Der in Berlin beheimatete Toni Haupt steht nicht nur als Kopf und Gründer hinter dem Kollektiv und Label „Telekollegen“, sondern bereist auch als DJ und Produzent die Republik. Mit einem hervorragenden Gespür für den Moment und den richtigen Sound zur richtigen Zeit begeisterte er in 2015 mit einem unvergesslichen Set auf dem Fusion Festival. Warme und zugleich treibende Sounds finden sich dabei in seinen liebevoll zusammengeschobenen Sets. Diese Soundausrichtung greift Toni Haupt auch in seinen eigenen Produktionen auf, mit welchen er neben seinem eigenen Imprint auch auf spannenden Szenelabels wie Heulsuse oder Acker Records vertreten ist. Wir haben mit dem umtriebigen Toni Haupt gesprochen.
Welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich sowohl aufzulegen und zu produzieren als auch Labelinhaber zugleich zu sein?
Der Vorteil beim Auflegen aber auch beim Label ist der Kontakt und Austausch mit bekannten und unbekannten Künstlern. Man stößt dabei immer wieder auf neue Musik und erweitert somit jedes Mal den eigenen Horizont. Das betrifft natürlich auch das Produzieren. Aber besonders beim Auflegen brauche ich immer mal eine Veränderung. Sobald es für mich langweilig wird, kommt eine neue Spielerei in mein Setup und ich versuche so unterschiedlich wie möglich aufzulegen. Wer meine Gigs im Sisyphos / Berlin besucht hat, weiß dass ich noch nicht ein Set gleich gespielt habe. Ob mit Live Künstlern oder Vinyl – ich versuche gerne die unterschiedlichsten Möglichkeiten.
Wo liegen eigentlich Deine musikalischen Wurzeln. Wer oder was hat dich besonders beeinflusst?
Hahaha… Sehr gute Frage. Tatsächlich einige und ich schaffe es auch nicht alle aufzuzählen…
Am meisten hat mich die Loveparade 2003 in Berlin geprägt, bei der ich das erste Mal im Alter von 13 Jahren spielen durfte. Außerdem eine 3jährige Residency bei einem Kollektiv namens „Maxx-Hell“ außerhalb Berlin ́s und auch eine weitere und sehr wichtige Residency bei Delikat Möbelrücken in Berlin. Auch das Label Opossum Rec. und der Labelchef Marcel Jochmann waren sehr prägend für mich. Nicht zu vergessen auch alles in Richtung Steve Bug / Pokerflat. Aber der Grund warum ich heute all das tue ist mein Vater, der mich von Anfang an unterstützt hat.
Gib es rückblickend einen ganz besonderen Moment in Deinem Leben der dazu geführt hat, dass Du Auflegst und Nächte im Studio verbringst?
Schon als ich klein war nahm mich mein Vater ab und an zu seinen DJ Gig ́s mit, was für mich als kleiner Stift natürlich sehr beeindruckend war als er in Venues wie der Waldbühne vor Act ́s wie Peter Schilling oder Nena die Leute an heizte. Vo da an war es mir relativ klar, dass ich in seine Fußstapfen treten möchte. Die Nächte langen Studiosession ́s kamen dann aber ganz klar durch die Sucht Musik und Künstler zu konsumieren. Aus einem Raum in einem Jugendclub wurde ein Proberaum und aus einem Proberaum dann irgendwann mein Studio.
Was machst Du nach einem anstrengenden Wochenende hinter den Decks am liebsten?
Bei schlechtem Wetter: Chillen, Kino oder auch mal Playstation zocken und Pizza bestellen. Bei gutem Wetter: An die Rummelsbucht gehen und auf ́ne Wiese pflanzen, Brause trinken und mit dem Hund Stöckchen spielen.
Schlägt Dein Herz im Allgemeinen mehr für Studioarbeit oder für Livegigs?
Puhh, es ist beides sehr sehr interessant aber am meisten Spaß habe ich mit Musikern zusammen zu arbeiten. Egal ob im Studio oder auf der Bühne.
