Monika Kruse Interview on the road again

Monika Kruse: Ich konnte eine Woche lang nicht sitzen.

MONIKA KRUSE – gute Musik ist und bleibt gute Musik! Die Globalplayerin und Wahlberlinerin Monika Kruse gehört sicherlich zu den bekanntesten weiblichen DJs, die Deutschland zu bieten hat.

Aufgrund ihrer aktuellen neuen MixCd, die zuerst nur exklusiv in Japan erschien haben wir uns mit ihr zur netten Plauderei getroffen.

Hey Monika, schön dass du die Zeit gefunden hast… Sag mal, wie kam es generell zu der Idee des Namens On the Road?

Ich meine, Mix-CDs gibts ja viele, soll eine solche ein typisches Set vom letzten Wochenende einer Frau Kruse darstellen, on the road halt? Ich habe den Namen On the Road gewählt aus diversen, teilweise total unterschiedlichen Gründen, und weil man sehr viel in diesen Titel hinein interpretieren kann. Zum einen sind wir DJs ja alle mehr am Reisen, als zu Hause und so werden wir sehr auf unseren Reisen beeinflusst, vor allem auch musikalisch.

Dann gibt es noch den Aspekt dass ich meine Zuhörer grundsätzlich gerne mit auf eine Reise nehme, sei es im Club oder eben auf einer solchen CD. Ein typisches Set von mir sind die CDs also nur teilweise, denn da ich gerne längere Sets spiele, aber auf einer CD nur die Möglichkeit von 80min habe, ist die CD natürlich nur ein Ausschnitt aus einem Set von mir.

monika-kruse1Aktuell gibt es mit On the Nippon Road quasi eine Spezialisierung der bisherigen Serie. Wie kam es dazu? War der Release in Deutschland überhaupt geplant?

Ich wurde im September von der größten japanischen Unterhaltungskette HMV (vergleichbar mit z.B. Mediamarkt in Deutschland) gefragt, eine exklusive Mix-Cd für sie zu machen. Eine wirklich große Ehre, denn vorher haben Technolegenden wie Jeff Mills oder Hardfloor einen Mix für HMV abgegeben. Der Nachteil war halt nur, dass ich diese CD erst 2 Monate später weltweit veröffentlichen durfte.

Gibt es einen Grund, ausser HMV, warum gerade Japan thematisiert wird und nicht z. B. Brasilien, Frankreich oder Kanada? Oder hängt das alles zusammen?

Na ja, die Anfrage für den Mix kam wie gesagt aus Japan, und ich sollte den Mix für eine japanische Firma machen, auch mit der Bitte etwas für den japanischen Dancefloor zu mixen. Wäre dann doch ein wenig komisch gekommen, wenn ich die Mix-Cd in einem brasilianischen Kontext gemacht hätte.

Stimmt allerdings. Wie gehst du bei so einer Trackauswahl vor?

Ich suche mir die aktuellen 30 Lieblingsstücke zusammen. Dann fragen wir sie frei, sprich holen uns die Erlaubnis vom Label, die Tracks für den Mix benutzen zu dürfen. Dabei fallen ja immer wieder welche heraus, denn manchmal wollen die Labels einfach zu viel Geld für einen Track. Von diesen Tracks die dann übrig bleiben, versuche ich dann auszuwählen, welche am Besten zueinander passen, damit ein roter Faden in der Mix-Cd entsteht, auch wenn man verschiedene Stile miteinander vermischt.

Du machst ja 2 Labels, was ist da der generelle Unterschied? Terminal M hat ja mal richtig hart angefangen….

Das stimmt so nicht ganz, dass Terminal M richtig hart angefangen hat. Klar hatten wir Veröffentlichungen von härteren Jungs wie Dj Rush oder Eric Sneo, dennoch war ich bei der Auswahl der Tracks immer darauf bedacht, dass sie melodiös sind und nicht stumpf dahin prügeln. So singt Rush zum Beispiel auf seinen Tracks…Der Begriff Härte ist ja auch immer eine Geschmacksfrage.

