Als eine der größten Open-Air-Techno-Partys hat die deutsche Loveparade Geschichte geschrieben und die Neunziger Jahre in Berlin geprägt. Mitte der Nuller Jahre zog sie um ins Ruhrgebiet, wo sie 2010 mit 21 Toten aufgrund einer Massenpanik in Duisburg ihr jähes Ende fand.
Seither ist die Szene in Schock. Einerseits. Andererseits versuchen sich stets neue Eventmanager an der Verlockung, die traditionelle Techno-Institution erneut zum Leben zu erwecken. Im letzten Jahr war z.B. die Plan B angedacht. Für 2014 treibt Christian Gernemann, selbst langjähriger Fan und Teilnehmer der alten Parade, eine Reinkarnation der Veranstaltung unter dem Namen „ Love Convoy“ voran. Als Ort des Geschehens ist der Lausitzring – die Rennstrecke anderthalb Stunden südlich von Berlin. Um ein Unglück wie 2010 zu vermeiden, sei geplant, die Teilnehmerzahl auf 100.000 zu begrenzen (in Duisburg sind es 1,4 Millionen gewesen).
Abfuhr statt Abfahrt
Einer lässt bei dem Projekt die Gegenliebe deutlich vermissen: Dr. Motte, einer der Väter der Loveparade:
„Es ist doch längst nichts Außergewöhnliches mehr, dass auf Formel-1-Rennstrecken Konzerte oder Festivals veranstaltet werden. (…) Warum also nicht ein elektronisches Musikfestival am Lausitzring? Und ob die Bühnen nun fest stehen oder in Form von Trucks die Rennstrecke abfahren. Who cares? Die Sicherheit der Teilnehmer muss an erster Stelle stehen.“
Dr. Motte habe derzeit „ganz andere Dinge im Kopf“. Innerhalb der „Betroffenen-Initiative LoPa 2010“ kämpfe er um den Erhalt der Rampe am Karl-Lehr-Tunnel als Gedenkstätte für Opfer und Hinterbliebene der Duisburger Katastrophe. „Das ist mir im Augenblick viel wichtiger, als mir Gedanken über irgendeine vielleicht stattfindende Veranstaltung von irgendwem irgendwo zu machen“, teilte er per Pressemitteilung mit.
Während sich Wirtschaftsvertreter und Betreiber für die Idee begeistern können, um die Region zu beleben, zitiert man Dr. Motte unbeeindruckt: „Lausitzring! Wo ist das denn?“ Die Welt schaue auf Berlin.