Nachdem Thomas Schumacher weiterhin mit seinem Album ‘Stand Up” durch die Boxen der internationalen Clubszene schmettert, steht aktuell eine ganz besondere Veröffentlichung an.
Der Track „Hush“ ist eine energiegeladene Neuinterpretation vonvon Thomas Schumachers „Schall“, der im Jahr 1996 unter seinem Alter Ego-Projekt „Elektrochemie LK“ veröffentlicht wurde und die Szene mit einer markant, pumpenden Bassline und einem unglaublich eingängigen Vocal Sample mehr als überzeugte. Der Track nahm maßgeblich Einfluss auf spätere Generationen elektronischer Produktionen, so dass bis heute die Schallwellen dieses Dauerbrenners in der Szene zu vernehmen sind.
Greg & Voitek von Catz ’N Dogz waren schon immer von diesem Klassiker inspiriert, so dass der Gedanke eines offiziellen und respektgebenden Remixes schon lange in den Köpfen der beiden heranwuchs. Durch einen wunderbaren Wink des Schicksals nahm der Gedanke dann in diesem Jahr greifbare Formen an und Catz ‘N Dogz setzten den Remix tatsächlich um. Thomas Schumacher, der ebenfalls den Sound von Greg & Voitek liebt, überließ den beiden ein verstaubtes DAT-Tape samt der Originalspuren zu ‘Schall” und natürlich seinen Segen. Wir unterhielten uns mit Thomas über HUSH und warfen bei der Gelegenheit gleich einen Blick in sein Berliner Studio.
Gib uns doch bitte einen kurzen Einblick in Dein Studio. Was für Equipment benutzt du um Deine Tracks zu produzieren?
Ich arbeite mit einem mittlerweile schon in die Jahre gekommenen Mac Pro Quad Core 2 x 2.8 GHZ mit 16GB RAM. Ich weiss schon jetzt mir wird das Geräusch der Lüfter beim nächsten Rechner fehlen.
Als Software Sequenzer nutze ich Apples Logic Pro X, das Sound Design und die Effekte mache ich hauptsächlich mit den internen Logic Plug Ins sowie mit Plug Ins von Waves, Sugarbytes und RME. Momentan sind meine Lieblings Soft-Synth der Retro Synth sowie der EFM1 von Logic sowie der Mini Moog V von Arturia. Meine Abhöre besteht aus einem ppar KRK Exposé E8B Monitoren sowie einem Adam Sub12 Woofer. Natürlich habe ich auch noch einiges an Hardware im Studio rumstehen – da kommt ab und an auch mal was zum Einsatz – erst letztens die gute, alte Roland TB 303.
Kannst Du uns am Beispiel eines Tracks Deines aktuellen Albums Stand Up die Herangehensweise Deiner Produktion erläutern oder gibt es gar nicht unbedingt den einen speziellen Weg?
Ich versuche genau das zu vermeiden – nach einem bestimmten Muster an meine Tracks heranzugehen. Gerade heute habe ich mir zum Beispiel zum Ziel gesetzt mit möglichst wenig Elementen und in kurzer Zeit einen Track zu produzieren. Ich habe also nach interessanten Loops/Samples gesucht, zwei gefunden die zueinander passen (Breakbeat Loop und ein Vocal Loop)und dazu noch das Effectrix Plug In von Sugarbytes für die Modulationen. Im Grunde genommen habe ich die beiden original Spuren einfach diverse Male mit anderen Effectrix Einstellungen kopiert und sofort mit dem Arrangement begonnen. Das ganze hat keine 3 Stunden gedauert und total viel Spass gemacht. Das war wie eine Live Session. Ich werde da sicherlich noch mal rangehen aber das Grundgerüst und die Dramatik stehen bereits.
Dein international erfolgreicher Track Schall unter Deinem Alter Ego Elektrochemie ist derzeit vom polnischen Duo Catz n Dogz offiziell geremixt worden. Kannst Du Dich noch an den Hype rund um die Veröffentlichung des Originals erinnern?
