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Britischer Tanzlehrer: Allein gegen deutsche GEMA

DSC 0094Mit einer Petition an den Bundestag will der britische Tanzlehrer Ian de Souza eines der letzten deutschen Monopole stürzen: die Alleinstellung der Musikverwertungsgesellschaft GEMA. Er kämpft für faire Tarife auf EU-Niveau. Auch Ihr könnt Ihn dabei unterstützen!

De Souza, seit einigen Jahren in Deutschland ansässig, Chef des Euro Dance Center in Troisdorf und der Troisdorfer Ballettschule, Vorsitzender eines Tanzsportvereins und gefragter Gasttrainer in London, schaut mit europäischen Augen auf seine neue Heimat: „Trotz der vielen Vorzüge, die Deutschland hat – in Bezug auf die GEMA kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Horrende Tarife weit über der europäischen Norm und undurchschaubare Auszahlungspraktiken, diese Institution scheint außer Kontrolle geraten zu sein“, sagt er.

Nur in Deutschland gibt’s das Monopol

Zum Hintergrund: In allen Ländern zahlt jeder, der wie de Souza in seinem Geschäft öffentlich Musik abspielt, Lizenzgelder an eine Musikverwertungsgesellschaft. Nach Abzug einer Bearbeitungsgebühr geht der größte Anteil geht an die Künstler und Komponisten.

Dies scheint zumindest in Europa in allen Ländern einwandfrei zu funktionieren, „bis auf Deutschland“, sagt Ian de Souza, „wo immer noch die GEMA ein Monopol hält. Die Folgen sind absurd: Wir müssen oft mehr an die GEMA zahlen, als wir überhaupt einnehmen können. Viele Events kleiner Veranstalter oder Konzerte und Tanzabende mit niedrigen Eintrittspreisen könnten bereits nicht mehr durchgeführt werden. Von einer realistischen Kostendeckung kann keine Rede sein.“

Hohe Gebühren – wenig Geld für die Künstler

Ian de Souza ist nicht der einzige und erste, der sich gegen die GEMA auflehnt. Bei einer ehemaligen Petition haben 106.500 Mitglieder und Kunden der Gesellschaft ihre Wut zum Ausdruck gebracht und eine Reform gewünscht. Und das scheint auch im Sinne der Künstler und Musiker zu sein, die laut de Souza „dank eines merkwürdigen und undurchschaubaren Auszahlungssystems viel zu wenig von ihrem Geld sehen.“
Denn von den gezahlten Abgaben werden von der GEMA erst einmal 26 Prozent einbehalten, bevor ein Künstler überhaupt eine Cent bekommt. „Die Musikverwertungsgesellschaft PRS zum Beispiel liegt bei lediglich 14 Prozent“, so der Chef des Euro Dance Centers.

GEMA soll sich an europäisches Recht halten

War die erste Petition für eine Reform der GEMA schon erfolgreich, so geht Ian de Souza mit seinem Antrag noch weiter. Das Ziel dieser neuesten Petition im Bundestag ist: Nicht nur eine Reform, sondern die Durchführung des europäischen Rechts für die GEMA. Sprich: die Abschaffung des deutschen GEMA-Monpols, das seiner Meinung nach in Zeiten der EU nicht legal ist.

Dies würde bedeuten, dass die Gesellschaft ähnlich wie die Konkurrenten in anderen europäischen Ländern arbeiten muss, „mit korrekten, realistischen Tarifen und transparenten Auszahlungsmodalitäten“, so de Souza, der sich hier bestens auskennt: „Seit fünf Jahren zahle ich bereits einen Teil der Musik-Lizenzgebühren an eine andere europäische Gesellschaft. Ich nutze damit mein Recht als Europäischer Staatsbürger, innerhalb der EU eine Verwertungsgesellschaft meines Vertrauens zu beauftragen. Auch wenn es der GEMA nicht gefällt, denn die besteht auf ihrem Monopol.

Für die GEMA hat de Souza nur diesen Kommentar übrig: „Weltweit ist es die Aufgabe einer solchen Verwertungsgesellschaft, Musik und Kunst zu fördern. Die deutsche Gesellschaft GEMA ist bei Musiknutzern, Künstlern und Presse schon berühmt und mittlerweile international renommiert als Musik- und Kulturvernichter.“

… ganz allein gegen die GEMA?

Der Engländer hat übrigens kein Problem, als Einzelner gegen ein Monopol vorzugehen. „Es liegt in der Familie“, sagt er. Sein Großvater Frank de Souza habe vor rund 70 Jahren eine ähnliche Aktion gegen die Milchkartelle in Süd-England durchgezogen – und das mit großem Erfolg. Faire Preise für alle Beteiligten waren die Folge.

Und das ist jetzt auch das Ziel des Enkels. Ian de Souza ist der Meinung, dass für Deutschland gerade jetzt Musik, Kunst und Tanz wichtig sind: „In Krisenzeiten wie dieser können wir eine Verwertungsgesellschaft, die viele Existenzen gefährdet und sich hinter einem Monopolschutz verbirgt, absolut nicht brauchen.

Wer Ian de Souza unterstützen und mitzeichnen möchte – die GEMA-Petition ist bis zum 1. Dezember 2009 abrufbar unter https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=7158

Weitere Informationen unter http://musicgermany.wordpress.com

Ramona80 // 02.11.2009