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Marc DePulse: 3 Tracks, die abends zuvor in Marseille noch super funktioniert haben, können in Berlin total floppen.

Hi Pulsi, in Stuttgart warst du bisher leider ja noch nicht zu Gast. Jedoch Anfang dieses Jahres hattest du ein Gastspiel im Four Runners Club in Ludwigsburg. Das ist ja fast schon Stuggi. J Wie waren damals deine Eindrücke vom Schwabenländle und der hiesigen Feierkultur?

Im Schwabenländle war ich schön öfter, nur in Stuttgart direkt noch nicht, das stimmt. Dafür habe ich die Nacht im Four Runners dieses Jahr in guter Erinnerung, habe dort viele nette Menschen kennengelernt und versuche natürlich auch dank Facebook immer wieder mal „Hallo“ zu sagen.

Du selbst bist ja ein „Ossi“ (Natürlich nicht böse gemeint!). Lebst meines Wissens nach im schönen Leipzig. Würdest du dich dort als einen Teil der Techno/House Szene bezeichnen? Hast du dort eine Residency, einen Lieblingsclub oder machst du vielleicht sogar auch eigene Events? Oder bist du eher der klassische DJ, der nur ausgeht wenn er gebucht wird? Gibt’s ja auch…

Hehehehe, also schon in meiner Jugend war ich nie so das „Feierschwein“. Erst durch die Musikproduktion bin ich in die Clubs gekommen. 1999 habe ich mit dem Produzieren begonnen und erst 3-4 Jahre später die Liebe zur Nachtkultur entdeckt. Mittlerweile bin ich als DJ schon recht viel in Europa rumgekommen, allerdings gerade in meinem Heimat- und Wohnort fehlt mir noch der richtige Fuß in der Tür. Ich würde meinen, Leipzig ist musikalisch etwas launisch. Denn trotz der räumlichen Nähe zu Berlin, gibt es hier schon teils krasse Unterschiede. Nichtsdestotrotz hatte ich hier auch schon tolle Events, möchte Leipzig keineswegs kleinreden.

Ich bin über meine Bookingsituation in den vergangenen 2 Jahren sehr zufrieden, daher ist es letztlich wirklich so, dass ich lieber ein freies WE mit meiner Freundin verbringe und mal etwas „runterkomme“ als mir auch noch als Gast die Nächte um die Ohren zu schlagen. Man(n) wird ja auch nicht jünger! 🙂

Der Anlass unseres Gesprächs ist aber vor allem auch dein neues, bzw. dein erstes Album. „Lessons in Dub“ erscheint diese Woche auf dem Label Ostwind, auf welchem du ja bereits einige Eps veröffentlicht hast. Also, daher die üblichen Fragen:

Warum gerade jetzt ein Album ?

Ich denke, jetzt ist endlich der richtige Zeitpunkt gekommen. Viele Freunde haben mich schon vor Jahren gefragt: „Wann machst du denn mal ein Album?“. Aber rückblickend gesehen habe ich mich in den letzten Jahren in zu viele Richtungen entwickelt, habe auf BluFin die Technokracher abgelassen, auf Ostwind die verträumten und melodiösen Schmuselieder. Ich habe immer nach einem Mittelweg gesucht, bei dem ich mir aber trotzdem treu bleibe, die Hörer meine Handschrift erkennen und die Platte natürlich auch im Club gut funktioniert.

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Stand heute arbeite ich immer noch daran. Aber es sind nur noch Feinheiten. Den meisten Stress habe ich dabei mit mir selber, weil ich nie zu 100% zufrieden sein kann. Unter dem Strich kann man sagen: 4 Monate Arbeit kommen zusammen.

Gibt’s eine Story zum Album, zum Namen oder zum Namen der einzelnen Stücke?

In der Tat gibt es die! So einen Albumtitel überlegt man sich nicht mal eben zwischen Tür und Angel. Ich wollte immer etwas Authentisches haben, etwas, womit ich meine Musik erkläre. „Lessons in dub“ erzählt über viele kleine Lektionen, die mir die Clubmusik über die Jahre erteilt hat. Jeder DJ, der freitags oder samstags vor oder nach mir gespielt hat, hat meinen Horizont erweitert. Meine eigenen Sets haben mich gelehrt. 3 Tracks, die abends zuvor in Marseille noch super funktioniert haben, können in Berlin total floppen. Ich denke, was man dann letztlich für sich selber daraus mitnimmt, das spiegelt sich in den eigenen Produktionen wieder. Das sind meine „Lessons“ und die möchte ich gerne mit der minimalen Welt teilen.

