Eine weitere Partysan-Award-Kategorie, die dezent anmutet wie ein nicht zur Gänze wohlsortierter Gemischtwaren-laden. In dieser Psycho-Garage wurde offenbar einiges geparkt, das woanders nicht hatte verarbeitet werden können. Oder dort nicht komplett verdaut wurde.
Doch unsere Voter hatten keine Chance. Zu weitläufig war die Kategorie begrifflich aufgestellt. Und gerade deswegen freuen wir uns nicht ohne Stolz über das bunte Ergebnis und wollen es gekonnt zu unserem „Favorite Miscellaneous Award“ überhöhen. Und ohne wirklich in die Seelen der Wähler blicken zu können, versuchen wir eine kleine Deutung der Abstimmungsergebnisse.
(Wäre es nicht glatt gelogen, würden wir sagen:) „Nicht zu verwechseln mit dem Award ‚Nerv, Verlierer, Abturn des Jahres 2012‘“
Los geht’s! Hype, Aufreger, Unwort des Jahres 2012:
#10 Cocoon Club
Was hat der Cocoon Club verbrochen, um hier auf dem zehnten Rang genannt zu werden? Vermutlich, geschlossen zu werden. Das Aus dieser Institution war definitiv einen Aufreger wert.
#9 Griechenland
Nicht in der Top 10 und dennoch nominiert war auch das Schlagwort „Eurokrise“. Wir unterstellen einen Zusammenhang zum Neuntplatzierten Griechenland, das es einfach nicht aus den Schlagzeilen schafft. Wir wünschen dem Patienten gute Besserung.
#8 Sync-Button
Oh oh! Betrug! Schummelalarm! Wannabe-DJs who can’t get the beat straight! Ist nur ein wahrer DJ, wer die Übergänge selbst ohne technische Unterstützung anständig hinbekommt und alle, die den Sync-Button drücken, handwerklich miserable Schaumschläger? Mag sein. Wir zitieren das Video, indem Mixen verglichen wird mit – jetzt kommt’s – Schreibmaschine-Schreiben. Prüf es aus!
#7 Hipster
Zunächst halten wir fest: Moden, Jugendkulturen, Styles und Attitüden kommen und gehen, wandeln sich, verschwinden und reüssieren wellenartig erneut, wenn man nicht mehr mit ihnen zu rechnen müssen glaubte. Die ersten Vertreter sind immer Avantgarde, cool und over-the-edge, bevor es für die ganze Bewegung überhaupt einen Begriff gibt. Dann freut man sich über Gesellschaft und Gleichgesinnte und plötzlich: kippt die Scheiße, weil jeder Arschhaarezüchter spätestens, wenn das 37. Starlet auf dem Intouch-Cover als heimliches Testimonial der „Subkultur“ in Erscheinung tritt, sich auch traut, mitzumachen, nachzulaufen. Der Abgrenzungseffekt ist futsch und was gestern noch Ehrung war, gilt nun als Beleidigung. Der Hipster befindet sich in der letzten Phase. Ohne Wertung. Aber keine Angst, ihm werden auch in zwei Jahren noch Beträge auf arte, zdf_neo und dem FAZ-Feuilleton zuteil werden.
#6 Dubstep
Es war doch schön, als dem guten alten Muli „Reggae“ in Form von Ragga und Dancehall ein PS-starker, fahrbarer Untersatz verpasst wurde. Als aus Rappern „Chanter“ wurden, durchfuhr auch HipHop plötzlich ein lebenspendender Blitz, als hätte Jesus – oder nennen wir ihn Grandmaster Flash – persönlich die Hand aufgelegt. Für alle Folk-Fans und irie Hippies war das natürlich ein Schlag ins Gesicht. Und nun mischt sich die Kreatur sich ewig metamorphosierend auch noch in die Electronic Dance Music ein? Zu viel für die Partysan-Gemeinde!
#5 Niereich
Wir haben an anderer Stelle bereits versucht, zu erahnen, was dem Österreicher seine Platzierung eingebrockt hat. Weiter wissen wir auch nicht. Falls Niereich bei irgendwem in die gute Stube eindrang, ohne die Schuhe auszuziehen, mit einem Mitgliedsantrag der NPD gesichtet wurde oder gar – wir wollen es uns gar nicht ausmalen – einen eigenen musikalischen Stil pflegt, bitte teilt es uns per Kommentar mit. Wär doch gelacht. Crowdsourcing undso…
#4 David Guetta
Nun verlassen wir endgültig den Pfad der Originalität. Denn was für Niereich Geltung beansprucht, gilt auch für unsere Nummer 4 – David Guetta. Hier geht’s zu unserem Erklärungsansatz. Nutzen wir das Vakuum für die Frage, warum „Swag“ zwar nominiert wurde, aber es nicht unter die ersten 10 geschafft hat.
#3 Leider Geil
Nee. Klar. War lustig. Also ich hab gelacht. Und das ist schließlich das alles entscheidende Qualitätsmerkmal. Und dass sich die Floskel schlicht überall und an jeder Stelle gnadenlos anwenden lässt, hat sicher zu ihrer Popularität und Omnipräsenz beigetragen. Dass einem das kurz darauf gehörig auf den Zeiger geht, ist Naturgesetz. Also: no offense, Deichkinder – es musste so kommen…
#2 Gangnam Style
Wir legen uns fest: Bis Deichkind mit Psy auf Live-Tour gehen, auf der Justin Bieber und David Guetta das Catering zubereiten, während Bettina Wulff Sylvie van der Vaart Blutdoping gesteht – alles eine Frage der Zeit. Seine Platzierung begründen wir hier.
#1 Gema
Täterätäää. Trommelwirbel. Die Gema siegt erneut. Warum, führen wir ebenfalls hier aus. Es bleiben uns nur erneut die herzlichsten Glückwünsche.
Alles Weitere zum Partysan Poll & Award 2012 hier!