DJ, Radiomoderator, Musicalfan, Konzertdauergast. Karotte wird 50 und zu diesem Anlass schauen wir gemeinsam mit dem Musikfreak Peter Cornely auf Releases und Künstler, die ihn auf seinem Weg begleitet haben.
DJ Karotte ist nicht nur in seiner Funktion als Entertainer an den Decks ein ausgezeichneter Musikexperte, er begeistert sich auch für viele andere Genres abseits der elektronischen Musik. Geboren wurde er im Saarland, wo er mit Pop- und Punk aus ganz Europa in Kontakt kam und parallel dazu die musikalischen Fühler in Richtung Hessen ausgestreckt hat und im Stammheim und im U60311 zum Resident wurde. Die musikalische Vielfalt begleitet Karotte jetzt seit 50 Jahren und wir haben uns zusammen mit einigen Albencovern auf eine musikalische Zeitreise mit ihm begeben und ihn zu Wort kommen lassen.
The Beatles – Abbey Road // 1969
Die haben auf jeden Fall tolle, erfolgreiche Popsongs gemacht, aber ich bin kein Fan von ihnen. Das Album „Abbey Road“ stammt zwar wie ich aus dem Jahr 1969, aber da hab ich natürlich noch keine Musik bewusst gehört. So richtig los ging es bei mir mit dem 80er Pop aus England und viel Indiemusik wie The Ramones und den Pixies. Ich bin ja im Saarland groß geworden und da haben wir schon ganz früh Musikfernsehen bei RTL aus Luxemburg empfangen, was es in Deutschland damals noch nicht gab und da habe ich dann nachmittags immer fleißig die Musikvideos der englischen Künstler aufgenommen. Auch im Radio gab es damals noch bessere Sendungen, bei denen neue Musik vorgestellt wurde, worüber ich auch viel interessanten Sound entdeckt habe. (Es lohnt sich mal ins Album reinzuhören. Die Beatles haben bei der Produktion zum ersten Mal den Moog Synthesizer IIIp verwendet, der uns auch in der elektronischen Musik immer wieder begegnet.)
Die Fantastischen Vier – Jetzt geht’s ab // 1991
Ich streite mich immer mit den Fantas ob das Album schon draußen war als ich sie zum ersten Mal live gesehen habe, oder nicht. Das war 1991 auf der Loreley bei einem HipHop Openair mit Ice-T, Rebel MC und anderen großen Künstlern der damaligen Zeit, bei dem die Fantastischen Vier eigentlich gar nicht gebucht waren. Sie sind dann aber für einen anderen Act eingesprungen und haben uns völlig unerwartet weggerockt mit ihrem deutschen Rap nachmittags um drei und seitdem finde ich sie einfach geil und finde sie die beste deutschprachige Band ever. Über die Turntablerocker habe ich dann irgendwann Michi Beck kennen gelernt und so kam der engere Kontakt zustande und jetzt bin ich noch öfter bei den Konzerten. Die Fantas sind meine absolute Lieblingsband und nur Duran Duran finde ich noch besser. Leider kommen die fast nie nach Deutschland, weil sie vor allem in Amerika und England erfolgreich waren.
Laurent Garnier – Shot in the dark // 1993
Uns verbindet eine jahrelange Freundschaft seit den frühen 90ern und dazu ist er auch mein absoluter Lieblings-DJ. Das erste Mal hab ich ihn gehört, als er in einer Woche drei Mal in Frankfurt gespielt hat. Mittwochs in der Box, freitags im Omen und sonntags im Dorian Gray und ich war bei allen drei Partys. Wir hatten damals nur was über ihn gelesen, aber keine von uns kannte ihn und dann hat er uns drei Mal weggehauen, jeweils mit einem komplett anderen Set. Er ist für mich gemeinsam mit Carl Cox der musikalisch versierteste DJ, ein absoluter Gott und deswegen auch für uns anderen DJs der DJ für die DJs. Er spielt in seinen Technosets auch mal einen Ambient- oder Rocktrack und fliegt mit einem durch die Musikwelt. Deswegen freue ich mich auch sehr, dass er an meinem Geburtstag spielt. (Anmerkung: Am 23.02.3019 feiert Karotte seinen Geburtstag mit einem Warehouse-Rave in Frankfurt mit den Gästen Laurent Garnier, Gregor Tresher, und Alexander Aurel)
Pink – Missundaztood // 2001
Sie ist für mich die beste Entertainerin der Welt, die super Popmusik macht. Ihre Songs sind vielfältig und witzig und sie kann im Gegensatz zu vielen Kolleginnen auch richtig gut singen. Genau wie Robbie Williams braucht sie eigentlich gar keine Show auf der Bühne, denn sie selbst ist die Show. Deswegen gehe ich auch diesen Sommer zu drei Konzerten ihrer Tour. Nachdem ich im letzten Jahr leider nicht so viel Zeit für Konzertbesuche hatte, werden es 2019 umso mehr und ich hab neben Pink schon Tickets für Jamiroquai, Giorgio Moroder, Hugh Jackman und natürlich die Fanta 4.
