ und Podcast-Moderator tritt ja mehr als Techno-Kurator denn als Produzent in Erscheinung. Und dennoch findet sich immer wieder ein Track von ihm in einer Compilation hier und ein Remix dort: z.B. ist er auf der Partysan-Day-And-Night-Compilation mit „La Sirena“ ebenso vertreten wie auf der DJ Emerson Mix-CD (u.a. mit den Tracks „Lie Down In Darkness“ zusammen mit Moby, „Turbular Chord“ und „Bauhaus“). Außerdem steuerte er der Compilation „Rough Cut Vol. 1“ auf Audiotools zusammen mit Andrew Wooden das Stück „Dadli“ bei. Platz 2 für Chris Liebing.
#1 Paul Kalkbrenner
Der Typ ist einfach nicht vom Thron zu stoßen. Nicht nur, dass Paul Kalkbrenner seit Jahren in der deutschen Techno-Szene und darüber hinaus tonangebend und erfolgreich ist. In diesem Jahr sahnte er bereits bei den Awards für den besten Live-Act UND das beste Album jeweils den ersten Platz ab. Wir ziehen den Hut, Herr Dauerbrenner, Sie haben es auch zum besten Produzenten 2012 gebracht. Unsere herzlichsten Glückwünsche!
Weitere Nominierte: Monoloc, Brian Sanhaji, Robert Babicz, Gregor Tresher, Superstrobe
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