Inwiefern beeinflusst Dich Deine aktuelle Heimatstadt Berlin in Deinem Sound?
Berlin hat mich ganz klar schon sehr beeinflusst und mir wurde auch schnell klar, dass es Berlin so wie es war und vielleicht an manchen Ecken noch ist auch nie wieder woanders so geben wird. Ich schaue aber nach vorne und lasse mich gerne von anderen Städten inspirieren. Mich hat dieses Jahr Beirut im Libanon sehr beeindruckt oder auch unsere alljährliche Telekollegen Tour durch Serbien. Es ist natürlich schön zu sehen, wie groß das Interesse anderer Menschen an Berlin und deren Musikszene ist, aber ich versuche auch immer diesen Menschen mit Respekt und dem selben Interesse entgegen zutreten und die anderen fremden Kulturen in mir aufzusaugen.
Du bist mit den Telekollegen ja auch hinter der Bühne bzw. kümmerst Dich mit Deinem Team um kreativen & technischen Aufbau. Denkst Du dass Du dadurch eine andere Perspektive auf das Nachtleben und Deine Arbeit als DJ hast?
So wie manch andere ihren Ausgleich durch den Sport haben, habe ich meinen Ausgleich bei kreativen Installationen, die körperlich ähnlich anstrengend sind. Erfreulicher Weise bekommen wir immer mehr Anfragen bezüglich Installationen, obwohl wir das anfangs nur zum Spaß gemacht haben.
Dadurch haben wir die Leute „aus dem Hintergrund“ besser kennengelernt und somit schätzen wir noch mehr, wie aufwendig manche Produktionen oder Veranstaltungen sein können.
Das Schönste sind dabei aber die Herzensprojekte, wie die Fusion oder das 3000grad Festival, die ich gemeinsam mit meinen Jungs jetzt schon seit ein paar Jahren künstlerisch und technisch bespielen darf. Davon könnte ich ewig erzählen und ich bin sehr froh, dass sich die Dinge so entwickelt haben und wir uns mittlerweile auch viel mit Ton-, Video- oder Lichtkonzepten auseinandersetzen können. Dies hat z.B. auch ermöglicht, unseren Künstlern eigene Licht Setups für ihre Touren zu bauen. Mittlerweile haben wir sogar einen Auszubildenden… einfach verrückt und sehr schön, was in den letzten Jahren passiert ist! Das wichtigste jedoch ist, immer Spaß zu haben mit dem was man macht.
Macht es einen Unterschied für Dich als DJ in einem Club oder auf einem Open Air Event wie dem Feel Festival oder der Fusion zu spielen? Was gefällt Dir besser?
Ja macht es, denn beides kann sehr unterschiedlich sein und deshalb hat auch beides seine Reize für mich. Sowohl im Club als auch beim Open Air entstehen manchmal unbeschreibliche Stimmungen, die kaum ein anderer, sofern man nicht dort war, nachvollziehen kann. Klar, Fusion ist natürlich ganz vorne dabei, aber auch auf den kleineren Festivals, wie das Feel oder das 3000grad Festival gab es unbeschreibliche schöne Momente. Diese kann es aber genauso gut in den kleinen Clubs oder Floors wie das Ölfasslager der Ritter Butzke, das alte Jägerlein der Magdalena oder das Golden Gate geben.
Wie würdest Du selbst Deinen Sound beschreiben, der in Veröffentlichungen auf Labels wie Style Rockets zum Ausdruck kommt?
Ich mag es eigentlich nicht in eine Schublade gesteckt zu werden, da ich in meinen Produktionen stilistisch sehr unterschiedlich klinge. Bei Syle Rockets war es Techhouse, auf Acker Records hingegen eher Deep- Groovehouse. Sollte es eine Schublade geben, liegen da aber auch Dinge in Richtung Moderat, Apparat, Jazz Dub oder auch vlt. experimentellem Pop oder Hiphop. Lasst euch überraschen was noch so kommt.