Daniel Stefanik ist derzeit in aller Munde. Sein neues Album Confidence auf Cocoon und seine Gigs auf Ibiza sowie den großen Festivals bescheren dem Sonnenschein aus Leipzig sowohl hierzulande als auch international gehörig Aufmerksamkeit. Der Erfolg ist ihm bisher nicht zu Kopf gestiegen: Ich hab ihn weder erkannt, als wir uns auf Ibiza in einem kleinen Fincahotel zufällig kennengelernt haben, noch hätte ich ihn und seine Frau in den völlig überdrehten Techno-Zirkus auf Ibiza eingeordnet. Der Klassiker: „Und was habt Ihr hier so alles unternommen…?“ hat eine lawinenartige Überraschungsserie losgetreten…
Hallo Daniel, wir haben uns ja ganz überraschend auf Ibiza kennengelernt, Du warst super erholt und ganz entspannt, konntest Du Dir das über die beiden letzten Wochen noch bewahren?
Naja, meine richtige Erholung erlebe ich meistens erst im Januar, wenn ich im Skiurlaub bin. Aber Ibiza war toll, eine wunderschöne Insel und ich hatte dort eine wirklich coole Zeit.
Du warst ja dieses Jahr so ziemlich auf jedem Festival gebucht, hattest Bookings quer durch Europa und warst meines Wissens nach dieses Jahr auch das erste Mal mit zwei Gigs auf Ibiza bei der Cocoon@Amnesia. Welche Gigs sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich muß sagen, dass ich dieses Jahr wirklich das Glück hatte, dass jedes Festival ein Highlight für mich war. Ob Green & Blue (Obertshausen), Think (Leipzig) oder SMS (Saalburg), irgendwie war es immer der Knaller! Ja und Amnesia ist einfach mal richtig genial. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, ein geiler Club!
Bei unserem Treffen hattest Du mir auch erzählt, dass Du eng mit Mathias Kaden befreundet bist (Deine Kirsche ;)), mit dem Du auch immer wieder gemeinsam auflegst und Ihr zwei habt ja mal richtig Spaß zusammen an den Decks. Was ist das besondere für Dich, wenn Ihr beide gemeinsam an den Decks steht?
Da haben sich damals 2005 einfach 2 Typen getroffen, die das Glück haben, ihre Leidenschaft ausleben zu dürfen. Er ist mehr mit House aufgewachsen, ich mehr mit Techno. Wir spielen uns während der Sets dauernd die Bälle gegenseitig zu und dabei können wir uns immer wieder aufs Neue überraschen. Es macht dann einfach unheimlich viel Spaß! Dazu kommt, dass wir über die Zeit auch eine sehr schöne und enge Freundschaft pflegen. Es tut gut, wenn man einen Menschen in diesem Business hat, dem man absolut vertrauen kann. Wir telefonieren auch jede Woche miteinander und tauschen uns aus.
Trotzdem Du ja schon ein paar Jährchen als DJ und Produzent unterwegs bist, wirst Du interessanterweise ja immer noch als Newcomer bezeichnet, woran liegt das Deiner Meinung nach und wann bzw. durch was kam Dein sozusagen Durchbruch als internationaler Künstler?
Das mit dem Newcomer ist schon ok. Irgendwie fühlt sich ja auch für mich alles noch total frisch an. Es ist auch völlig egal, dass ich 1994 meine erste Technoplatte gekauft habe und auch schon zu der Zeit Musik produziert habe – es ist gut so, wie alles gelaufen ist, gut Ding will Weile haben. Ich konnte in der langen Zeit eine Menge lernen und fühle mich dadurch den neuen Aufgaben sehr gewachsen. Ich habe mittlerweile eine Menge Künstler kommen und gehen sehen. Das ist total verrückt: So schnell wie sie an Dir vorbei gerauscht sind, so schnell sind sie auch schon wieder weg. Ich selbst mag die Beständigkeit und die kommt bekanntlich über die Zeit.
Nun aber zu Deinem Album „Confidence“, das diese Tage auf Cocoon erschienen ist: Es ist nach diversen EPs Dein zweites Album und diesmal hast Du wieder Cocoon als Label ausgewählt, wie kam es dazu?
Dadurch, dass ich dieses Jahr meinen Agenturwechsel von Freude am Tanzen zu Cocoon vollzogen hatte und ich nach 4 Jahren mal wieder ein Album produzieren wollte, hatte sich das einfach angeboten. Außerdem ist das doch das Größte, was mir passieren konnte, oder?
Du hast ja relativ lange daran gearbeitet und ein sehr facettenreiches Album herausgebracht, das sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt. Wie würdest Du den „roten Faden“ durch die Tracks beschreiben?
