Viele kennen Ihn als Resident der Finca, manch einer wunderte sich, warum man ihn im Sommer so selten in Stuttgart antrifft.
Im Herbst 2008 hat alles in der Finca angefangen, im Sommer 2010 hatte er bereits regelmäßige Bookings auf Ibiza. Für den Sommer 2013 gibt’s bei Mike einige Neuigkeiten, über die er mit uns bei nicht gerade sommerlichen Temperaturen vor einem seiner Gigs in Stuttgart gesprochen hat.
Hallo Mike, wir zwei sitzen jetzt hier zwar draußen aber mit Jacke und Schaal in Stuttgart zusammen, wie kommt’s, dass Du noch hier bist und noch nicht Deine kleine Finca auf Ibiza eingeweiht hast?
Ja, das ist tatsächlich der erste Mai seit Jahren, den ich hier dick angezogen sitze und wie jeder hier auf besseres Wetter hoffe. Durch die Zusammenarbeit mit SC Event & Booking, die mich ja seit Herbst letzten Jahres managen, habe ich für diesen Sommer schon so viele Anfragen und konkrete Bookings in Deutschland, so dass ich diesen Sommer zwischen Ibiza und Deutschland pendeln werde.
Du bist ja einer der ganz wenigen Stuttgarter, die mit Mitte Zwanzig international unterwegs sind und feste Bookings auf Ibiza haben. Erzähl doch mal kurz, wie Du das hingekriegt hast?
Ganz klar: Ich hab echt viel Glück gehabt und immer zum richtigen Zeitpunkt Menschen getroffen, die mir Starthilfe gegeben haben und seither fördern. Meine erste Chance überhaupt haben mir die Leute der Finca gegeben, die mich jetzt als SC Event & Booking in Deutschland nach vorne bringen und auf Ibiza sind es vor allem die Inhaber vom Beach Palace, das Space und das Team von Ibiza Global Radio, die mich echt fantastisch unterstützen. Der zweite Erfolgsfaktor, wenn man das so nennen kann, ist sicherlich: Ich mache das, was ich wirklich von Herzen tun will und dafür gebe ich auch alles und das nicht nur bei meinen Gigs. Auch während der Woche verbringe ich fast meine ganze Zeit mit Musik, suche neue Musik für mein Set, arbeite technologisch an meinem Setup und auch an mir selbst.
Apropos Setup: Du legst heute digital auf, was waren Deine Gründe für den Switch weg vom Vinyl?
Klar ist es auch die Schlepperei gewesen aber im Wesentlichen ist es der Kostenfaktor und die vielfältigen Möglichkeiten. Obwohl ich inzwischen klar auch einiges an Promos bekomme, kaufe ich noch viel Musik und digital bekomme ich mit meinem Budget einfach mehr neue Musik. Der zweite mindestens genauso wichtige Grund sind die vielfältigen Möglichkeiten. Mit den verschiedenen Controllern und Effektgeräten kann ich einen an sich schon sehr guten Track viel besser an meinen eigenen Stil bzw. an die jeweilige Situation im Club anpassen und den Leuten damit (hoffentlich) genau das geben, was sie im Moment wollen.
Kommen wir nochmal auf Ibiza zurück: Deine erste Saison auf Ibiza hast Du ja auch nicht durch Auflegen finanziert, sondern hast einen echt verdammt harten Job gehabt oder?
Stimmt! Ich war 2009 als Ticketiéro für das Beach Palace in Playa d’en Bossa unterwegs, d.h. ich bin vier Monate lang jeden Tag den kilometerlangen Strand bei glühender Hitze hoch und runter gelaufen und hab versucht, Leute ins Beach Palace zu bekommen. Gottseidank hatte ich ja mein ganzes Geld gespart, um die Saison auf jeden Fall überleben zu können, als Ticketiéro war ich echt ziemlich miserabel. Außerdem mochten mich die Leute vom Beach Palace schon damals, sonst wär ich da sicher rausgeflogen und hätte nie die Chance bekommen, sogar im Beach Club aufzulegen. Ich durfte dann zwei Mal die Woche auflegen – ohne Gage klar – und hab dadurch Anna von Ibiza Global Radio kennengelernt. Im Sommer 2010 konnte ich dann schon als DJ auf Ibiza überleben und hatte die letzten drei Jahre feste Bookings im Space, im Beach Palace, bei Ibiza Global Radio und eine Menge Bookings bei diversen Parties auf der Insel.
