Dokumentation ohne Worte
Die Loveparade. Berlin. Das Jahr 2002. Drei Orte. Drei Szenen.
Vor dem Linientreu tanzt jemand, der Schriftzug des alten Clubs glänzt im Hintergrund, fragil, auch silbern glänzt 77 auf dem T-Shirt des Tänzers. Die Kamera fängt ihn, spielt verliebt mit; künstlerisch nicht infantil. Ein Szenario ohne Kommentar, ohne Pol und keine Meinung. Szenenwechsel.
Am Breitscheid-Platz klopft ein eh illegaler Getränkehändler mit dem Löffel Takt, auf seinen Wagen schlägt er ihn. Bum. Bum. Bum. Tschack. Bum. Bum. Eine ausgeräumte Dönerbude wird mit Gabba beschallt. Schnell und Herzinfarkt-Risiko. Irgendein DJ legt das auf und der Restefleisch-Spieß brutzelt, das Bier geht gut. Nur Hintergrundsound, Hintergrundstimmen – keine Moderation, keine normale Doku mit Drehbuch. Ohne Drehbuch!
Eine Doku ohne Worte. Anders als im Fernsehen portraitiert Regisseur Romuald Kamarkar das Phänomen Techno, die Non-Kultur der Parade, ein Ereignis der Zeitgeschichte. ??Die Geschichte endet mit dem WMF. DJ Hell legt auf. Dort. Man beobachtet ihn, dabei kann er uns nicht beobachten. Er sticht die Nadel ins Vinyl, regelt Mischpult, kramt im Plattenkoffer. Wir sehen zu. Sehen, ohne zu denken, die Fakten der Realität. 62 Minuten lang. 196 bpm. ??So, sagt der Künstler Karmakar, habe er vor fünfzehn Jahren angefangen mit Kamera umherzugehen und auf der Parade zu drehen.
„Wie ein Partisan, wie im Untergrund.“
196 bpm DVD
Romuald Karmakar
Deutschland 2002
Welturaufführung auf der Berlinale 2003.