(Anmerkung: Für die Pink-Tour im Sommer gibt es übrigens noch Tickets für die Konzerte in Stuttgart, Hannover, Berlin und München, falls ihr auch Bock darauf habt.)
Karotte – U60311 House Compilation // 2002
Das war meine erste Mix-CD, die sich damals wahnsinnig gut verkauft hat und die ich immer noch sehr geil finde. Vom U60 gab es zuerst die Technocompilation von Chris Liebing und dann kam die Housecompilation von mir. Das Cover mit der Karotte als Tonabnehmer für die Platte hat damals der Szenefotograf Ernst Stramann gemacht und die Grafiker dann zwei Monate daran gebastelt, damit es so gut aussieht. Die CD höre ich immer noch gerne und muss dazu sagen, dass ich sie damals mit Platten gemixt habe und nicht mit dem Computer, wodurch auch kleine Fehlerchen darauf zu hören sind, was so einen Mix ja auch ausmacht und lebendig macht. Eine weitere, wichtige Mix-CD war die erste Karottes Kitchen im Jahr 2007. Früher habe ich immer die HR Clubnight im Radio gemacht und da ich Radio ganz cool finde, wollte ich nach dem Ende der Clubnight eine eigene Radioshow bei youFM machen, wir sind uns aber über das Konzept nicht einig geworden. Ich wollte eine Personalityshow machen, die ich immer live moderiere und gelegentlich Gäste einlade, da gab es aber keinen passenden Sendeplatz. Gemeinsam mit cosmopop (die Mannheimer Agentur, die unter anderem die Time Warp und den Love Family Park veranstaltet) haben wir Karottes Kitchen dann eben bei Sunshine Live gestartet. Obwohl mir die wöchentliche Fahrt nach Mannheim ziemlich auf die Nerven geht, macht mir die Sendung mega viel Spaß und ich möchte so oft es geht live senden, damit die Tracks in der Sendung so aktuell wie möglich sind. Und wenn ich bald meinen Führerschein wieder habe, dann bin ich nach der Sendung auch schneller wieder zu Hause.
Dominik Eulberg – Flora und Fauna // 2004
Das erste und beste Album von Dominik, das immer noch modern und aktuell klingt. Mittlerweile ist mir sein Sound ein bisschen zu schräg und verspielt, Flora und Fauna war dagegen dafür gemacht, gespielt zu werden. Über den Track „Die Rotbauchunken vom Tegernsee“ habe ich ihn auch kennen gelernt, als ich in Bonn aufgelegt habe. Dominik hat zu der Zeit in Bonn studiert und als ich den Track gespielt habe, stand plötzlich dieser strange Waldschrat neben mir und hat mir klar gemacht, dass die Platte von ihm ist. Wir haben uns sofort super verstanden und haben uns an dem Abend gemeinsam einen reingesoffen, als ob wir uns schon zwanzig Jahre kennen würden. Das Album hat mich einen Sommer lang auf Ibiza begleitet. Wir haben auf unserer Finca eine Afterhour gemacht und dann das Album nachgespielt, wie die Rotbauchunken vom Tegernsee übers Meer nach Ibiza gekommen sind und solche Späße.
Gregor Tresher – A thousand nights // 2007
Gregor Tresher ist der beste Produzent überhaupt und ich finde „A thousand nights“ wurde nur noch von „Goliath“ übertroffen. Er ist auch ein sehr guter Freund, den ich auf eine witzige Weise kennen gelernt habe. Anthony Rother wollte gerne mit mir gemeinsam eine Nummer machen und deswegen habe ich ihn 2006 bei einer Party von ihm im MTW in Offenbach besucht. Da hat er mir dann Gregor Tresher vorgestellt und es war ähnlich wie mit Dominik Eulberg. Wir haben uns ein paar Minuten unterhalten und sofort so gut verstanden, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Einige Jahre früher habe ich auch durch einen Zufall Monika Kruse kennen gelernt. Am Anfang meiner musikalischen Karriere habe ich noch für ein Label gearbeitet und die DJs aus unserem Pool mit neuer Musik bemustert. Monika Kruse war auch eine davon, ich war mir aber sicher, dass die Mainstream-Releases die ich verschicken musste eigentlich nichts für sie waren. Deswegen habe ich sie irgendwann mal angerufen und ihr das erklärt und wir haben uns am Telefon sofort super verstanden. Es gibt in meinem Leben so ein paar Menschen, mit denen ich mich auf anhieb verbunden gefühlt habe, die alle sehr gut Freunde geworden sind.
Lieber Peter, wir wünschen dir zu deinem 50. Geburtstag alles Liebe, viel Gesundheit und viele fröhlichee Momente – danke dass du mit uns auf die musikalische Zeitreise durch die Pop-, Rock-, und Housegeschichte gegangen bist!