Was versprichst du dir von Lessons in Dub?

Ruhm und Reichtum! Eine Yacht in der Südsee und nie wieder Winter. 🙂

Warum hast du dich entschlossen die LP auf Ostwind heraus zu bringen?

Wenn Album, dann Ostwind – das war mein erster Gedanke. Die Jungs aus der Seenplatte begleiten mich seit meinen ersten minimalen Tönen und außerdem hat sich über die Jahre eine schöne Freundschaft aufgebaut. Und seit im Sommer 2011 die Idee entstand, ein Album zu machen, haben wir auch jeden Schritt gemeinsam ausgetüftelt. Ich muss Mario Büsch und der gesamten Crew um Ostwind herum ein riesen Kompliment machen. Die Jungs standen voll hinter jeder Idee und haben mir in allen wichtigen Entscheidungen rund ums Album freie Hand gegeben.

Ab wann gibs das gute Stück und in welchen Formen ist es erhältlich (Vinyl, CD, Mp3, oder alle drei zusammen J)?

Alle 3 zusammen! Aber am wichtigsten ist mir die Vinyl, nicht zuletzt da ich selber noch mit Vinyl auflege. Wir haben ein wunderschönes Fullcover erarbeitet, das sieht einfach grandios aus, wenn man es in der Hand hält. Da muss ich an dieser Stelle allen Beteiligten riiiieeesig danken. Vom Fotografen, über die Models bis hin zum Grafiker. Mp3 erscheint zeitlich und pünktlich zur Release des letzten Teils gibt es noch eine CD mit allen Tracks und meinen neuen „Lessons in dub“ Live-Act als Mixset.

Ich finde das gesamte Paket sehr gelungen. Tolle Tracks dabei, sei es für den Club als auch einfach nur zum hören und träumen. War das auch dein Anspruch. Ein Album zu machen das nicht nur im Clubkontext funktioniert?

Ich glaube, es ist auch Sinn und Zweck eines Albums, auch mal einen „Off“-Track zu machen. „Fingertips“ ist z.B. einer davon – der geht nur 4 Minuten und fadet nach hinten raus langsam aus. Das Wichtigste für mich ist: Musik muss lebendig sein, sie muss dir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Gerade während du auf dem Weg zum ungeliebten Zahnarztbesuch bist oder bei 5 Grad im Regen durch den schlammigen Waldboden joggst. Wenn du dir dann trotz schlechtester Laune denkst „oorrrr geil!!“, dann hast du alles richtig gemacht. 🙂

Spiegelt „LiD“ auch dich als Dj wieder? Oder gestaltest du deine Sets anders?

Jein! Also ich leiere ungern mein Set runter, passe mich lieber der Tanzfläche an als vor einem leeren Floor zu spielen. Spiele daher auch lieber DJ als LIVE, da bin ich viel flexibler. Ich finde es unwahrscheinlich wichtig, die Leute mit deinem Sound zu „catchen“. Darüber entscheiden meist die ersten paar Platten und darauf baut sich ein Set auf, was bei mir jedes Mal ein komplett anderes ist.

Gibt’s eigentlich auch eine Tour zum Album? Irgendwelche Dates, auf die du dich besonders freust ?

Ich spiele generell sehr gern in Frankreich, freue mich daher auch, dass ich gleich zum Tourstart 2x dort spiele. Am 10. Februar in Toulouse, tags darauf geht´s nach Bordeaux. Ich plane aktuell mit meiner Agentur auch eine große Frankreich-Spanien-Tour für Juni. Da das Album bis in den Sommer hinein erscheint, kann die Tour gern bis Ende Sommer laufen. Aber da will ich mich gar nicht so genau festlegen.

Kurzer Ausblick auf die Zeit nach dem Album. Stehen bereits nächste Releases / Remixe an? Kannst da schon was verraten?

Was Marc DePulse betrifft, da lasse ich erstmal alles ganz gemütlich auf mich zu kommen. Richtig planen kann man in dieser schnelllebigen Szene sowieso schwierig. Zwischenzeitlich werde ich mich allerdings wieder sehr intensiv um mein Label Pimprinella kümmern, was ich unter meinem bgl. Namen Marcel Sterling betreibe. Und da wird es bis zum Sommer 2012 noch den ein oder anderen Kracher geben! 🙂

www.marc-depulse.com

Making of: „Lessons in dub“ – Marc DePulse 1st artist album (Ostwind)