Du bist ja nicht nur auf Ibiza und in Stuttgart ein gefragter DJ, wo stehst Du sonst noch überall an den Decks?
In Berlin bin ich ziemlich regelmäßig im Tresor gebucht, in Frankfurt waren es der Cocoon Club, das U60311 und das Monza, die ja leider alle drei zugemacht haben bzw. das Monza ist jetzt eine Off-Location. Ansonsten neben Ibiza hatte ich noch Gigs in Italien und Griechenland.
Welche Pläne hast Du denn diesen Sommer für Ibiza, kannst Du schon bissl was Konkreteres sagen?
Auf Ibiza läuft das alles etwas anders also bei uns, aktuell wird für die Saison noch verhandelt, somit kann ich noch keine Termine nennen, aber ich werde auf jeden Fall in diversen Clubs und bei Radiosendungen zu hören sein.
Seit diesem Jahr bist Du ja auch unter die Producer gegangen und hast im März Dein erstes eigenes Release rausgebracht. Wie kam es dazu und was für Pläne hast Du als Producer?
Ich muss gestehen, dass ich eigentlich gar keine Ambitionen zum produzieren hatte. Wenn man sich aber dann die Line ups der großen Clubs wie Space anschaut, sind das nur DJs, die auch selbst produzieren, also habe ich mich diesen Winter intensiv ins Produzieren eingearbeitet und Xela ist mein erstes Release. Momentan arbeite ich an zwei weiteren Releases, die im Sommer veröffentlicht werden.
Eigentlich hättest Du heute zusammen mit Christian Smith im Toy aufgelegt, der Gig von Christian Smith musste aufgrund der aktuellen Situation verschoben werden. Was sagst Du als Stuttgarter zur momentanen Entwicklung in Stuttgart?
Das ist unfassbar, was die Stadt Stuttgart zur Zeit alles zerstört: Nicht nur, das echtes Kulturgut wie die legendäre Afterhour im Toy zunichte gemacht wird, es werden Arbeitsplätze und somit Existenzgrundlagen vernichtet sowie für die Stadt wichtige Gewerbesteuereinnahmen einfach verspielt. Das ist doch sozial wie politisch unverantwortlich! Und der Verlust für die kulturelle Förderung ist doch ebenfalls fatal: Wie in der Finca oder im Hype haben auch im Toy soviele Künstler ihre ersten Schritte gemacht, die heute international bekannt sind und ihren Lebensunterhalt mit Musik bestreiten können. Kunst und Kultur beschränkt sich doch nicht nur auf die klassischen Bereiche wie Theater oder Oper, ein DJ ist seit 15 Jahren ein staatlich anerkannter Beruf aber in Stuttgart wird es dem potentiellen Nachwuchs bald unmöglich gemacht, erste Schritte zu gehen und von internationalen Top Künstlern entdeckt zu werden.
Einen Christian Smith kann man nicht nach Stuttgart holen und mit entsprechenden Eintrittsgeldern und Gastroumsätzen finanzieren, wenn der Club um 4.30 Uhr zumachen muss. Folglich haben alleine heute Nacht einige Gastroleute und DJs keinen Job, der Nachwuchs keine Chance, die Stadt weniger Gewerbesteuer – mal ganz abgesehen davon, dass vielen Leuten eine tolle Party und die Chance, so jemanden wie Christian Smith live zu erleben, genommen wird. Der Preis für ein sogenanntes sauberes Stuttgart steht alleine heute für mich in keinem Verhältnis.
Die aktuelle Situation fördert ja nicht unbedingt Stuttgart als Musik- Metropole sondern verstärkt so manchen internationalen Künstler, z.B. nach Berlin auszuwandern. Denkst Du nun auch über einen Umzug nach?
Nein gar nicht! Stuttgart ist und bleibt meine Heimat, hier hat alles angefangen, meine Homies, also meine Freunde und meine Familie leben hier und ich fühl mich hier einfach sauwohl. 0711 ist unser Zuhause!
Was für ein Schlusswort: 0711 ist unser Zuhause!