Hallo Marco, erzähl uns doch mal, welche Idee hinter deinem neuen Album steckt und wie du auf den Titel „Play It Loud!“ gekommen bist!
Eigentlich ist das einfach die Gebrauchsanleitung, wie man das Album zu benutzen hat. Meine Musik ist von Grund auf groovy und eines der wichtigsten Elemente in meinen Tracks ist die Bassline – anders würde das Ganze keinen Sinn machen und genau deswegen habe ich das Album „Play It Loud“ genannt, denn genau das muss man tun. Die Idee dahinter ist die, mich 100%-ig selbst auszudrücken und den Leuten einen Eindruck davon zu geben, was ich als DJ mache. Es gibt eine gemixte Variante auf CD und ein Digitalpaket – alles mit bisher unveröffentlichtem Material, das ich zusammen gemixt habe. Das Gesamtpaket repräsentiert mich als DJ. Ich bin als DJ geboren und deshalb ist meine Musik auch dazu produziert, um von DJs gespielt zu werden. Wenn man also selbst kein DJ ist, macht es auch nicht wirklich Sinn, nur die einzelnen Tracks des Albums anzuhören. Aus diesem Grund habe ich auch diese gemixte Version gemacht, da die Leute mich so einerseits als Produzent kennen lernen können und gleichzeitig hören, wie ich meine Produktionen in einem DJ-Mix umsetze.
Es scheint für dich also sehr wichtig zu sein, die Musik von Anfang an im richtigen Zusammenhang zu produzieren. Wundert es dich da nicht, dass nur sehr wenige Kollegen auf diesem Weg an die Arbeit gehen?
Naja, manche mixen ihre Stücke eben, wenn sie ein Album fertig stellen, andere tun es nicht: Ich bin nicht als Musiker auf die Welt gekommen, sondern als DJ und dann habe ich erst angefangen, Musik zu produzieren. Ich kann gar kein richtiges Instrument spielen und kenne mich auch nicht mit klassischer Komposition aus. Deshalb ist eben alles was ich produziere dazu da, um gemixt zu werden. Bei anderen Produzenten macht es sicher auch Sinn, wenn ihre Tracks als einzelne Kompositionen dastehen, bei mir aber nicht. Jeder der loopige Nummern produziert sollte immer daran denken, dass es DJ-Tools sind, die auch von DJs gespielt werden.
Warst du dir bei der Produktion des Albums von Anfang an im Klaren darüber, welcher Track auf welchen folgen wird, oder hat sich das dann eher am Schluss im Rahmen eines DJ-Sets ergeben?
Ich habe sehr viele Stücke und Loops gemacht und die dann im Club ausgetestet, verändert und einfach sehr viel an ihnen herum experimentiert. Alles hat sich Stück für Stück immer weiter entwickelt und als ich dann alle Tracks zusammen hatte, die mir gefallen haben, habe ich meine DJ-Erfahrung mit eingebracht und sie in die richtige Reihenfolge gebracht. Es steckt also sehr viel Experimentierarbeit dahinter, da am Anfang alle Ideen irgendwie deine Babys sind. Mit der Zeit merkt man dann, welche davon besser sind und welche nicht und es entwickelt sich ein erster Mix daraus. Diesen Mix habe ich dann noch optimiert und das war wirklich der einfachste Part an der Sache. Die Tracks selektieren und mixen ist es ja, was ich schon mein Leben lang mache.
Das Album repräsentiert den Sound ziemlich gut, den die Leute von dir als DJ kennen. Es hört sich an, wie der Sound, den du seit Jahren in den Clubs spielst und den du durch deine Arbeit am DJ-Pult erschaffst. Ist das auch der Grund, warum dein Sound seit so vielen Jahren die Szene beeinflusst?
Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, Musik zu hören und Musik zu kaufen und auch zu produzieren, wenn ich die Energie dazu hatte. Wenn ich im Club bin, dann bin ich ein Teil des Ganzen und dadurch hole ich mir auch immer neue Inspirationen, was ganz wichtig ist, wenn man Musik macht. Nur so bekommt man immer neue Ideen und bleibt innovativ.
