Wir finnischen Holzfäller und der Ausdruckstanz. Tecktonik.

tecktonicDamals war es John Travolta – mit in die Höhe gestrecktem Zeigefinger und wippender Hüfte bekam er jede Frau in jeder Disco gleich mit Spagat vor sich auf die Knie. Nachdem er das weiße Jackett seines 70er-Jahre-Miami-Anzugs auszog, es über dem Kopf kreisen ließ und wegwarf, war ein neuer Tanzstil geboren.

Oh ja! Shagadellic Baby!
Da wurden die Mädchen weich und mitunter vielleicht sogar urophil, wenn John das gewollt hätte.
Als diese ihm auf glattem Discoboden durch die Beine rutschten, wären sie wohl auch zur Koprophilie bereit gewesen. Das waren mal Zeiten! Die Jacke weg, den Zeigefinger hoch, die Hüfte geshaked! Und lauthals geschrieen: „I´m Staying Alive! Staying Alive! I! I! I!“ Wie gern wäre ich auch so zeitig geboren worden, um dies ohne rot zu werden, ernsthaft in den Clubs zu bringen.

Manchmal frage ich mich, was mich eigentlich davon abhält?

Nach längerer Überlegung glaube ich, vor allem Türsteher, wenn ich nach Ausübung meiner John-Travolta-Moves noch einmal in denselben Club will.

Nun gut, es gibt ja viele Clubs auf Erden.
In manchen ereignet sich schon jetzt wieder ein ähnliches Phänomen wie damals zu Zeit der typologisch bekannten ABBA-Folter und den grausigen Squaredance-Ritualen – nur irgendwie cooler.
Nachdem schon der Jumpstyle aus den Benelux-Ländern für Furore in den Clubs sorgte – man beachte, dass irgendwelche Retro-Komiker dabei auf einem Standbein herumspringen und irgendwie mit dem anderen Fuß MC Hammer oder einen parkinsonkranken Erwerbs-Unfähigkeits-Rentner markieren – scheint dem immer noch nicht genug, kommt doch nun Tecktonik.

Tecktonik? Ja! Tecktonik!

Worum es hier geht und vor allem warum, ist schwer zu definieren.
Wieso denn Freaks aus aller Welt und momentan vorwiegend die aus Frankreich das bitte nun in Clubs, auf offener Strasse und im Prime Time Fernsehprogramm tanzen, ist rätselhaft und genau so zu entziffern wie die Hieroglyphe von I walk like an Egyptian. Ohne Worte!
Ich konnte mir auch nichts drunter vorstellen, bis ich es mir reingezogen habe.

Und zu diesem Neo-Disco-Move mit den fuchtelnden Armen existiert auch eine Club-Hymne namens „Alive“, die mich wieder zurück zu John Travoltas koprophilbereiten Weibern bringt.

Die nehmen nämlich auch Scheiße hin und ohne Widerrede zu sich.
Wobei wir auch wieder bei der Frage angekommen sind: Heißt es eigentlich die oder das Nutella?

Na ja. Schwamm drüber. Jedenfalls kommt der oder das Tecktonik langsam auf uns zu.
Mit rasiertem Vokuhila, aufgesetzter Pornobrille und diesem Hymnen-Sound schafften es die Franzosen von „Yelle“ schon mal auf Platz 2 der französischen Charts. Tecktonik scheint nun so unaufhaltbar wie der Blop! Bald werden wohl alle Armen rumfuchteln!

Staying Alive! Staying Alive! I! I! I!
Ich muss kotzen, wenn ich zu viel daran denke!

Deswegen habe ich mich auch mit diesem Motto abgefunden.
We are Disco-Stew!

Und Deutschland ist Papst!
Und vielleicht auch bald Tecktonik…
Ach ja – Jumpstyle gibts ja auch noch …