Slices Interview mit Ostgut Ton Labelchef Nick Höppner

Ostgut Ton Labelchef Nick Höppner: eine gewisse Wiedererkennbarkeit

Watergate, fabric, Tresor, Amnesia, Cocoon – dass Clubs häufig eigene Labels betreiben ist ja kein Novum mehr. Mit Ostgut Ton hat auch die Berghain / Panorama Bar Familie ihren eigenen Output geschaffen.

Slices Interview mit Ostgut Ton Labelchef Nick Höppner

Und das Konzept nur oder hauptsächlich Mixe und Tracks der eigenen Residents zu veröffentlichen hat sich ausgezahlt. Seit über 5 Jahren ist Ostgut Ton und fester Bestandteil der Labellandschaft und landet deswegen auch verdient im PARTYSAN.net Awards für Bestes Label 2011.

Aus diesem Anlass haben wir den Labelchef Nick Höppner im SLICES Interview für euch.

Ja, Ostgut Ton ist das Label von Berghain und der Panorama Bar. Das ganze gibt es jetzt schon seit Oktober 2005. Da haben wir damals angefangen mit der ersten Berghain Compilation, die Andre Galuzzi gemacht hat. Das war eigentlich auch so der einzige Aufhänger, irgendwie, für die Idee des Labels. Es gab da noch keinen großen Masterplan oder sowas, wie es dann irgendwie, dann, weiter gehen sollte. Und ein paar Monate später kamen dann Marcel Dettman und Ben Klock mit ein paar Tracks an. Und daraus ist dann das erste Vinyl-Release entstanden. Und auch da ging es dann eigentlich sehr sporadisch immer weiter. Es hat einige Monate bis zur nächsten gedauert. Die war dann von Paul Brtschtisch. Dann kam Marcel Dettmann Solo, und dann kam die erste Len Faki. Und ab da hat sich das dann so langsam zu einer regelmäßigen Sache entwickelt.

Aus meiner Sicht ist das auch eine naheliegende Sache, wenn man einen Club betreibt, und der schon ein gewisses Standing hat. Dann bringt das ganze natürlich auch das entsprechende Netzwerk mit sich, und so. Obwohl wir da von Anfang an das ein bisschen anders angegangen sind, und Ostgut Ton eigentlich wirklich so für den engen Kreis an Residents gedacht war.  Das ziehen wir bis heute eigentlich auch immer noch durch. Wobei wir jetzt auch schon seit längerem dazu übergegangen sind, zum Beispiel, für die Mix Compilations auch immer zwei 12-Inches rauzubringen, die dann Exklusivstücke enthalten. Und die kommen natürlich von Außerhalb, so zu sagen. Ich denke das ist auch ganz sinnvoll, weil man so die Gelegenheit hat das ein bisschen aufzulockern, und auch sonst auch ein bisschen zu zeigen wofür das Label steht, woran man interessiert ist.

Ich würde sagen dass man Ostgut Ton nicht wirklich auf einen Sound reduzieren kann, obwohl das natürlich geschieht. Aber wenn man sich anguckt wer alles bei uns veröffentlicht, dann ist die Bandbreite enorm groß. Auch wenn man jetzt nur mal die Technoproduzenten betrachtet. Von Marcel Fengler, über Ben Klock, Marcel Dettmann, Norman Nodge, Len Faki. Dann sind die alle extrem unterschiedlich. Und dann gibt es natürlich noch die House-orientierte Seite. Über Prosumer, Steffi, Tama Sumo, mich, auch mehr oder weniger, die alle natürlich auch ganz unterschiedliche Spielarten mit sich bringen. Wenn man sich halt irgendwie alles anhört was wir bisher veröffentlicht haben, denke ich, kann man da schon von einem recht breiten Spektrum sprechen.

Dadurch, dass wir eben überwiegend mit unseren Residents zusammen arbeiten, macht das überhaupt keinen Sinn uns Demos zu schicken. Natürlich bekomme ich alle Naselang welche. Aber die muss ich leider immer freundlich ablehnen,  weil es eben so ist, das es unser Konzept nicht wirklich zulässt.

Ich denke dass wir es beim Aufbau des Labels und am Anfang des Labels sicherlich ein bisschen leichter gehabt haben als andere, die jetzt eine Idee zu einem Label haben, und nicht so einen Club im Hintergrund haben. Das hat sich mit Sicherheit gegenseitig befruchtet, und da ist die so genannte Öffentlichkeitsarbeit… ist uns bestimmt ein bisschen leichter gefallen.  Mittlerweile denke ich aber, dass sich das Label durchaus von dem Club, so zu sagen, emanzipiert hat, obwohl die Verbindung natürlich untrennlich ist. Aber wenn man das jetzt woanders hin verpflanzen würde, so zu sagen, ist das stark genug, und trägt sich definitiv von alleine. Da ist die musikalische Identität… Hat so zu sagen den Club so nicht mehr notwendig. Obwohl es natürlich eine spitzen Sache ist. Nach wie vor.