Natürlich kann ich das noch. Nie werde ich den Moment vergessen als ich 2001 einkaufend durch die Bremer Innenstadt lief und Marc Romboy (bei dessen Verlag ich zu der Zeit unter Vertrag stand) mich auf dem Handy anrief um mir mitzuteilen das ich bzw. Schall der höchste Neueinsteiger in den Media Control Charts war. Noch vor den Rolling Stones! Ich musste mich erstmal hinsetzen so haben mir die Beine gezittert. Das war schon eine wahnsinnige Zeit und die Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert für mich.
Die Spuren zu Schall bzw. Hush hattest Du glücklicherweise noch auf einer alten Dat-Disk. Vermisst Du manchmal die Zeiten, in denen Du noch mit einem Haufen Analogequipment bei den Gigs aufgetreten bist oder ist die technische Entwicklung eher ein Segen?
Das waren Pionier Zeiten, man kann es sich kaum vorstellen wie aufwändig (und teuer) es damals war elektronische Musik zu produzieren, vom Live spielen will ich gar nicht erst sprechen. Grundsätzlich begrüße ich die Entwicklung was die Studio Technik angeht sehr, ich fühle mich dadurch einfach total uneingeschränkt und frei. Ich denke die Gefahr besteht in der Vielzahl an Möglichkeiten die einem heute geboten werden. Man muss lernen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren (s.o.). Was die technische Entwicklung beim DJing angeht – da sehe ich rd allerdings eher kritisch. Für mich hat die Qualität der DJ Sets deutlich abgenommen in den letzten Jahren und ich sehe da auch keinen Lichtblick momentan.
In Deinem Studio vermischt sich sinnvoller Weise digitales und analoges Equipment . Gibt es ein Gerät oder Tool, dass Du nicht missen möchtest?
Also ohne Maus und Keyboard wäre es schon sehr schlecht! Spass beiseite, Logic Pro X ist und bleibt für mich unersetzbar. Obwohl ich auch gerne ab und an mit Ableton Live rumspiele könnte ich damit sicherlich nicht die selben Ergebnisse erzielen. Das ist aber am Ende des Tages eine Frage des Know How und des Geschmacks, schliesslich sind die Konzepte auch sehr unterschiedlich. Ich bin einfach mit Logic aufgewachsen und kenne das Program aus dem FF. Die neue Version ist meiner Meinung nach ein gelungener Schritt nach vorn und ich hoffe Apple kümmert sich ab jetzt wieder mehr um uns Musik Produzenten.
Ermöglicht Hardware wie Dein „Micro Korg“ eine eingespieltere Routine als ständig aktualisierte Software oder hält sich das die Waage?
Es gibt einfach Momente da kickt es mich an alten Klangerzeugern rumzudrehen, eine Bassline live in Logic einzuspielen oder eine Cabassa mit dem Mikrofon aufzunehmen. Alles was nicht Routine im Studio bedeutet ist super!
Du selbst wirst sowohl von angesagten Szene DJs als auch internationalen Acts nach Remixen gefragt. Wie unterscheidet sich die Herangehensweise an einen Remix im Gegensatz zu Deinen eigenen Tracks?
Das ist schon ein großer Unterschied, besonders weil ich Remixe anfertige die tendenziell auch einiges aus dem Original beinhalten. Also sichte ich am Anfang erst mal die original Spuren und suche mir die Parts aus mit denen ich arbeiten möchte. Man beginnt also im Vergleich zur Produktion eines eigenen Tracks mit einem enormen Vorsprung, die Butter ist sozusagen bereits auf dem Brot. Entscheidend ist für mich das sich die Stimmung des Originals auch im Remix widerspiegelt.
Vielen Dank für das Interview.
Ich habe zu Danken.
Thomas Schumacher bei Soundcloud
Thomas Schumacher – Hush (Catz ’n Dogz 2013 Remix ) Official Video