SoleeParquet

Parquet Recordings. Solee, unknown local Stuttgart Superhero?

In unserem Ländle und speziell in Benztown lebt so manch internationale Perle der elektronischen Tanzmusik, der wir beim Einkaufen im Supermarkt möglicherweise schon über den Weg gelaufen sind, ohne es zu wissen.

Normen Flaskamp ist genau so einer.
Als Solee ist er ein internationaler Top Act mit Gigs rund um den Globus und weltweit gefeierten Releases.

Sein Label Parquet Recordings ist nicht minder anerkannt und hat nicht nur dem Labelchef selbst zum internationalen Durchbruch verholfen.
Parquet Recordings selbst wurde von Frank Schreiner von straight distribution und dem damals noch dort fest angestellten Normen Flaskamp aka Solee gegründet. Der insbesondere auf elektronische Tanzmusik spezialisierte Vertrieb hatte zum einen seinen eigenen High Potential Solee entdeckt und wollte ihm eine Plattform für Releases geben. Das erste Release „impressed“ von Solee selbst wurde sofort ein Beatport Charthit, wurde für unzählige Compilations lizensiert und ist auch heute noch das meistverkaufte Releases auf Parquet, was  sowohl Solee selbst als auch Parquet als Label den Weg in die internationale Liga geebnet hat.

Inzwischen hat Parquet über 80 Releases veröffentlicht und so manchen Big Name wie Oliver Schories die erste Chance für ein Release gegeben. Die Liste der Producer und Remixer auf Parquet liest sich wie ein Stelldichein all derjenigen, die für den melodischen, groovigen Sound irgendwo zwischen Techno und House stehen: Oliver Lieb, John Tejada, Oliver Schories, Gabriel Ananda, Sascha Braemer, Microtrauma, Rodriguez Jr., Gui Boratto sowie Pig & Dan, um nur einen kleinen Auszug zu nennen.

Newcomern oder unbekannteren Künstler stehen  nach einem Release auf Parquet viele Türen offen. Da eingereichte Promos erstmal nur nach Kreativität und Qualität beurteilt werden und nicht nach Bekanntheitsgrad oder Verkaufspotentialen ausgewählt werden, haben echte Talente auch eine echte Chance. Hat ein Newcomer zunächst nur einen richtig guten Track, dann kommt er auf eine Parquet Compilation anstelle das der Künstler komplett abgelehnt wird. Mit dieser Philosophie kommt man zwar nicht automatisch in die Beatport Top 10, aber es werden noch echte Künstler entdeckt, deren Potentiale authentisch entfaltet und bereichert damit die sonst zunehmend an Kreativität und Leidenschaft verlierenden elektronische Tanzmusik mit frischen und spannenden Produktionen.

Der nachhaltige Erfolg von Parquet bestätigt, das diese Labelphilosophie langfristig die bessere Grundlage für Erfolg ist – gleich mehrfacher Hinsicht. Einige wenige local Heroes aus Stuttgart wissen das schon zu schätzen: U.a. haben Till Krüger sowie Erasmus & Krieger bereits Remixe beigesteuert.

Normen-Flaskamp-Solee-Parquet

Normen, die sicher spannendeste Frage ist: Warum weiss hier in Stuttgart kaum jemand, dass Du mitten unter uns lebst und Dir über die Jahre nicht eine echte Fanbase aufgebaut hast?

Ja das ist eine gute Frage! Ein Grund dafür ist sicherlich, dass ich in Stuttgart nie wirklich als DJ unterwegs war. In den 90ern hatten wir im Freundeskreis einige Parties in Jugendhäusern gemacht – klar um selbst auflegen zu können – die aber alleine finanziell ein Desaster waren und mir dann auch nicht wirklich Spass gemacht haben. Die Studioarbeit wurde vielmehr zu meinem Ding und somit war ich überwiegend als Produzent im Studio versteckt. Auch als Solee bin ich erst seit 2008 als DJ unterwegs aber leider praktisch überhaupt nicht in Stuttgart, was ich ja echt super schade finde.

Demnach bist Du ja erst mit gut über 30 aktiv an die Decks, wie war die Umstellung für Dich, vor allem was die Reiserei an den Wochenenden angeht?

