Was wäre ein Sommer ohne den Love Family Park? Das wäre für einen Raver genauso fad wie für so manchen Fußball-Fan eine Saison ohne DFB-Pokal. Aber die Gesellschaft für Nacht- und Tanzunterhaltung kann aufatmen: Auch 2018 wird der Love Family Park gefeiert und wartet mit zumindest einer wichtigen Neuerung auf: In Rüsselsheim hat der Love Family Park nun eine neue Heimat gefunden.
Okay, Rüsselsheim. Die verkannte Stadt am Untermain, seit dem Hessentag im vergangenen Jahr korrekterweise „Rüsselsheim am Main“ genannt, von Bürgerinnen und Bürgern aber gern auch liebevoll als die „Kleinstadt des Verbrechens“ bezeichnet.
Love Family Park in Rüsselsheim.
Ja, das muss man erst mal sacken lassen.
Dabei hat das Festival eine wirklich steile Karriere hingelegt – von den sonnenbeschienenen Nachmittagen im kleinen Kreis weniger Hundert Tänzer im Hanauer Dunlop-Park, über die Hanauer Mainwiesen hin zum Messegelände in Mainz mit 20.000 Gästen. Und plötzlich wirkt Rüsselsheim gar nicht mehr so übel. Denn wer in Hanau und Mainz war, dem gefällt’s ja bekanntermaßen überall.
Die überaus erfolgreiche Entwicklung der 22-jährigen Festivalgeschichte ruht auf den Schultern Vieler, ist aber insbesondere auf die geschickten Hände der Mannheimer Agentur Cosmopop zurückzuführen, die das Festival zu dem gemacht haben, was es heute ist: einem Pflichttermin für alle Fans elektronischer Musik mit internationalen Größen auf den Bühnen und Gästen aus allen möglichen Hemisphären. Es ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass einer mit seinem guten Namen in der Dance-Szene immer für den Love Family Park stand und auch in diesem Jahr wieder Headline und Schirmherr ist: Sven Väth. In den Anfangsjahren galt der damals noch schlicht „Lovepark“ genannte Event als seine Veranstaltung – und irgendwie ist das trotz abnehmendem Wahrheitsgehalt auch heute noch so.
Dass das Festival in Rüsselsheim gelandet ist, hat laut Robin Ebinger von Cosmopop einige entscheidende Vorteile für alle Beteiligten. Das politisch in Hanau nicht mehr gewollte Festival hatte mit dem Messegelände in Mainz einen eher unglücklichen Ersatz gefunden. Anstatt saftiger Mainwiesen fanden die Veranstalter da eine Betonwüste vor. „Mit viel Arbeit und großem finanziellen Aufwand haben wir daraus eine Partyoase gezaubert, Rollrasen verlegt und aufwändig dekoriert“, berichtet Ebinger. Das sei einfach nicht mehr darstellbar gewesen, zumal Bauarbeiten am Messegelände die Organisation zusätzlich erschwert hätten.
„Also haben wir uns auf die Suche nach einer neuen Location gemacht und in Rüsselsheim vieles von dem gefunden, was wir uns wünschen. Nicht zuletzt kehrt das Festival wieder an den Main zurück“, schwärmt Ebinger vom neuen Gelände zwischen Landungsplatz und Bootshaus. Dazu sei gekommen, dass die Macher mit offenen Armen empfangen würden.
„Rüsselsheim hat beim Hessentag viel gelernt, was so große Veranstaltungen angeht. Wenn man sagt, dass man an einem Tag 20.000 Leute in eine Stadt bringen will, sehen das viele Verwaltungen als Problem. In Rüsselsheim sieht man den Love Family Park auch als Chance, an den Spirit des Hessentags anzuknüpfen.“ Logistisch habe die Stadt auch viele Vorteile, die Ebinger bereits in Hanau geschätzt habe. Zum Beispiel, dass der Bahnhof bequem zu Fuß zu erreichen ist. Und natürlich die saftig-grünen Mainwiesen.
Und wer nun denkt, dass Cosmopop mit dem Umzug in die Provinz auch Abstriche am Programm macht, der irrt. Natürlich ist Sven Väth wieder mit dabei, aber das gesamte Line-Up liest sich wie das Who-Is-Who einer ausschweifenden Ibiza-Party-Saison. Ebenfalls in der allerersten Reihe stehen der Superstar und begnadete Remixer Solomun, das Techno-Urgestein Richie Hawtin und DJ-Popstar Nina Kravitz.
Live-Acts gibt’s vom bekannten Berliner Produzenten Fritz Kalkbrenner (ja, der Bruder von Paul), dem sympathischen Naturburschen Dominik Eulberg (besuchen Sie seine Website!) und den Disco-Dance-Stars der frühen 2000er, Lexy & K-Paul.
Auch die etwas kleiner gedruckten Künstlerinnen und Künstler wirken ein bisschen wie der Blick auf die Ersatzbank des FC Bayern München: Hier nehmen diesmal Adriatique, andhim, Butch, Chris Liebing, Dixon, Karotte, Loco Dice, Moonbootica, Oliver Koletzki, Pan-Pot, Ricardo Villalobos und Seth Troxler Platz. Jeder dieser Künstler hat für sich genommen das Potenzial, einem Clubbetreiber ausverkauftes Haus zu bescheren.