20 Jahre Cocoon. Das bedeutet seit 20 Jahren Visionen, Fortschritt und Veränderungen. Musik wird weltweit modeliert, Designs kreiert und Events zu emotionalen Happenings. Die Zukunft kann aber nur geplant werden, wenn ein konstantes Team die Ideen gemeinsam entwirft und auf die Schienen bringt. Ingo Boss ist seit vielen Jahren ein Teil der Cocoon-Crew und hat zum Jubiläum einen ganz persönlichen Rückblick geschrieben.
Kann es kaum glauben, es ist wirklich schon knapp 20 Jahre her. Es fing mit dieser legendären HR3 Clubnight aka Bushnight an, als Sven damals verkündete es gäbe ein Cocoon Event auf der Hanauer Landstrasse 186-196. (Just da wo wir heute unser neues Büro haben – was aber reiner Zufall ist, wobei wohl auch eher Fügung des Schicksals.). Hört doch direkt mal rein bei Minute 38:15 und lasst die Clubnight dann zum Weiterlesen einfach laufen:
Man war ich da aufgeregt und hatte so Lust auf die große Sause. Die Vorzeichen wurden jahrelang im Omen gesetzt und dann war es so weit und ich spürte von Anfang, dass da was ganz Besonderes passieren wird. Also zack in die Stadt die Karte über ne Freundin kaufen lassen. Die Vorfreude und Aufregung in mir wurde immer größer. Man darf dabei nicht vergessen, dass lassen wir mal hier nicht unerwähnt, ich war 16 😆 Ja 16, das war ich auch mal, eine geile Zeit. Ich wusste zwar noch nicht so recht wohin mit mir, nur ein paar Dinge wusste ich genau: ich liebe Musik und hörte schon jahrelang Techno, vor allem über die Clubnight. Ich wollte und bin schon immer ins Omen und da zum Sven! Bester Sound und eine Garantie für eine grandiose Reise in der elektronischen Musik die ich so liebe. Und zwar immer eine neue Reise mit den Elementen die dazu gehören, mit der Liebe zur Musik, Gleichgesinnten die alle das selbe fühlten und dann noch im Omen – mehr ging da zu dem Zeitpunkt echt nicht. Das Maß aller Dinge, mit eben dieser besonderen Energie die dort herrschte.
Sven Väth kündigt ein neues Event-Kapitel an
Und dann kam eben diese Clubnight mit Ankündigung auf die Cocoon Party und somit diese Metamorphose, die Weiterführung des Spirits der im Omen gelebt und geprägt wurde. Nur eben in groß, mit ganz vielen tollen Acts: UNDERWORLD live, EARTH NATION live, THE ADVENT live (alle drei meiner vier Lieblings-Live-Acts auf einen Streich – RICHARD BARTZ live noch dazu wäre auch glaube ich zu schön gewesen um wahr zu sein). ALTER EGO live, B12 live, AURAL FLOAT live, plus KUDO aus Japan und DJ HELL. Ihr merkt schon, ein Wahnsinns-Line-up. Auch etwas zu viel gewollt wie sich später rausstellte, aber das ist Geschichte und steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Party war auf jeden Fall ein absoluter Traum. Und das so kurz vor meinen Realschul-Abschluss.
Naja neugierig auf guten Sound und wissensdurstig wie man das alles produziert war ich ja schon immer. Also wir stehen da auf der ersten Cocoon-Party am Anfang noch so rum, da war es vielleicht 21:30 h (halbe Stunde nach Einlass). Da meinte ich zu meinen Kumpels, wartet mal kurz da kommt der Sven. Also ich hin (vielleicht etwas „übermotiviert“ und ganz klar einfach jugendlich naiv, 16 eben lach), hab ihn direkt mal kurz anhalten können und nach ‘ner Nummer hier aus der Clubnight gefragt. Witzigerweise genau das Lied, wo er die Durchsage mit dem „HR3 Buschnight“ macht. Oh man wie peinlich, dennoch auch mutig. Der Sven war doch zu dem Zeitpunkt seiner großen Party sicher noch viel aufgeregter, als ich während meiner Frage. (Bis ich das geblickt habe sind paar Jahre vergangen, das könnt ihr euch auch sicher gut vorstellen). Er blieb auf jeden Fall entspannt und meinte ich soll man ins Delirium gehen und da bei den White Labels schauen. Unnötig zu erwähnen dass ich die da direkt Montags drauf gesucht und gefunden habe und es war die letzte Copy davon 😉 lucky me! (Es ist die „One Finger“ vom Tim Taylor – Missile Records, Planet Of Drums – wusste damals niemand. War nur „1 Finger“ eingeritzt – falls es sich bis heute noch jemand fragt.)
