Gayle San liebt schwäbisch Interview Partysan

Gayle San: Wenn das typisch schwäbisch ist, dann liebe ich schwäbisch!

Hi Gayle, Stuttgart ist für dich ja mittlerweile ein alt bekanntes Pflaster. Seit Jahren spielst du regelmässig bei uns in Benztown. Sei es im M1, Zapata, Romy S oder auch jetzt im Lehmann – überall bist du immer wieder gern gesehen. Wie würdest du die Stuttgarter Techno und Clubszene beschreiben und was hat sich deiner Meinung nach die letzten Jahre geändert?

Die Veränderungen, die ich in anderen Städten miterlebt habe, habe ich in den letzten Jahren auch in Stuttgart gesehen – es gibt immer Auf und Ab‘s, wobei ich mich lieber an die fetten Nächte erinnere, die ich in Stuttgart gehabt habe. Es gibt sicher viele Gründe dafür, warum es Clubs wie das M1 nicht mehr gibt, sei es einfach eine allgemeine Bewegung in der Technoszene oder die globale Wirtschaftskrise. Jedoch sollten wir lieber alle froh sein, dass es weiterhin gute Clubs und eine aktive Szene für Technopartys gibt, anstatt zu meckern.

Kannst du dich eigentlich noch an deinen aller ersten Gig in Stuttgart erinnern? Wo und wie war das damals?

Ja Gayle San AK-Frontklar! Das war im alten M1, direkt beim Bahnhof, vor mittlerweile sicher schon 12 Jahren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, denn die Atmosphäre und die herzliche Crowd waren echt was Besonderes. Das M1 hatte damals seine beste Zeit und ich war dann auch regelmäßig dort zu Gast.

Nach so vielen Gigs in Stuttgart und im Schwabenländle, gibt’s doch sicher auch etwas für dich, was typisch Stuttgart oder typisch schwäbisch ist?

Leider habe ich die Stuttgarter City trotz meiner vielen Besuche nie richtig erkundet. Ich komme eigentlich immer erst spät abends an, spiel dann mein Set und bin auch schon wieder weg. Jede Stadt hat aber ihren eigenen Style und eigenen Vibe und das ist auch in Stuttgart so. Ich erlebe hier immer eine sehr offene und freundliche Crowd, die eine super Atmosphäre in den Clubs schafft. Wenn das also typisch schwäbisch ist, dann liebe ich Schwäbisch!

Trotz der zahlreichen Gastspiele bei „uns“ bist du im Lehmann am 01.06. das erste mal, gibtst also deinen Einstand, dein Debut. Hast du denn schon eine Vorahnung was dich erwarten wird? Hast du dich vielleicht bei Freunden oder Kollegen über den Club informiert?

Ich habe schon von einigen Kollegen, die im Club Lehmann gespielt haben, gehört, dass es dort richtig zur Sache geht und ein gutes Publikum am Start ist. Das sind gute Aussichten und deswegen freu ich mich natürlich auf den Gig am 01. Juni.

Einer bei dem du dich auf jeden Fall haettest informieren können, ist unser Freund und immer wieder gern gesehener Gast: Sven Wittekind. Ich habe gehört das du uns Sven auch sehr gut befreundet seit. Ihr spielt in letzter Zeit auch sehr oft zusammen back 2 back. Wie kam es zu dieser Fusion, zu dieser Kooperation?

Gayle SanGenau, Sven habe ich auch gefragt und da er ein echt guter Freund ist, hat er mir eine ganz ehrliche Antwort gegeben zum Club Lehmann. Unser gemeinsames Back 2 Back-Projekt haben wir schon eine ganze Weile am Laufen. Es hat sich während gemeinsamen Studiosessions ergeben. Immer wenn wir Pause gemacht haben, haben wir gemeinsam ein bisschen an meinem DJ-Setup rumgespielt und uns irgendwann gedacht, dass das so viel Spaß macht, dass wir es auch live auf der Bühne machen können.

Auf Sven`s SWR Label ist auch ganz aktuell eine Ep bzw ein Track von dir erschienen. Jedoch warst du all die Jahre eher als Dj unterwegs und bekannt. Was Releases angeht war es eigentlich stets etwas ruhiger um dich. Bist du nicht gern im Studio? Oder woran liegt das, dass dein Output verglichen mit andern Künstlern eher etwas geringer ist.