Super, dass mit den Schubladen ist mir eh zu wider! Was der rote Faden ist, weiß ich auch nicht wirklich, aber ich weiß, er ist da! Es fällt mir schwer, über meine Musik zu sprechen bzw. sie zu beurteilen. Für mich ist „über Musik sprechen“ wie „zu Architektur tanzen“. Natürlich ist mein Album von meinen musikalischen Vorbildern geprägt, der klassische Detroitsound steckt ganz tief in mir und beeinflusst mich extrem. Dennoch ist mir während der Produktion aufgefallen, wie sehr mich inzwischen auch der frankfurter Sound beeinflusst. Sven Väth, Heiko Laux oder Ricardo Villalobos, um nur 3 Namen zu nennen, spielen schon eine starke Rolle in meiner musikalischen Vergangenheit. Für den experimentellen Part mach ich ganz klar Warp und seine Protagonisten Autechre, Bords of Canada und Aphex Twin verantwortlich. Diese Platten habe ich damals blind gekauft. Das ist einfach sehr gute, ja schon geniale Musik.
Einige Tracks Deines Albums – die offensichtlich eher für den Clubfloor kreierten – sind nur auf Vinyl verfügbar und es gibt ja zwei Editionen des Albums (Vinyl/CD), welche Idee steckt dahinter?
Cocoon und ich haben uns gedacht, dass wir für diejenigen einen Anreiz schaffen müssen, die sich die Schallplatte kaufen. Exklusive Tracks für das jeweilige Format war dann so die Idee und dem entsprechend habe ich die Trackauswahl getroffen. Deshalb ist die Vinylversion etwas mehr für den Dancefloor und die CD auch für das Auto gut. Der Vinylkäufer bekommt sogar die CD dazu!
Ein Track heisst Distillery, hast Du ihn Deinem Heimatclub in Leipzig gewidmet?
Ich wollte dem Club einfach etwas zurück gegeben. Mittlerweile bin ich seit 7 Jahren dort Resident-DJ und wir sind zusammen Höhen und Tiefen durchlaufen. Wir konnten immer sehr ehrlich miteinander umgehen. Es ist sehr hilfreich, wenn man einen Ort hat, an den man sich über die Jahre immer wieder präsentieren kann. Mal spielst du das Warm Up, dann mal wieder nach dem Mainact und wenn der aus irgendwelchen Gründen ausfällt, dann auch gern die Primetime. Mit jedem Abend lernst du etwas Neues dazu. Ich denke, in der Distillery ist meine Basis entstanden, auf die ich meinen Erfolg bauen konnte.
Neben Deinen eigenen Releases bist Du ja ein gefragter Remixer, was können wir denn nach Deinem Album noch so alles von Dir erwarten?
Zur Zeit arbeite ich am 3. Teil der Serie „In Days of Old“ auf Kann Records. Sie soll nächstes Jahr erscheinen. Generell möchte ich aber im Studio erstmal wieder mehr experimentieren und neue Sachen ausprobieren. Ich beschäftige mich auch mit Max/MSP und finde es gerade ganz spannend, was damit alles möglich ist, des weiteren baue ich mir gerade ein Modularsystem auf, was natürlich musikalisch ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Am 17. November bist Du bei uns in Stuttgart im Romy S. an den Decks, wirst Du uns ein reines DJ Set bescheren oder gibt es auch ein paar Live Performances von Deinem neuen Album?
Am Wochenende lebe ich gern das DJ Ding aus und ich werde mit Sicherheit den einen oder anderen Track aus meinem Album spielen – aber nicht live performen.
Inwieweit denkst Du überhaupt daran, auch mal live zu performen oder willst Du lieber beim Auflegen bleiben?
Im Moment überlege ich tatsächlich, wie ich vielleicht beides miteinander kombinieren könnte. Inspirierend dazu war das Liveset von Henrik Schwarz. Er geht ja auch immer ab wie eine Rakete hinter seinem Equipment und bislang war ich der Meinung, dass ein Rechner für mich da eher hinderlich wäre.
Zu guter Letzt: Wir Sachsen und Schwaben haben ja diverse Gemeinsamkeiten wie häufig imitierte Dialekte, notorisches Understatement, Sportwagenwerke…was weißt Du denn noch von uns Schwaben und was wünscht Du Dir von uns am 17.11.?
Eine Weisheit, der auch ich als Sachse einfach zustimmen muß: „A bissle domm isch jeder, abbr so domm wia mancher isch koiner.“Und für den Abend im Romy S. kann ich nur sagen: „A halber Balla isch glatt nausgschmissas Geld!“ In diesem Sinne!
In diesem Sinne! Wir sehen uns in der Romy 🙂