Zieht’s euch rein, was so im Leben von Arno von Booka Shade abgeht! Der sympathische Deutsche ist dieses Mal dran mit dem Beantworten unserer Fragen!
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Walter und ich kennen uns schon sehr lange, über 20 Jahre. Wir lernten uns in der Schule, bessergesagt richtig klassisch in der Schulband kennen, er spielte Piano und ich akustisches Schlagzeug. Bei Songs von Van Halen oder Davis on the Road again rannten wir uns quasi über den Weg. Diese Lieder sind alle auf einer Tonlage und somit schön einfach zu spielen. (lacht) …Danach haben wir sehr schnell gemerkt, dass wir beide diese Passion für Musik und den Traum mehr daraus zu machen haben. Im stillen Kämmerlein begannen wir von da an zuerst mit 2 Kassettenrecordern Demos aufzunehmen. Später kam eine kleine 4-Spur Maschine dazu und vom ersten Geld wurden sofort ein Synthesizer und eine Drum-Maschine gekauft. So ging das in kleinen Schritten weiter bis wir letztendlich beim elektronischen Liveact gelandet sind.
Gehen wir noch weiter zurück. Wie seid ihr zum ersten Mal mit elektronischer Musik in Berührung gekommen?
Bei mir eigentlich durch meinen älteren Bruder. Er hörte damals natürlich Kraftwerk aber auch Bands wie Lincoln Parmer die in den 70igern eigentlich Hardrock spielten. Deren Keyboarder Keith Emerson hat mich zutiefst beeindruckt in dem er bei den Shows immer ein riesiges Messer dabei hatte und damit seine Orgel massakrierte. Das hat mir sehr imponiert (lacht)! Davon abgesehen fand ich ihren Schlagzeuger fantastisch. Da waren schon die ersten elektronischen „Tupfer“ drinnen in deren Musik. Später, in der Pubertät als New Wave kam, beeinflussten mich maßgeblich Bands wie The Cure und Depeche Mode. Bei Walter war es auch so ähnlich, er hörte auch noch Bands wie Santana.
Im Grunde genommen kamen wir zusammen zur elektronischen Musik und haben uns dafür begeistert. Anfang der 90iger begannen wir dann also unsere ersten Remixe zu machen.
Kannst du dich noch an dein erstes Vinyl erinnern?
Das weiß ich in der Tat noch sehr gut. Es war die Single „Le Freak“ von Chic die ich gebraucht von einem Supermarkt gekauft habe. Frag mich nicht warum, denn eigentlich sah das Cover nicht besonders sexy aus. Dass die Musik cool war wusste ich da ja noch nicht. Ich glaube es war purer Zufall, dass sich diese Platte gekauft habe.
Kommen wir zu einem Phänomen, mit welchem Ihr in Österreich zum Beispiel nicht konfrontiert werdet! Jedes Mal wenn Booka Shade bei uns im Line-Up vorkommt, steht der jeweilige Ort Kopf, aber wie erklärt Ihr es euch, dass Eure Musik in England z.B. bekannter und beliebter ist als in Deutschland?
Den großen Push in England bescherte uns zum einen Ibiza, als Body Language so erfolgreich wurde, schwappte das nach England über. Als wir das erste Mal im Fabric Club gespielt haben, hat uns das viele Türen geöffnet. Danach spielten wir viele Festivals in England, spielten natürlich dadurch weniger in Deutschland, somit hat sich das verselbständigt. Wenn du die Möglichkeit hast in London, Liverpool oder anderen Städten zu spielen, ist es natürlich interessanter als z.B. in Recklinghausen zu spielen, weil es einfach exotischer ist. Jetzt ist es in England so, dass wir wirklich Headliner sind. Zum Beispiel waren wir am Glade Festival Headliner. Soweit sind wir in Deutschland noch nicht obwohl wir am Sonne, Mond & Sterne oder Sputnik Springbreak gespielt haben. Jetzt zum nächsten Album werden wir wieder mehr machen, da werden wir eine richtig ordentliche Deutschland-Tour machen und in allen wichtigen Städten spielen.
Zu eurem Label Get Physical, welche Philosophie bzw. Idee steckt hinter dem Namen?
Die Philosophie ist eigentlich das, dass Get Physical schon alles aussagt. Die Lust am Tanzen, die Lust am Nachleben, die Lust zusammen zu sein mit anderen Leuten, zu schwitzen beim Tanzen, einfach dieses Gemeinschaftsgefühl zu haben. Wir kamen alle aus dem gemeinsamen Party-Machen und haben die Lust bekommen ein Label zu machen. Als wir 2002 das Label ins Leben riefen hatten wir alle schon unsere eigenen Geschichten, wir waren schon sehr lange als Produzenten dabei.
Viele Leute fragen „was gab es für einen Plan?“ Den gab es überhaupt nicht, es war von Anfang an mehr eine Spielwiese für uns alle gedacht wo wir die Musik rausbringen konnten die uns gefiel. Es gab sonst auch kein Label die solche Musik produzierte, obwohl wir zum damaligen Zeitpunkt noch gar nicht wussten was wir rausbringen sollten. Das ist das schöne und soll auch so bleiben, damit wir die Freiheit haben, die Musik die wir gut finden einfach rauszubringen. Auch wenn das mal ein Songwriter Album ist, dann möchten wir die Freiheit haben das einfach zu tun.
Wie findet ihr die Entwicklung der elektronischen Musik?
Eigentlich ist es relativ still momentan, wobei man immer etwas genauer hinschauen bzw. hinhören muss. Es kommen dann aus dem nichts neue Sachen! Es gibt wenige junge Leute wo ich sage die bringen auch wieder mal was Neues heraus. Es sind zwar meistens kleine Housebeats aber mit großem Gefühl im Break. Man muss vor allem den Mut haben etwas Neues zu machen. Das merken auch wir immer wenn wir in der Album Produktion sind, es ist schwierig sich da neu zu fordern. Daran hapert’s vielleicht manchmal, man muss sich wahnsinnig viel Mühe geben, viel Schweiß, Tränen und Anstrengung in so eine Produktion hineinbringen, dass es nach vorne geht und einen neuen Aspekt bringt. Aber es hat nie jemand gesagt, dass das alles so einfach ist. (lacht)
Wart ihr Privat auch schon mal in Österreich?
Ja klar, im Salzburger Land bin ich oft, da ich sehr gute Freunde in Gmunden habe.
Einer der schönsten Momente in eurer elektronischen Geschichte?
Ich kann dir 2 überwältigende Momente nennen. Zum einen war das das Pukkelpop Festival, wo durch Zufall ohne unserem Wissen auf Video mitgeschnitten wurde und wir das dann später auf unserer Tour Edition „Movements“ rausbringen konnten. Da ist ein DVD Teil dabei und ein Mitschnitt unseres Auftritts beim Pukkelpop Festival in Belgien drauf. Das Festival generell war umwerfend. Zum ersten Mal 12.000 Leute die alle mitgesungen haben. Das hat mich echt umgehauen, da hatte ich wirklich Tränen in den Augen und die ganze Zeit über ein Gänsehautgefühl.
Zum anderen gab es noch das allererste SONAR Festival bei dem wir gespielt haben. Es war ein ganz wichtiger Augenblick der allerdings für uns eigentlich in dem Moment noch gar nicht wahrnehmbar war. Der Raum indem wir spielten war wie aus Stein gemauert, wie eine Kirche und war Teil eines Museums wenn ich mich richtig erinnere. Es war ein sehr wichtiger Moment in unserer Karriere und ein wirkliches „aha“- Erlebnis. Ein sehr, sehr schöner Tag.