Die Clubs und die Atmosphäre sind also der Antrieb deiner Arbeit?
Es sind nicht nur die Clubs, sondern alles was so dazu gehört. Wenn du zu Hause sitzt und Musik hörst, dir Promos anhörst und andere DJs triffst und dadurch ein Teil des Ganzen bist. Und natürlich verbringe ich auch viel Zeit im Studio. So bildest du dein Hirn weiter – wenn du mal zwei Jahre nichts im Studio gemacht hast und dann plötzlich wieder rein gehst, kommt keine gute Arbeit dabei raus. Du musst immer auf dem Laufenden bleiben, denn nur so kommen dir immer wieder neue Ideen. Manche Leute sagen auch, dass es genau andersherum ist, dass man eine kreative Pause einlegen soll und dann nach drei Jahren plötzlich die super Ideen kommen. Aber das ist völliger Unsinn, nur wenn man immer am Ball bleibt, kann man auch gute Musik produzieren.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum Leute wie Sven, Richie und du auch nach so langer Zeit die Technoszene immer noch nach vorne treiben. Weil ihr weiter in Clubs geht und die Partys immer aufs Neue miterlebt und nicht wie andere „Big Names“ nur noch zum Gig fahrt und danach gleich wieder abhaut.
Ja klar, genau das ist der Schlüssel dazu!
Dein DJ-Kalender war in den letzten Jahren immer extrem voll. Sei mal ganz ehrlich, macht dir das Nachtleben trotzdem immer noch genau so viel Spaß?
Ja, auf jeden Fall – solange kein unangenehmer Flug danach ansteht. Also früher haben mir auch solche „so lala“-Gigs richtig Spa߸ gemacht, das würden sie heute nicht mehr tun. Aber irgendwie habe ich mich auch so entwickelt, dass ich gar keine „so lala“-Gigs mehr spiele. Ich bin noch lange nicht an dem Punkt, dass ich sage, ich habe alles erreicht, sondern entwickle mich immer weiter und das macht das Business auch weiterhin so spannend für mich.
Und wie schaffst du es trotzdem, dass dir das Ganze nicht zu viel wird?
Also manchmal wird es alles zu viel, aber der Zug ist halt abgefahren um daran etwas zu ändern. Und da ich das alles schon so lange mitmache, gehört das einfach zur inneren Uhr meines Körpers dazu – wenn ich mal einen ganzen Monat am gleichen Ort bleiben müsste, würde ich durchdrehen.
Seit ein paar Tagen bist du durch deine Worldtour ja auch wieder nonstop unterwegs. Gibt es da noch ein paar Plätze, an die du unbedingt reisen willst, oder andere, zu denen du unbedingt wieder hin willst?
Nein, nicht wirklich, da das mittlerweile zu meinem Alltag geworden ist. Der einzige Platz auf den ich mich echt schon wahnsinnig freue ist das Amnesia auf Ibiza. Aber sonst geht es mir gar nicht so sehr um den Gig an sich, sondern mehr um die Menschen die ich treffe und die Zeit, bis ich da bin. Da bin ich eigentlich immer den ganzen Tag lang gespannt, was mich so erwartet.
Nochmal zurück zum Album. Was hat dich bei der Arbeit zu „Play It Loud!“ alles beeinflusst? Irgendwelche besonderen Menschen, Partys, Labels, Clubs oder andere Eindrücke, die Spuren bei dir hinterlassen haben?
Alles! Wenn ich mein Album so betrachte, spiegeln sich darin alle Einflüsse wieder. Alle persönlichen Erlebnisse haben teilweise auch das Album beeinflusst. Es gibt keinen speziellen Moment oder so was, sondern alle Eindrücke, die ich während der Arbeit gesammelt habe.
Gib unseren Lesern noch kurz eine finale Einweisung ins Album. Mit welchem Soundsystem oder Kopfhörer sollen sie sich „Play It Loud!“ anhören?
Ganz egal – Hauptsache, es hat genügend Bass!
Für alle, die Marco Carola so schnell wie möglich live erleben wollen, denen sei die diesjährige Time Warp in Mannheim am 02.04. ans Herz gelegt.