Daniel Steinberg gehört zu den Menschen, die auf den ersten Blick ungeheuer zielstrebig, fleissig und geradlinig ihre Ziele verfolgen. Je intensiver man sich mit dem Wahlberliner beschäftigt, desto überraschend vielfältige Seiten kann man entdecken. Der internationale Top Act und Labelchef kann bei weitem nicht nur schönen smoothen DeepHouse, mit dem er am 17. Januar im Kowalski bei der Deep Forest zu Gast ist. Zwischen seiner Australien Tour und Weihnachten hatten wir die Gelegenheit zu einem ausführlichen Interview:
Hallo Daniel, anlässlich Deines Gigs im Januar in Stuttgart haben wir nun endlich mal das Vergnügen, mit Dir zu sprechen. Du bist gerade aus Australien zurückgekommen, welche Eindrücke hast Du mit nach Berlin zurückgebracht?
Ich hatte das große Glück auf einer Farm im australischen Outback zu sein. Die Farm lag im Nirgendwo und der nächste Shop war über 3 Stunden entfernt. Kein Internet, kein Telefon – nur haarige Spinnen, tödliche Schlangen und wunderschöne Natur. Ich finde es wichtig, dass man sich von Zeit zu Zeit mal eine Auszeit gönnt, um dann wieder kreativ voll durchstarten zu können.
Letzte Woche ist Deine neue EP My World rausgekommen. Hinter dem Titel My World und Deinen Posts auf FB könnte man eine tiefere Bedeutung vermuten, inwieweit steckt tatsächlich was dahinter?
Die neue E.P. ist eine kleine musikalische Reise. Man hat die Möglichkeit, drei verschiedene Genre zugenießen. Von Tech-House bis Nu-Disco bis hin zu Electronica ist alles dabei.
Als Daniel Steinberg stehst Du für einen sagen wir doch etwas anderen Stil in der elektronischen Tanzmusik, der für uns im Süden dazu noch eng mit Berlin verbunden ist. Wie kommt das Deiner Meinung nach, hat sich dieser Sound von sozusagen inneren heraus entwickelt oder haben sich per Zufall oder sogar ganz bewusst die entsprechenden DJs und Produzenten in Berlin versammelt? Könnte man vielleicht sogar behaupten, dass der sehr melodiöse, groovige und funky Sound ein Gegenpool zur Detroit Techno Szene ist?
Ich denke, Berlin ist ein perfekter Ort zum Leben, wenn Du DJ oder Produzent bist. Es ist preiswert und die Stadt hat diese einzigartige Clubszene. Wenn ich international unterwegs bin, werde ich oft gefragt, was in Berlin abgeht. Berlin ist bekannt für den Detroit Einfluss. Ich persönlich bin mehr von der New York oder Chicago House Szene beeinflusst worden. Ich denke, dass kann man auch in meiner Musik hören.
Seit Deinem ersten Release Ende 2006 hast Du in einem rasanten Tempo die Welt erobert, das kann doch schon so sagen oder? Wenn Du an die Anfänge zurückdenkst und mit Deinem heutigem Leben vergleichst, was willst Du nicht missen und was vermisst Du manchmal?
Wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke, hat sich die Szene in den letzten Jahren sehr verändert,. Es ist viel professioneller geworden und oft steht das Geld im Vordergrund. Beides hat seine guten und schlechten Seiten.
Kommen wir nochmal zu Deinen Produktionen: In den letzten Jahren hast Du nicht gerade wenig Releases auf wichtigen Labels rausgebracht, auf Deinem Label Arms & Legs hast Du gefühlt nochmal an Geschwindigkeit zugelegt. Was waren Eure Beweggründe, den Stress mit einem eigenen Label auf sich zu nehmen? Ist es die Freiheit wert, das zu tun, was man will?
Ich mache das Label mit Nils Ohrmann zusammen. Er ist ein guter Label-Partner und einer der coolsten Typen in Town. Ich denke schon, dass ein eigenes Label mehr Freiheit bedeutet. Wir können releasen, was wir wollen und müssen keinen A&R Regeln befolgen wie zum Beispiel bei anderen Labels.
Im Moment spreche ich ja mit Daniel Steinberg, den Harry Axt gibt’s ja auch noch, wer ist das denn eigentlich? Und wer hat denn nun als erstes mit der Musik angefangen?
Harry ist das schmutzige und dunkle Ego von Daniel. Harry hat auch eine längere Historie und startete seinen ersten Release vor 10 Jahren auf Grand Petrol.
Als Harry hast Du Dich ja auch mit Remixen oder Edits von ganz frühen Klassikern von Yves Deruyter bzw. Cherrymoon Traxx ausgetobt, war das sozusagen ein lang gehegter Wunsch von Dir? Und wenn ja, steht ein Release bei Bonzai oder gar ein Gig auf einer großen belgischen Festivals auf Deiner Wunschliste?
Und ob die Bonzai Trax auf meiner Wunschliste standen! Es war eine große Ehre von den beiden Rave-Klassikern frische Remixe machen zu dürfen. Ich hatte eine Menge Spaß am Remixen und wundervolle Erinnerungen an alte Ravetage kamen dabei zurück.
Viele ambitionierte Newcomer wünschen sich ja so eine Karriere wie Deine. Wenn man allerdings etwas mehr Einblick hat, sieht die vermeintliche Sonnenseite mit Gigs und Feierei am Wochenende und Erholung und bisschen Produzieren unter der Woche doch etwas anders aus. Wie kriegst Du das im „Eheleben“ mit Harry alles gebacken, wieviel Zeit bleibt noch für Privatleben?
Ich denke, um wirklich erfolgreich zu sein, muss man sich seiner Leidenschaft komplett hingeben. Oft sitze ich drei Tage nonstop im Studio und rede oder telefoniere mit niemandem. Da ist es wichtig, gute Freunde und Familie zu haben, die das verstehen.
Klar darf bei einem Interview Ende des Jahres der Klassiker aller Fragen nicht fehlen: Wie sehen Deine Pläne für 2014 aus? Und gibt’s etwa auch ein paar gute Vorsätze zum neuen Jahr?
2014 ist Harry´s Geburtstag. 10 Jahre! Harry´s Debut-Album ,,Planet Axt,, ist dann auch schon 5 Jahre her. Es wird höchste Eisenbahn für ein neues Album. Von Daniel könnt ihr Anfang nächsten Jahres eine Single auf dem englischen Label ,,Defected,, erwarten.
Last but not least: Am 17.01.2014 bist Du in Stuttgart im Kowalski, was weißt Du über den Club und die Deep Forest Reihe? Und was bringst Du mit uns Schwaben und unserer Benztown Metropole in Verbindung?
Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen im Kowalski zuspielen. Freu mich aber jetzt schon riesig auf den Abend. Stuttgart ist eine wunderschöne Stadt und die Schwaben können feiern als wenn’s kein Morgen gäbe!
Lieben Dank für Deine Zeit – wir sehen uns im Januar in Stuttgart.
Danke Euch!