In der Weihnachtsausgabe widmen wir uns wieder einmal einem karikativen Thema. Die Wahl fiel diesmal auf die Nichtregierungs-Organisation „Menschen gegen Minen“ (MgM). Diese Organisation leistet unglaublich wichtige Arbeit in den minenverseuchten Regionen Afrikas. Ziel ist es, der dortigen Bevölkerung wieder ein angstfreies, friedvolles Leben zu ermöglichen! Sehr wichtig wie wir finden, deshalb unterstützen wir die Initiative nicht nur mit diesem Artikel, sondern auch mit einer Geldspende.
Hendrik Ehlers ist Gründungsmitglied von MgM und heute einer der beiden hauptverantwortlichen Leiter der Organisation. Zusammen mit Hans Georg Krüssen dreht sich sein Leben seit über zehn Jahren um die Minenräumung und Vernichtung gefährlicher Munition im südlichen Teil Afrikas. Beide verfügen heute über eine große Erfahrung als Operationsleiter in den Bereichen Minendokumentation (Survey), Minenräumung (Demining) und Sprengstoffvernichtung (EOD). Wie hat bei MgM eigentlich alles angefangen? Was bewegte Hendrik Ehlers zu diesem Job und welche Motivation lässt ihn immer wieder neue Projekte angehen? Wie gestaltet sich der Alltag im Minenfeld? Ein Interview mit dem Managing Director.
Herr Ehlers, wie sind Sie zum Minenräumer geworden?
Ehlers: „Es war eher ein Zufall. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung verweilte ich gerade in Brasilien, da kam meine Mutter auf mich zu und erzählte mir, dass in Angola dringend portugiesisch sprechende Allrounder benötigt werden für Minenräumarbeiten. Nebenbei fügte sie hinzu, dass es allmählich Zeit sei für mich, etwas Vernünftiges zu tun und drei Wochen später befand ich mich, zusammen mit meinem Freund Hans Georg Kruessen, völlig ahnungslos mitten im grössten Chaos. Im Nachhinein kann man sagen, eine optimale Situation, um schnell und effizient zu lernen!“ (lacht!).
Mit welchen Mitteln haben Sie angefangen?
„MgM startete mit nichts, abgesehen von der Erlaubnis meines Vaters, seine Telefonrechnung bis maximal 1000 US$ belasten zu dürfen, was übrigens ausreichte, um den ersten Projektvertrag für ein Welternährungsprogramm in Angola abzuschliessen, unterstützt von der deutschen Regierung mit insgesamt 600,000 US$. Kurze Zeit später zählte sich MgM bereits zu den vier großen Nichtregierungs-Organisationen.“
Haben Sie denn eine besondere Vorliebe für Explosives?
Eigentlich überhaupt nicht. Aber Minenexplosionen gehören zu unserem Alltag und mindern auf eigene Art auch den Druck des eher harten Arbeitstages. Die ursprüngliche Motivation für meine Arbeit entstammt jedoch vielmehr der Friedensbewegung und folgt dem initialisierenden Motto von MgM: „Zerstöre das, was dich zerstört“ nach dem amerikanischen Dichter Jerry Rubin.
Wie reagieren die Menschen in ihren Einsatzgebieten auf Ihre Arbeit?
„In der Regel werden wir sehr warmherzig und freundlich aufgenommen. Zudem fördert unsere Präsenz ja bei ihnen die Hoffnung auf Frieden und ein angstfreies Leben.“
Was war ihr gefährlichster Einsatz und welches der erfolgreichste?
„Diese Frage löst bei mir ein gedankliches Abspulen von unzähligen merkwürdigen und aussergewöhnlichen Situationen aus. Die meisten schwierigen Aktionen denke ich wurden durch eine falsche Vorbereitung und schlechte Lageeinschätzung meinerseits ausgelöst. Das schlimmste Erlebnis war eine Explosion einer Panzermine unter unserem Panzerfahrzeug. Ich überlebte wie ein Wunder ohne eine Schramme. Technisch gesehen gibt es für mich nur eine Erklärung dafür: Gott zog mich für eine Sekunde aus meinem Fahrersitz und setzte mich nach der Explosion wieder rein. Für mich war das ein deutliches Zeichen, weiter zu machen. Das erfolgreichste Erlebnis war die sichere und glückliche Rückkehr von 60000 Personen in die Provinz Bengo und das nach über sieben Jahren Flüchtlingslager.
Stiftung Menschen gegen Minen e.V
Oberlinstr. 8, D-40625 Düsseldorf
Tel.: 0211/16788-41, www.mgm.org