In der Maiausgabe war das Interview mit Gallo & Smith in gekürzter Form zu lesen – hier jetzt in voller Länge.
Für alle die euch zwei noch nicht kennen – erzähl uns doch mal kurz wer ihr seid und was einen bei einem Gig von euch zwei so erwarten kann.
Ich bin ein mittlerweile 42 Jahre alter, stolzer Vater von 2 Kindern. Habe lange vor meiner DJ Zeit Schlagzeug in einer Band gespielt und entdeckte 1988 meine Liebe zum DJing, tauschte deshalb mein Drum Kit gegen zwei 1210er und fing an das Auflegen zu üben.
1989 kamen dann die ersten Gigangebote. Allerdings noch mit Querbeet Musik. 1991 kamen dann die ersten Residentjobs in der Färberei 4 und im Zorba zustande, die letztlich dazu führten 1993 Geschäftsführer und Resident des legendären Nachtwerks in Eislingen zu werden.
Schon längst angespitzt von den ersten rein elektronischen Events, führte ich im Nachtwerk den gänzlich auf elektronische Musik getrimmten Freitag ein und buchte alles was damals schon Rang und Namen in Sachen House, Techno und Trance hatte, wie z.B. mehrfach DJ Hell, Marc Spoon, Joey Vasquez, DJ T, Motte, Lissat, Nalin, Hooligan, Paul van Dyk und viele viele andere. In dieser Zeit lernte ich den, ups jetzt auch schon 34 jährigen Alex, der sich bei mir vorstellte, kennen und machte Ihn zum zweiten Resident des Ladens.
Man verstand sich auf Anhieb musikalisch, wie menschlich bestens und beschloss künftig gemeinsame Sache zu machen. Man traf sich noch ein paar Mal, zur Reorganisation der beiden Sets zu einem homogenen musikalisch aussagekräftigen gemeinsamen Team-Ding und da waren wir – die Groove Guys. In den folgenden Jahren kamen dann ein Plattenladen, Studioarbeit und diverse Jobs im Musikbusiness dazu bis dann… – mehr dazu in der übernächsten Frage.
Bei unseren Gigs, egal ob Gallo & Smith oder Groove Guys, erwartet die Gäste ein ausgereiftes Set mit sorgfältig ausgewählter Musik die sich immer dem jeweiligen Publikum anpasst. Ist zwar ne grobe Aussage aber ich glaube es zumindest so sagen zu können. Wir kennen uns einfach in und auswendig, haben keine Scheu dem anderen mal bei der Trackauswahl während eines Sets zwischenrein zu fummeln und deshalb harmoniert das Ganze Ding mit uns so gut und davon profitieren eben auch die Gäste!
Neben Gallo & Smith habt ihr, wie Du ja auch in der vorangegangenen Frage erzählst, noch das Projekt „Groove Guys“ am Laufen. Wie unterscheiden sich die beiden Projekte musikalisch und was für eine Philosophie verfolgt ihr jeweils?
Groove Guys, das Ursprungsprojekt, stand nicht schon immer für die kommerziellere und deutlich vocalorientierte Housegeschichte. Ganz am Anfang stand Groove Guys für das was heute G&S ist, nämlich eher undergroundiger credibiler Deep- und Techhouse. Zu Vocalhouse sind wir nach der langen Auszeit mit GG gekommen, weil wir ja zwischenzeitlich privat auch viele dieser vocalorientierten Sachen sehr mochten, der Markt sich in unserer Pause ebenso dahin bewegt hatte, wir unbedingt wieder spielen wollten und es mit dem Sound einfacher war wieder einzusteigen, zumindest in unserer Ecke.
Aber direkt zum ersten Wiedereinstiegsgig beschlossen wir – wenn wir dieses neue, kommerziellere Groove Guys Ding spielen, darf es nie cheesy oder Popcharts-housig klingen, sondern wir versuchen auch in dem Segment mit qualitativ guten Tracks zu punkten! Nach einer gewissen Zeit wurde aber GG als Commercialhouse Ding immer bekannter und wir zogen das dann eben vier Jahre so durch. Anfang letzten Jahres kam dann so eine Rückbesinnung zu unseren Ursprüngen und wir hatten plötzlich wieder viel mehr Lust auch komplette Techhousesets zu spielen.
Weil wir beide aber auch die Vocalorientierten Sachen mögen, wollten wir GG nicht sterben lassen und überlegten uns für dieses Techhouseprojekt eben einen neuen Namen. Mit GG spielen wir mehr in den größeren Clubs mit typischer Theo Str. Klientel und mit G&S eben in so coolen Läden wie dem C.limax oder C.limax.
Ihr seid eigentlich ja schon alte Hasen im Geschäft, erst jetzt aber nach einer kleinen Auszeit wieder voll dabei. Was reizt euch nach 20 Jahren elektronischem Nachtleben immer noch so daran?
Um endlich das Pausen oder DJ-Auszeit Ding noch zu erklären. Wir sind beide relativ zeitgleich Papas geworden und ich habe mit meiner damaligen Frau zu der Zeit noch 2 Fashionstores gebaut, was dann doch meine ganze Aufmerksamkeit forderte. Gerade in einer Zeit in der es ziemlich gut lief mit Produktionen und Gigs, naja! Die kleine Auszeit ging dann doch ca. 4 Jahre lang.
Vier Jahre in denen wir beide innerlich nach Gigs und „Musik im Club zelebrieren“ brannten und uns mit Homejockeying begnügten um wenigstens so die Lust am Auflegen zu befriedigen.
Und genau das ist es – der Spass an dieser Musik, die Lust am Auflegen und die Herausforderung eine Crowd mit dem eigenen Sound zum kochen zu bringen, das reizt uns daran! Und natürlich auch das Feiern, neue Leute, schöne/spannende Locations etc. – aber mehr der Sound und das spielen!
Habt ihr auch eine Art Missionsgedanken, dass ihr eure ganze Erfahrung in die Szene einbringen wollt, oder wollt ihr unbelastet von den alten Tagen arbeiten?
Scheiß auf Missionsgedanken. Die Zeiten in denen der DJ eine „teaching role“ innehatte sind doch vorbei! Das haben wir schon längst abgelegt. Wir wollen unseren Spass haben beim auflegen und versuchen deshalb möglichst, in einem relativ fest gesteckten Rahmen wie weit wir uns für die Gäste verbiegen wollen, Gästegerecht zu spielen.
Soll heißen – wenn wir ein GG Set spielen würde es mir nicht im Traum einfallen, nur weil 5 Gäste sich z.B. Day & Night wünschen, diesen Scheißtrack auch zu spielen. Da wären wir dann doch weit von unserem persönlichen Rahmen abgewichen. Die Mission, wenn wir es so nennen wollen, ist das wir und die Gäste Spass haben.
Eure Homebase ist Göppingen. Seht ihr es als Nachteil nicht direkt in Stuttgart oder einer anderen Großstadt zu sitzen, oder findet ihr den Standort gut?
Wir mögen unsere Stadt und spielen auch gerne dort. Aber ich glaube in einer größeren Stadt würden sich uns andere Möglichkeiten bieten und wir könnten deutlich gezielter und erfolgreicher das G&S Projekt pushen, das uns momentan einfach wichtiger ist. Außerdem fehlt uns bisschen die Herausforderung wenn wir in Göppingen spielen.
Danke für das ausführliche Interview