Waschbären und der Herkules. Der Bergpark mit viel Grün drum herum und vieles mehr! Die documenta-Stadt Kassel bietet den Playground für die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Wir haben mit den Kunst- und Kulturschaffenden vom UNTEN die Zeit etwas zurück gespult und auch über das gesprochen, was noch kommt.
Hey Jungs! Im nächsten Jahr steht die nächste documenta an und während der letzten Ausgabe der Ausstellung habt ihr das Kulturprogramm mit geprägt. Erzählt doch mal etwas mehr darüber.
„Im Sommer 2012 haben wir während der documenta13 das kulturelle Nachtleben mit dem Club „Batterie“ bereichert. Von Konzerten über Parties, Aktionskunst, Lesungen und Perfomances hat dort einiges an kulturellem Austausch stattgefunden. Das hatte ein sehr internationales Flair. Wir sind da aber auch ins kalte Wasser gesprungen. Wir hatten vorher zwar auch schon ein paar Konzerte veranstaltet, aber 100 Tage Clubbetrieb non Stop war schon ein Marathon den wir so nicht vorhergesehen hatten. 100 Tage mit Inhalt füllen, die Finanzen im Blick behalten, sich spontan mit Ämtern einig werden, fegen – das war toll, aber heute bräuchten wir ein wenig mehr Vorlaufzeit :lol:“
Neben eurem Engagement bei der documenta, seid ihr auch die Macher vom UNTEN. Würdet Ihr etwas zur Geschichte des UNTENs erzählen und was Ihr in den letzten Jahren bewegt habt?
„Das UNTEN wurde gegen Ende 2010 ins Leben gerufen, um dort kleinere Konzerte für Nachwuchsbands zu realisieren. Zuerst waren das nur lokale Musikgruppen, die sich ein paar Zuhörern präsentieren wollten und die wir durch Audio- und Videoaufnahmen zusätzlich supporten konnten. Ziemlich schnell bekamen wir weitere Anfragen von Bands, Bookingagenturen und anderen Veranstaltern. 2012 sind wir dann vorübergehend in die Batterie umgezogen, 200 m vom UNTEN entfernt, etwas größer und Teil eines documenta Standortes. Während der Batterie/documenta Zeit haben wir das UNTEN umgebaut und umgestaltet. Ende 2013 gab es die Wiedereröffnung und das Programm wurde ausgeweitet. Seit der Wiedereröffnung im Jahre 2013 haben uns die Erfahrungen die wir in der Batterie sammeln durften, den Schwerpunkt auf Elektronische Tanzmusik verlagern lassen. Wir veranstalten immer noch Konzerte, aber das kann man eher als Leidenschaft betrachten. Da sind dann auch eher elektronische Liveacts auf dem Vormarsch. Über dem UNTEN haben wir unser Studio und Office eingerichtet. Im Studio hatten wir bereits mit Freunden und Kollegen wie Milky Chance und James Hersey das Vergnügen. Das Milky Chance Album „Sadnecessary“ haben wir auch dort zum Teil gemischt und im Ganzen gemastered. Wir hängen hier total gerne ab und sind produktiv in unserem kleinen Kompetenzzentrum für Kulturmultiplikation.“
Was waren die größten Herausforderungen bei der Realisierung des Clubs?
„Eine große Herausforderung war die Kommunikation mit der Deutschen Bahn, unserem Vermieter, wegen des Mietvertrags und der Umnutzung der Räumlichkeiten. Alles andere lief geschmeidiger ab.“
Welche Konzepte laufen denn besonders gut bei euch und wie gestaltet Ihr euer Programm?
