Das Gespann Piemont ist aus der deutschen Clubszene nicht mehr wegzudenken. Was in 2007 als DJ Team aus einer langjährigen Freundschaft entstanden ist, kann mittlerweile als wegweisendes Projekt zwischen Techno und Houser bezeichnet werden. Auf Labels wie Exploited, Kraftek, Terminal M und dem legendären Toolroom veröffentlichen die zwei Hamburger Jungs ihre Tracks ebenso easy wie sie auch Podcasts auf gefeierten internationalen Blogs präsentieren. Vor allem aber überzeugen Piemont dort, wo ihr ganzes Herz liegt – im Club. Kein Wunder also, dass sie bereits vom Berliner Watergate über das Züricher Hive bis hin zu Studio 80 in Amsterdam alles bespielt haben. Doch auch diverse Festivals und Auslandsgig bis hin nach Japan und die Ukraine stehen bei Piemont immer wieder auf der Agenda. Für Partysan haben sich ‚Chris & Frederic‘ alias Piemont Zeit genommen, um über Zukunftspläne, die Clubszene und anstehende Veröffentlichungen zu sprechen.
Ihr bewegt euch vom Sound her frei zwischen Techhouse und Techno als auch House-Elementen. Wie wichtig ist euch diese Genres-Freiheit?
Sehr wichtig. Während unserer Anfangszeit vor fast 10 Jahren hatten wir oft versucht, eine bestimmte musikalische Richtung einzuhalten. Nachdem wir anfingen Elemente einer Idee zu verwerfen, nur weil sie irgendwie nicht stil-konform wirkten, entschlossen wir uns kurzerhand weniger nach Vorgabe, sondern mehr aus dem Bauch heraus zu produzieren. Seitdem wir stilistisch flexibler denken, sind wir auch viel kreativer.
In London wurde vor kurzem das legendäre Fabric geschlossen, wie seht ihr die Entwicklung der Clubszene in Europa?
Leider hatten wir nie die Gelegenheit in diesem großartigen Club zu spielen. Das Fabric war wirklich eine legendäre Institution und einer der bedeutendsten Clubs Europas. Allerdings ist es schwer zu sagen, ob die Schließung des Clubs die Folge eines neuen „clubfeindlichen“ Denkens ist. Vom Gefühl her, gab es kaum eine Zeit, in der sich Clubs nicht von öffentlichen Regulierungen oder Stadtplanungsmaßnahmen bedroht sahen. Zum Glück ist die europäische Clubszene so kreativ und dynamisch, dass beständig neue Venues entstehen. Hoffentlich bleibt das auch so.
Ihr seid das Jahr über viel unterwegs – wie verbringt ihr die Zeit im Zug/Flieger/Auto sinnvoll?
Als Duo haben wir den Vorteil, dass wir grundsätzlich zu zweit durch die Gegend reisen. Dadurch haben wir immer jemand an der Seite, den wir zuquatschen können. Auch wenn wir uns unter Woche ohnehin häufig sehen, geht uns auch auf Reisen nie der Gesprächsstoff aus. Manchmal besprechen wir Ideen für neue Tracks, planen neue Veröffentlichungen oder bereiten neue Podcasts vor.
Woher nehmt ihr eure Einflüsse für die Arbeit im Studio?
Ein großer Einfluss hat das Reisen auf unsere Arbeit. Manchmal hat man nur einen großartigen Track im Club gehört, von dem man sich inspiriert fühlt oder man hat einfach schöne und prägende Momente erlebt, an die man sich noch lange erinnert. Trotzdem haben wir auch mal kreative Downs, wo uns partout nichts einfallen will. Meistens brechen wir dann die Zelte ab, gehen ein Bier trinken und starten eine Woche später einen neuen Versuch, anstatt eine Idee krampfhaft zu Ende zu bringen.
Ihr habt bereits in der Ukraine, Italien und UK gespielt – wo wollt ihr auch jeden Fall mal auflegen und warum?
Definitiv Südamerika, z.B. Kolumbien oder Brasilien. Wir haben dort mittlerweile viele Bekannte und Freunde und waren da auch schon mal privat, aber leider noch nicht zum Spielen. Die Leidenschaft zur elektronischen Musik und die ausgelassene Art zu feiern ist einzigartig.
Welchen musikalischen Bezug habt ihr zu eurer Heimatstadt Hamburg, in welcher ja auch Smallville, Diynamic und viele weitere Crews sitzen?
Hamburg hat zwar eine großartige und vielseitige Musikszene, die mittlerweile in der ganzen Welt einen Namen hat, gleichwohl hatte sie zumindest keinen entscheidenden Einfluss auf unsere musikalische Entwicklung. Das liegt unter anderem daran, dass die Szene sehr geschlossen und teilweise anonym agiert. Daher waren wir nie teil einer Hamburger Base, sondern haben früh Kontakte in anderen Städten, wie Berlin und Köln, gesucht, die bis heute noch bestehen.
Was steht bei euch so an, in nächster Zeit?
Unter anderem werden wir im Oktober eine EP auf Super Flu‘s Label „Monaberry“ veröffentlichen, die später auch auf Vinyl erscheinen wird. Außerdem haben wir einen Track auf „Keno Records“ untergebracht, welcher zum ende des Jahres in die Shops kommen soll.