JH trat erstmals 1995 mit der Ep Run auf dem Label i220 in Erscheinung. Der Durchbruch gelang ihm 1998 mit der P.A.X. Ep auf Kanzleramt. Noch im selben Jahr landete er mit dem Album Reality to MIDI einen Volltreffer. Die Technowelt stand Kopf.
Kanzleramt sollte für lange Zeit seine Homebase bleiben. Bis heute hat er dort 4 weitere Alben veröffentlicht, ohne jedoch ganz an den frühen Erfolg anknüpfen zu können. Nachdem 2004 ein weiteres Album auf Anthony Rothers Datapunk Label das Licht der Welt erblickte, ist er nun mit einem neuen Werk auf Klang Elektronik am Start. Freaks r us hat das Potential den Produzenten wieder in den Olymp des Techno zu hieven, aber eigentlich war er ja auch nie wirklich weg.
Partysan: Zuerst einmal alles Gute nachträglich, Du hattest ja letzten Monat Geburtstag. Wie hast ihn verbracht?
Johannes Heil: Vielen Dank! Ich habe in aller Ruhe mit Freunden und Familie Zuhause bei einem Glas Wein zusammen gesessen und gefeiert.
Du wohnst seit eh und je weit ab jeglicher Zivilisation in Ober-Mörlen bei Bad Nauheim. Woher kommt dieser Patriotismus? Hat es Dich niemals ins Stadtleben gezogen?
Kein Patriotismus, ich brauche die Ruhe und Abgeschiedenheit zum Leben, dass bedeutet Glück für mich.
Warum hast Du Dich bei der Wahl des Labels, auf dem Dein neues Album »Freaks R Us« erscheinen soll, für Klang Elektronik entschieden, und nicht etwa für Deine alte Homebase Kanzleramt oder sogar eines Deiner eigenen Labels?
Ich habe seit der Katalognummer 100 keinen einzigen Track mehr für Kanzleramt gemacht, dieser trug den Titel „forever“!? Nachdem ich einen Remix für Alter Egos Transphormer gemacht hatte, saßen wir beisammen und die Idee kam auf, auch in Zukunft zusammenarbeiten zu wollen. Außerdem könnte ich mit JH Records im Alleingang niemals einen so guten Job für das Album machen wie die Jungs und Mädels von Klang.
Die Stimmung auf dem neuen Album ist eindeutig eine Andere, nicht mehr so düster, als auf vergangenen Werken. Woher kommt dieser Wandel?
Die Musik ist ein Abbild meiner Seele, die Dunkelheit in mir weicht mehr und mehr dem Licht und das ist nunmal zu hören.
Wenn man Titel wie »Warrior Of Light«, »Tree Of Life« oder »The Magician« liest, sieht man, dass Dein Hang zum Mystischen nach wie vor besteht… Was fasziniert Dich so an diesem Thema?
Wer am Thema „der Mensch und seine Seele“ wirklich interessiert ist, kommt an der Hermetik bzw. der Mystik nur dann vorbei, wenn sein Geist nicht in der Lage ist zu abstrahieren um die Metaebene der mystischen Texte zu erfassen. Bei mir klappt das Ganze sehr gut und ich bekomme dadurch viele Antworten auf Fragen, welche auf eine andere Art und Weise nicht zu beantworten sind.
Den letzten Track hast Du zusammen mit Ralf Hildenbeutel geschrieben, einem alten Hasen der Frankfurter Szene. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Ralf meldete sich eines Tages bei mir und bat mich um einen Remix für Earth Nations „Red Engine“ und weil ich Ralfs Musik sehr gerne mag und es noch schönere Dinge im Leben gibt als Geld, ist dieses Stück entstanden, so einfach ist das und genauso ehrlich.
Die Musikszene ordnet sich gerade neu zusammen, das aktuelle Tagesgeschehen und die Presse sind stark von neuen Gesichtern dominiert und viele »alte Helden« sind ein wenig aus dem Blickfeld verschwunden. Wie nimmst Du diese Entwicklung wahr? Von wem würdest Du persönlich mal gerne wieder öfter was hören bzw. lesen?
Name-dropping lag mir nie sehr gut, aber ich freue mich über jeden alten Helden der im Hier und Jetzt weiterhin seinen musikalischen Weg verfolgt. Denn es kostet viel Liebe und Kraft sich nach vielen Jahren weiterhin neu zu erfinden und weiter zu gehen.
Das Album Freaks R Us erscheint in Kürze bei Klang Elektronik.