Hi Marcin, Du bist ja nicht gerade der “typische” Techno/House-Produzent.
Du hast mit einer klassischen Musikausbildung begonnen und warst auch viele Jahre in diesem Bereich der Musik aktiv unterwegs und auch sehr erfolgreich.
Wann und warum kam für dich der Punkt, dass du entschieden hast, nun elektronische Musik machen zu wollen?
Ich war schon immer auf der Suche nach neuen, spannenden Sounds. Dank meines Vaters habe ich dann Platten von Robert Hood, Joey Beltram, Jeff Mills und all den Jungs entdeckt. Er hatte einen Plattenvertrieb und sich darum gekümmert, dass einige coole Records auf den polnischen Markt gekommen sind. Außerdem haben mir meine Freunde immer wieder frühe Chicago House-Platten von Relief und so gezeigt und wir waren alle ganz heiß auf den Sound der No Future-Crew um Christian Vogel. Es war einfach eine spannende Zeit und ich habe nach und nach alles entdeckt, die ersten Partys, Platten kaufen und dann Geld sparen, für die ersten Geräte.
Ich könnte mir vorstellen, dass du bei dieser Entwicklung und Erfahrung nicht nur der typische „Ableton“-Producer bist, bzw. nicht nur Software und Presets benutzt. Gib uns doch bitte einen kurzen Einblick in dein Studio und was für Equipment du benutzt.
Mein Studio ist schon seit den Anfängen rund um Logic Audio aufgebaut. Heute verwende ich es in Verbindung mit Ableton hauptsächlich zur Samplearbeit, da Ableton ein super Werkzeug ist, um schnell mal Samples zu schneiden und zu bearbeiten. Neben diesen zwei Komponenten verwende ich hauptsächlich einen Nord Lead 3 Synthesizer, eine Monomachine und noch einen Eventide DSP 7000 und einen Ensoniq Dp4.
Als Monitore verwende ich Adam S3A. Meine Hauptsoundkarte ist eine RME Fireface, da ich schon seit über 10 Jahren mit RME-Karten arbeite und immer noch finde, dass sie einfach einen großartigen Klang haben. Vor einiger Zeit hatte ich noch Synthesizer wie den Korg MS50, oder von Roland den System-100M, aber mittlerweile muss ich echt sagen, dass ich mit Software einfach besser arbeiten kann.
Hardware ist schon super, um zu jammen und mal ein bisschen abgefahrene Sachen zu machen, aber im richtigen Einsatz habe ich nichts mehr davon. Ich habe meine Arbeit komplett in die digitale Ecke verlagert und produziere die meisten Sachen mit Logic, Ableton und Reaktor. Es ist teilweise auch echt schwierig, noch mit analogen Geräten zu arbeiten, da ich für meinen SP1200 z.B. gar keine 3,5“ Floppys mehr bekommen habe und mir sie zum Schluss immer aus Amerika importieren musste.
Arbeitest du, wenn du keine analogen Geräte mehr im Einsatz hast, dann mit richtigen Instrumenten?
Nein, eigentlich nicht. Ich konzentriere mich schon sehr auf samplebasierte Musik, wie man es vom ursprünglichen HipHop kennt. Ich mag immer ziemlich abgefahrene Sounds, die ich mit so genannten „echten“ Instrumenten gar nicht erzeugen könnte. Wenn ich also mit richtigen Instrumenten arbeiten würde, müsste ich die Aufnahmen dann so stark bearbeiten, dass ich es gleich komplett ohne Instrumente machen kann.
Dann ist dein Lieblingstool im Studio sicher auch was Digitales?
Ganz genau! Für mich ist Reaktor die beste Software überhaupt. Dazu kommt noch Five12 Numerology, eine , die echt abgefahren und total verrückt ist und gerade mal 100 Dollar kostet.
Wie fängst du einen neuen Track an? Hast du da ein Konzept oder jammst du einfach drauf los und schaust was dabei raus kommt?
In manchen Fällen steckt wirklich ein Konzept dahinter, das auf einem Sample oder einer Melody beruht, aber in den meisten Fällen jamme ich doch erst mal wild drauf los.
Was würdest du einem Anfänger raten? Tipps für Einsteiger?
Ich glaube, dass es immer gut kommt, wenn man verschiedene Sachen übereinander legt und gemeinsam bearbeitet. Du kannst zum Beispiel mit zwei Basslines arbeiten, die du dann mit den EQs gegeneinander veränderst und daraus einen derben Bassgroove entwickelst. Das gleiche kannst du natürlich auch mit zwei völlig unterschiedlichen Sounds machen. Es ist auch sehr wichtig, dass man sich mit der Räumlichkeit von Klängen auskennt und die exakte Mischung findet, ob ein Sound mal ein bisschen mehr nach links oder rechts gepegelt sein muss.
Macht es dir bei deiner Arbeit mehr Spaß, eigene Sachen zu produzieren, oder bei Remixen bestehendes Material zu bearbeiten?
Es geht auf jeden Fall schneller, einen Remix zu machen, da man da schon mal eine Grundlage hat und oft nur mit den Sounds experimentieren muss. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich lieber Remixe mache. Beides ist super.
Und wie ist es, wenn du im Club bist – spielst du lieber live oder als DJ?
DJing ist natürlich einfacher, da du als Live-Act schon etwas eingeschränkt bist und dein Set nicht für jeden Gig verändern kannst. Du spielst deine eigenen Tracks und auch wenn du jedes Mal ein paar Veränderungen vornimmst, ist die Basis doch immer die gleiche. Als DJ hast du mehr
Freiheiten, kannst länger spielen und auch abwechslungsreicher und du hast keinen Stress mit technischen Problemen.