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Also bei uns auf dem Label gibt es drei Formate, kann man sagen. Es gibt die 12-Inch-Serie. Da kommen 1-2 pro Monat raus. Dann gibt es die Mix-CDs, mit denen alles angefangen hat. Das ist einmal halt das Berghain. Das ist die Berghainserie. Das ist halt eher Technolastig. Und es gibt die Panorama Bar Serie, die ist eben Houselastig. Da haben bis jetzt Cassy und Tama Sumo ihre Mixe gemacht. Und im Januar kam noch Sub:Stance dazu, von Scuba, der hier vier Mal im Jahr freitags seine Dubstep-Parties veranstaltet. Das ist einfach eine interessante Verbindung gewesen, die auch zu so einem Release führen musste. Und darüber hinaus haben wir über die Jahre auch schon einige Artist-Alben gemacht.

Das fing an mit Prosumar und Murat Tepeli. Dann ging es weiter mit dem Shed Album. Dann haben wir Ben Klock und Planetary Assault Systems gemacht. Ende April ist jetzt das Marcel Dettmann Debutalbum rausgekommen. Zweites Shed Album kommt jetzt im August. Und das ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor, und für mich eigentlich auch das spannendste an dem Label, weil alle bisher Beteiligten, da doch, sich mal auf eine andere Art und Weise sich ausdrücken konnten. Und ich finde das auch absolut großartig hinbekommen haben bisher. Tja, so sieht es aus.

Das Image des Labels, da geht es ja jetzt so um die visuelle Identität, so zu sagen. Das liegt auf jeden Fall ganz stark in der Hand von Micha, einem der Betreiber hier, und unserem Grafiker Yushi Etiman, und eben auch dem Sven Marquardt, der eigentlich die meisten unserer Künstlerfotos macht. Und orientiert sich, hat sich schon von Anfang an schon orientiert an dem, was hier im Club passiert ist. Sei es über die Flyer, oder dem was halt auch in dem Club passiert. Wie der Club gestaltet ist. Das geht natürlich alles in so eine eher reduzierte, bis hin industrielle und düstere Richtung. Wobei ich auch nicht sagen würde das man… Dass das das einzige Thema ist.

Also wenn man sich unsere Cover ansieht, von denen es ja jetzt auch mittlerweile schon wirklich reichlich gibt, dann passen die immer erst mal zu der Musik. Also es gibt da sehr freundliche Cover. Wir hatten zum Beispiel für die erste Tama Sumo und Prosumer…  hat Harthorst was gemacht, was halt eben eher lustig und spielerisch und ein bisschen versaut war. Dann gibt es natürlich eher so schwarz-weiß Geschichten, und so, die dann auf so einen Sound von Marcel Dettmann eher passen, und so. Aber ich glaube da ist die Abwechslung auch gegeben.

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Ich denke dass es heutzutage super wichtig ist für eine gewisse Wiedererkennbarkeit zu sorgen. Das ist halt eben nicht mehr so einfach Leute im Plattenladen für sich… von sich zu überzeugen. Und von daher ist eine gewisse stringente grafische und gestalterische Idee eben ziemlich wichtig. Bei uns ist es halt so dass wir von Anfang an Vollcover gemacht haben. Das ganze Rough-side-out. Es ist immer eine Gestaltung, eine Fotographie, eine Grafik drauf. Und meistens eigentlich kein EP-Name. Es steht immer nur der Künstlername da, ist immer der gleiche Font, meistens auch immer in der gleichen Schriftgröße. Auch wenn das eine Release knallig bunt war, und das nächste ist wieder schwarz-weiß, sieht man trotzdem sofort, das es von uns kommt. Und das ist uns halt auch immer wichtig gewesen.

Ja, auf jeden Fall ist die Befriedigung bei der ganzen Sache wirklich enorm hoch, weil es wirklich aus dem Nichts kam, und wir von Anfang an gesagt haben „Wir gucken mal was passiert“. Natürlich hat man sich erhofft das das vorwärts geht, und so. Und dabei hat, wie schon jetzt mehrfach erwähnt, eine Rolle gespielt dass der Club zu dem Zeitpunkt auch schon ein gewisses Standing hatte.

Aber an sonsten kamen ja alle… war Ben Klock der einzige der veröffentlichungstechnisch bis dahin in Erscheinung getreten war. Der hat halt auf einer BPitch Control Sachen gemacht. Und Len Faki hatte halt auch seine Sachen am Laufen, bevor er nach Berlin gekommen ist. Aber der hat dann ja auch einen Schnitt gemacht, hat sich von seiner Vergangenheit mehr oder weniger getrennt, und hat dann neue Sachen aufgebaut.

Von daher, haben wir aus relativen No-Names doch was ganz tolles geschaffen… eigentlich.

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