Als ich mein Label Equator eingestellt habe, habe ich auch das Produzieren heruntergefahren. Deswegen gibt es aktuell, neben einigen Remixen für die Space DJz oder Mark Morris, nur das eine Release auf SWR. Neben dem Ende von Equator haben meine Gigs in letzter Zeit einfach sehr zugenommen und mir fehlt durch das viele Reisen einfach die Zeit, um im Studio zu sitzen. Außerdem habe ich zwei Wohnsitze in zwei unterschiedlichen Ländern, wodurch mir die Ruhe zum Produzieren einfach fehlt. Aber trotz allem habe ich es ja doch immer wieder ins Studio geschafft.

Können wir vielleicht in der Zukunft mit etwas mehr Gayle San Tracks und Releases rechnen? Vielleicht sogar mal einem Album? Denn, Mix Compialtions und Eps gibt es ja reichlich vor dir, aber auf ein „echtes“ Gayle San Album wartet die Techno-Welt schon sehr lange….

Dazu kann ich nur sagen: Ja, ihr könnt euch auf mein erstes Album freuen, das im Herbst endlich kommen wird! Seit Jahren ist es geplant und jetzt habe ich endlich die nötige Relaxtheit gefunden, um es anzugehen. Neben den vielen EPs und Mix-CDs die ich gemacht habe, bin ich aktuell auf Labels wie Elektrax Music in Australien und bei einigen europäischen Labels aktiv. Nebenher baue ich noch mein neues Label GSR (Gayle San Recordings) auf, das bald starten wird.

Kommen wir mal zu dir als Dj oder DJane. Sicherlich ist der digitale Umschwung auch an dir nicht spurlos vorbei gezogen. Ich denke das auch du nicht mehr mit Vinyl auflegen wirst. Wie sieht denn dein aktuelles Dj Set up aus?

Ich komme ja noch aus der Oldschoolzeit, als man seine Platten durch die Gegend schleppen musste. Deswegen war es für mich nicht einfach, mich vom Vinyl zu verabschieden, von diesen 25 Kilo, die mich jedes Wochenende begleitet haben. Als DJ muss man sich aber auch mit der Zeit weiterentwickeln und die neuen Technologien annehmen. Als die Vinylverkäufe und auch die Zahlen an Veröffentlichungen zurückgingen, wurde es immer schwieriger, gute Produktionen zu finden. Deswegen habe ich mich vor ein paar Jahren für CDs entschieden, bin mittlerweile aber auf Traktor und den Xone:4D umgestiegen. Durch dieses Setup habe ich so unglaublich viele neue Möglichkeiten, mit denen ich meine Musik während meines Sets kreativ umsetzen kann. Ich habe also durch den Laptop immer alles bei mir und mein Set entwickelt sich eigentlich mehr zu einem Live-Set als zu einem klassischen DJ-Set.

Warum hast du dich zu diesem Schritt entschieden und welche Vor und Nachteile hat dieser neue Weg für dich?

Es ist einfach ein völlig anderes Arbeiten, da ich nicht mehr nur die Tracks ineinander mische, sondern ständig eine Art Remix erschaffe. Als DJ fallen jegliche Einschränkungen von einem und man kann seiner Kreativität so richtig freien Lauf lassen. Es gibt aber trotz allem auch negative Seiten. Man hat viel mehr Taschen und Kabel bei seinen Reisen mit dabei und der Aufbau und die Verkabelung in der DJ-Box gestalten sich manchmal sehr kompliziert – das ist schon was anderes, als nur seine Plattenkiste mit sich rumzutragen.

Zum Abschluss würde mich noch eins interessieren. Du lebst in Heidelberg. Nicht in Frankfurt, nicht in Berlin und auch nicht in London. Warum gerade Heidelberg?

Nachdem ich 14 Jahre in London gelebt habe, brauchte ich einfach mal etwas mehr Ruhe und weniger Hektik. Ich war sehr oft in Heidelberg, weil mein Management hier ist und dann habe ich mich in die Stadt verliebt. Sie ist zwar klein und schön, aber trotzdem sehr weltoffen und nicht zu ruhig, deshalb gefällt es mir hier einfach. Außerdem liegt Heidelberg sehr zentral, damit ich zu allen meinen Gigs in Europa ganz praktisch hinkomme.

Hast du vielleicht noch eine kurze Message für unsere Techno-Heads? Was können wie bzw wir am 01.06.2011 im Lehmann von dir erwarten?

Also ich freue mich echt sehr auf die Nacht im Lehmann Club und die Crowd dort. Bei meinem Gig werde ich dann natürlich einige Sachen von mir spielen und vor allem meine neuesten Produktionen, die ich bis zum 01. Juni noch fertig bekomme.

Das Video mit Gayle San oben im Titelbild ist aus unserer Reihe SymPartysanten