„Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist“, singt Herbert Grönemeyer. Und zwar mag sie Musik nur dann, wenn sie die Bässe fühlen kann. Denn „sie“ ist taub. Vielleicht von zu viel und zu lauter Musik. Das sollte Euch nicht passieren. Muss es auch nicht, wenngleich die statistische Chance für einen amtlichen Gehörschaden in Deutschland nicht gerade gering ist.
„Jeder zweite Deutsche über 45 Jahren hat bereits einen Hörschaden, jeder dritte Jugendliche unter 25 Jahren auch“, sagt Hörgeräteakustiker Andreas Barbulescu. Hauptursache für Schäden am Innenohr ist laut Barbulescu zu viel Lärm. „Ab einer Grenze von 100 Dezibel nehmen die kleinen Härchen am Innenohr Schaden. Das ist ungefähr so, als würde man eine Wiese platt trampeln.“ Die Härchen werden in der Tat niedergedrückt und richten sich nur mit viel Ruhe wieder auf. „100 Dezibel entsprechen ungefähr einem Presslufthammer und liegen irgendwo zwischen einem Flugzeug und einem vorbeifahrenden Auto“, erklärt Barbulescu. Wer sich also im Club ein paar Stunden lang dem Lärm aussetzt, sollte seinen Ohren im Anschluss mindestens genauso viel Ruhezeit gönnen.
Ein Hörschaden kündigt sich mit bekannten Symptomen an: Rauschen, Pfeifen und eine gewisse Taubheit.
Genauer gesagt hört der Geschädigte die hohen Frequenzen nicht mehr, das Klangbild wird stumpf und leiser. „Das geht nach einiger Zeit wieder weg, eben dann, wenn sich im Innenohr die kleinen Haare wieder aufrichten. Sollten diese Symptome aber länger als zwei Tage anhalten, sollte man einen Arzt aufsuchen.“ Denn mit diesen Symptomen kündigt sich ein Tinnitus an, der Schrecken jedes Musikliebhabers. „Ein Tinnitus ist keine Krankheit, sondern auch ein Symptom des Innenohrschadens. Das muss aber nicht immer eine Folge von zu lauter Musik sein. Es können auch Stress, Fehlstellungen der Halswirbel oder der Kieferknochen sein.“ Die ersten Behandlungsmöglichkeiten eines Tinnitus sind Infusionen oder Medikamente, die gut für die Durchblutung sind. „Das kann schon viel helfen.“
Viel besser wäre es natürlich, erst gar keinen Tinnitus zu bekommen.
Dabei können Ohrenstöpsel, ein Gehörschutz, sehr hilfreich sein. Hierbei gibt es zwei Varianten: Die Standart-Ohrenstöpsel aus Schaumstoff, die schon für einen Euro pro Paar zu haben sind. „Diese Ohrenstöpsel filtern vor allem die hohen Frequenzen heraus, so dass eine Verständigung noch möglich ist.“ Für Ottonormalverbraucher völlig ausreichend.
Für alle, die dem Musikgenuss keinen Abbruch tun wollen, gibt es Spezialanfertigungen. „Wir nehmen einen Abdruck vom Ohr und passen dann genau auf die Bedürfnisse des Kunden einen Gehörschutz an. Bei diesem Gehörschutz gehen gar keine Frequenzen verloren, sie werden lediglich gedämpft.“ Beim Hörgeräteakustiker gibt’s diese individuellen Ohrenstöpsel schon von 160 Euro an. Im Internet finden sich diese Breitbandfilter schon für 145 Euro, allerdings muss man dann beim Hörgeräteakustiker noch mal extra für den Abdruck des Ohres zahlen. Also kann man eigentlich auch beides gleich beim Fachhändler erledigen.
Die individuell angepassten Ohrenstöpsel funktionieren dabei wie ein schützendes Fell über dem Trommelfell.
Schon bevor der Schall das eigentliche Trommelfell erreicht, wird er so weit abgebremst, dass er im Ohr keinen Schaden mehr anrichten kann. Klingt gut und sicher, ist es auch. Der individuell angefertigte Gehörschutz vereint die Vorteile angenehmen Tragekomforts mit der Sicherheit, eine gleichmäßige Dämmung im Frequenzbereich von 125 Hz bis 8.000 Hz zu erreichen.
Wer mehr über den Hörschutz erfahren will, kann sich bei seinem Hörgeräteakustiker um die Ecke, aber auch im Internet bei der „Deutschen Tinnitus-Liga“ oder beim „Forum Besser Hören“ informieren.
Hier werden Tipps rund um das Hören geboten und auch über die reine Suche nach dem richtigen Gehörschutz ist das Stöbern auf diesen Seiten sehr informativ.
Den Walkman machen wir seitdem auch nicht mehr ganz so laut.