Übers Delirium zu Cocoon
Ein Jahr später arbeite ich schon immer neben meiner Ausbildung als Aushilfe im Delirium. Wieder ein Jahr darauf brach ich meine Ausbildung ab und arbeite nur noch dort, wo ich später ein paar Jahre drauf auch eine Ausbildung machen konnte. Jörg Henze & Chris Zander sei Dank. Werde ich nie vergessen die tolle Zeit im Delirium Plattenladen, wo ich dann über sechs Jahre arbeitete. Direkt danach hatte ich meine Cocoon Recordings Platte “Transistor / Little Eternity” (COR12008) rausgebracht, die ich mit Denis Engemann zusammen produzierte.
So ungefähr zu dem Zeitpunkt fing ich auch an für Cocoon zu arbeiten. Ich habe da schon alles mögliche gemacht, früher in der Booking-Agentur als Assistent, dann immer Green&Blue Produktions-Leitung, immer mit angepackt und nun schon viele Jahre mit Edgar Dirksen bei Cocoon Recordings – und wir sind ja noch mittendrin in der Geschichte.
Ingo Boss lebt seinen Traum
Was soll ich euch sagen. Ich hab seit dem Moment die geilste Zeit in meinem Leben, weil ich fühle was ich mache, voll hinter dem stehe was mich selbst bewegt und glücklich macht. Jeden Tag auf’s Neue. Eben diese elektronische mUsiQ —>> Techno in all seinen Facetten, von Ambient, über Electro und House, zu schön knarzig, industriell und zurück. Für mich gibt es keine schönere & vielseitigere Musik als diese/unsere geliebte elektronische Musik. Ich bin sehr glücklich und schätze jeden Tag den ich mich da voll in der Musik hingeben und ausleben kann. Mich mit einbringen kann, diese Musik zu leben und voran zu treiben. Geschichte zu schreiben und Menschen mit dieser Musik zu erreichen. Als DJ, A&R bei einem Label, im Vertrieb, als Booker, Veranstalter, Künstler, Produzent – es gibt so viele Wege: baut Synthesizer, programmiert Software, arbeite im Nightlife oder auch bei einem Laden wo man Musik-Instrumente kaufen kann. Jeder von uns gehört dazu, auch die nach uns wieder alles sauber machen, die Techniker die sich vorher um alles kümmern dass alles dann so läuft. Die LJs, Visual Artists, Video-Künstler, Grafiker, Barleute, Türsteher, Gaderobenleute, Promoter und die im Plattenladen. Ihr seht, wie viele Möglichkeiten es gibt sich einzubringen, wie viele Arbeitsplätze auch durch diese Musik entstanden sind.
Was ich Euch auch damit sagen will, egal wie alt ihr seit: lebt eure Träume, träumt viele Visionen, arbeitet euch den Allerwertesten ab um eure Ziele zu erreichen. Gebt nicht auf, auch wenn es mal schwere Zeiten gibt. Die hatte jeder von uns und die gehören auch dazu. „Some things are worth fighting for“! Und damit meine ich alles, nicht nur jetzt bezogen auf Musik, einfach das was ihr fühlt, was euch berührt und glücklich macht. Glaubt daran, lasst euch nicht unterkriegen und ihr könnt so vieles erreichen. Achtet auf eure Gedanken.“Wer aufgehört hat zu träumen, hat aufgehört zu leben”!
Wer nun hier angekommen ist, weiß sicher genau was ich meine. Und was ich damit sagen will. Ich glaub an Euch!!! Wünsche euch alles Gute und eine wundervolle Zeit auf unseren Wegen, viel Liebe & Glück!
Lieber Ingo, vielen Dank für diesen persönlichen Rückblick auf die letzten mehr als 20 Jahre! Es ist schön zu lesen, wie sehr du die elektronische Musik liebst und du als Teil von Cocoon dazu beiträgst, dass der Vibe und die positive Energie der Musik in die Welt getragen werden!