Bis 2008 hatte ich nur sehr wenig Erfahrung als DJ, deshalb war ich vor meinem ersten echten Gig wahnsinnig aufgeregt und hab mich selbst total unter Druck gesetzt. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass es mir anfangs nicht wirklich Spass gemacht hat. Mit zunehmenden Gigs bin ich routinierter geworden und hab inzwischen einen riesen Spass am Auflegen und könnte locker jedes Wochenende drei Tage am Stück auflegen und mitfeiern. Da ich einen kleinen Sohn habe, muss und will ich das klar nicht permanent durchziehen aber wenn mir das Ganze vor 10 Jahren passiert wäre, hätte ich es wohl schon krachen lassen. Glücklicherweise bin ich auch momentan in der sehr komfortablen Situation, dass ich mir die Gigs aussuchen darf.

Wie performst Du heute on Stage, als DJ oder als Live-Act? Wie hoch ist der Anteil Deiner eigenen Produktionen und Remixe am Gesamtset?

Bis dato habe ich reine DJ Gigs, anfangs habe ich auch kaum eigene Sachen gespielt, inzwischen machen meine eigenen Produktionen und Remixe gut die Hälfte aus. Aktuell arbeite ich auch tatsächlich an meinem Live Setup, mit dem ich dann ab Herbst an den Start gehen will. (…)

Deinen eigenen Durchbruch hast Du ja erst 2006 als Solee geschafft, tatsächlich produzierst Du ja schon seit 1999 unter diversen Namen, was kann man von Dir aus alten Zeiten finden?

Die ersten Jahre habe ich vor allem Trance z.B. als Normen Paris und Aviation produziert, das waren auch die beiden erfolgreichsten Projekte, die Tracks wurden u..a von Armin van Buuren, Tiesto oder auch Tillmann Uhrmacher gespielt und waren auf jeder Menge Compilations. Danach ging es dann als Norm und Flat Mode in die Richtung House/Electro House mit diversen Releases, aber irgendwie war das eher so eine nicht wirklich greifbare Mischung aus House und Trance. Den endgültigen Abschied vom Trance musste ich auch mit einer langen Studiosession ohne äußere Einflüsse durchziehen, daraus ist dann Solee entstanden. Natürlich merkt man bei meinen melodischen Produktionen auch noch heute die Trance Vergangenheit, dazu kann ich inzwischen aber auch stehen.

Dein Label Parquet konnte ja von Anfang an voll durchstarten, welche besonderen Voraussetzungen hattest Du damals?

Der Start von Parquet hatte wirklich fantastische Rahmenbedingungen: Alleine die Tatsache Tatsache, dass mein damaliger Chef Frank Schreiner mit mir zusammen ein Label gegründet hat, ist ja schon traumhaft. Zudem stand hinter dem Label ein renommierter Musikvertrieb, der zu jedem wichtigen Vertriebskanal wie z.B. Beatport oder die wichtigen Musikmagazine schon feste Zugänge hat, um die man sonst als neues Label lange kämpfen muss. Wir haben ja in den Jahren zuvor viele Labels kommen und gehen sehen und wussten dadurch, was für den Start eines Labels wirklich wichtig ist. Außerdem hatte das Label direkt zu Beginn die finanziellen Mittel, bekannte Remixer wie Gui Boratto oder Pig & Dan für die ersten Releases zu gewinnen, was klar gleich zur entsprechenden Aufmerksamkeit geführt hat. Bessere Voraussetzungen kann man sich wirklich nicht wünschen.

Inzwischen begleitet Dich die Musik fast zwei Jahrzehnte, hättest Du Dir damals vorstellen können, damit auch Deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Nein, natürlich überhaupt nicht. Selbst vor fünf Jahren war das für mich alleine finanziell nicht vorstellbar. Erst 2012 habe ich meinen festen Job beim Musikvertrieb aufgegeben, mache das Label komplett alleine und kann mit der Musik meine Familie gut versorgen, allerdings könnte ich alleine vom Label definitiv nicht leben, das ist rein durch die Gigs möglich geworden. Selbst ein Label wie Parquet hat längst nicht mehr die Verkäufe, um beispielsweise Mitarbeiter einzustellen, die mich entlasten könnten – reich werden kann man mit einem Label schon lange nicht mehr. Andererseits macht mir die Labelarbeit super viel Spass, ich schätze den Austausch mit den anderen Künstlern, man wird von verschiedenen Seiten inspiriert und hat zudem einen Ausgleich vom Produzieren sowie ein weiteres Standbein.

Vielen Dank an Dich für das sehr nette und offene Gespräch – hoffentlich sehen wir Dich bald mal in Stuttgart!

www.parquet-recordings.com