„Konzerte für lokale Nachwuchsbands sind nach wie vor gut besucht und die Anfragen häufen sich. Die eigenen Veranstaltungsreihen haben sich etabliert. Wir setzen bei unserem Programm Wert auf Vielfalt. Von Soulmusik über Indie, bis zu elektronischen Klängen und House & Techno ist alles dabei. Die Hauptsache ist, es ist gut und unterstützenswert. Auf Grund unserer Größe und Kapazität können wir nicht die „Riesen Größen“ buchen, weshalb sich das ganze Booking auf qualitativ Gutes und Hochwertiges ausrichtet. Was man im Bereich des DJ Booking merkt ist, dass je etablierter man als Club ist, desto eher sagen auch größere Künstler ihr kommen zu. Das Hotze Comic in der aktuellen Groove Ausgabe (Nr. 158) trifft ganz gut unseren Fokus. In den letzten Jahren ist der Bereich der Elektronischen Musik besonders gewachsen und es gibt diverse Unterschiede innerhalb der Genres. Die einzelnen Musikgenre sind sich ihrer Existenz bewusster geworden und haben sich klarer definiert. Die Leute bemerken mehr und mehr die Unterschiede. Deshalb ist es auch wichtig sich als Club da mit verschiedenen Formaten, mit denen man sich identifizieren, kann zu positionieren. Zu vielen der Künstler pflegen wir eine freundschaftliche Beziehung und wir spielen nach den Gigs, wenn wir ausgeschlafen haben, noch eine Runde Playstation, wandern zum Herkules oder gehen zusammen ins Studio.“
Welche Gast DJs und Künstler haben euch bisher am meisten begeistert?
Frits Wentink aus Amsterdam und die Beste Modus Crew aus Berlin ist immer ein Hit. Uns fallen da natürlich noch viele weitere ein, wie z.B. Doubting Thomas, Matt Karmil, Iron Curtis, Lay-Far, Brame&Hamo und Glenn Astro… Unser eigener, junger und aufsteigender Nachwuchs DJ Miles Borghese begeistert mittlerweile nicht nur uns, sondern hat sich ziemlich schnell in die Herzen vieler Gäste gespielt. Von den Bands waren die Konzerte von Frau Potz, Zeus und Locust Fudge einfach nur großartig. Danke.
Anfang Dezember habt Ihr euer ZWEIJAHRIGES gefeiert! Was ist euer persönliches Resümee nach der ganzen Zeit?
„Zurückblickend über die letzten zwei Jahre war es viel Arbeit, aber besonders waren es ganz viele schöne Momente mit vielen netten Leuten. Wir hatten uns immer mal vorgenommen eine Art Tagebuch im Büro zu installieren, in dem alle Barleute und wir die Kuriositäten des Alltags im Club Biz. festhalten. Da passieren schon viele recht komische und interessante Dinge des Nachts. Leider vergisst man das auch immer schnell, weil eben so viel passiert. Zum Jubiläum haben uns Sascha Dive und Hanz CreDes besucht. Wir haben gebührend gefeiert und die Kuh fliegen lassen. Das war grandios!“
Was sind eure nächsten Ziele?
„Weiterhin ein gutes Programm zu präsentieren, die Archivpflege der vergangenen Veranstaltungen und selber viel unterwegs sein. Seit Jahresanfang bitten wir bereits wieder mit tollen Gästen zum Tanz & Trunk. Wir haben unter anderem Anouka, Thomas Stieler, Mario Aureo, Dubjamz, Miyagi, Schleppgeist live, sowie Davide und Melina aus Hamburg eingeladen um mit uns zu feiern. Am 28.05.2016 veranstalten wir mit einigen Freunden und Partnern das OBEN Festival. Wir haben ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Das ganze mündet dann in einer Aftershowsause in der Weinkirche und bei uns im UNTEN. Ansonsten sind wir bereits in der Planung für unseren kulturellen Beitrag zur nächsten documenta… wir fegen halt einfach ziemlich gerne!“
Herzlichen Dank für das lange Interview und den Einblick in eure Arbeit! Alle Dates und was sonst noch so im UNTEN ansteht, gibt es immer auf der Facebookseite vom Club.
(Interview von Tobi Rein)