Manche finden ja auch Tracks von den Whignomy Bros hart…Und für andere wiederum ist das Muschimusik(lacht). Auf Terminal M gab es ja schließlich auch softere Veröffentlichungen von Ian Pooley, G-Man oder Miss Kittin, nur viele Konsumenten wissen das gar nicht….
Auf jeden Fall ist mein anderes Label Electric Avenue weitaus verspielter als Terminal M!

monika-kruseApropos hart, wie siehst du generell den Wandel, dass selbst die ehemals harten Kerle wie z.B. Marco Bailey oder Adam Beyer immer ruhiger werden und mehr minimal spielen?

Ehrlich gesagt finde ich diese Frage immer irgendwo traurig, denn sie zeigt wie eindimensional die Technokonsumenten mittlerweile denken. Ich bekomme immer mehr das Gefühl das ein DJ sich nicht entwickeln oder gar ändern darf.

Warum muss ein DJ sein Leben lang das gleiche spielen, obwohl sich die Musik weiterentwickelt?

Wir DJs aus der ersten Generation haben schon diverse Stile gespielt. Ich erinnere mich an Produktionen von Hell, die sich um die 148 BpM bewegten oder an Sets von Rush, bei denen er Discohouse gespielt hat. Chris Liebing war früher auch viel softer und tranciger. Und ein Richie Hawtin hat gerne früher auch härter gespielt. Ich verstehe nicht warum es jetzt so zur Diskussion wird, wenn ein DJ seinen Stil ändert. Ich finde es ganz normal, dass man sich als Künstler weiterentwickelt, gerade wenn man schon länger auflegt. Genauso wie die Musik sich weiterentwickelt. Ich selbst fing vor 16 Jahren an aufzulegen und habe damals Deephouse Parties veranstaltet.

Im Laufe der Jahre habe ich dann irgendwann meine härtere Phase gehabt und nicht mehr House aufgelegt. Damals kam aber niemand an und fragte warum ich meinen Stil geändert hätte. Ich schätze, irgendwie war man wohl früher offener was die Kreativität der DJs betraf. Nicht umsonst war damals Laurent Garnier einer der beliebtesten DJs, weil er eben alle Stile miteinander vermischte  von House zu Drum n Bass zu Techno. Ich sage einfach: gute Musik ist gute Musik, egal wie schnell und wie hart oder wie mini oder maximal und DJs sollten sich immer weiterentwickeln, sonst bleibt das Karussell stehen, aber: jeder nach seiner Fasson! Hört sich ja viel versprechend an! (Allgemeines Gelächter)

Monika Kruse DJane Techno BerlinGibt es eigentlich überhaupt noch Künstler mit denen du gerne mal zusammen spielen würdest bzw immer wieder gern spielst? Ich meine, eigentlich solltest du doch alle gehabt haben?!

Generell spiele ich natürlich immer gerne mit meinen Labelkumpels zusammen: Dave Shokh, Patrick Lindsey, Gregor Tresher oder Toni Rohr. In den letzten 3 Jahren haben aber Karotte und ich die K&K-Monarchie ausgerufen(lacht), wir beide spielen gerne back to back zusammen und meistens auch superlang, 12h-Sets sind da keine Seltenheit…

Mit Carl Cox spiele ich auch gern auf Ibiza zu seiner Nacht zusammen, ich hatte bis jetzt die Ehre 2 mal für bzw mit ihm im Space aufzulegen. Das ist dann auch immer sehr familiär. Wir wohnen auf seiner Finca zusammen und an dem Abend gibts Backstage auch schonmal Pausenbrote in Tupperware. Sprich, wenn man nach seinem Set hungrig ist, kann man schön schlemmen…Da kommt man sich vor wie bei Muttern!(lacht)

Man hörte es gab Silvester ein Erlebnis, was für dich nicht so erfreulich war, aber in jeder Homevideoshow wahrscheinlich den ersten Platz gewinnen würde! Magst du uns da was drüber erzählen oder lieber nicht?

Doch, klar…. Also mein Silvester war wortwörtlich für den Arsch: Irgendein Idiot schoss auf mich von der anderen Straßenseite eine Rakete, die dann an meinem Körper durch Jeans und meinen dicken Mantel durch explodierte und meinen Arsch verbrannte. Ich konnte eine Woche lang nicht sitzen. Irgendwie habe ich das Gefühl, Silvester benutzen viele Leute, um Krieg zu spielen.

Wie sehen deine zukünftigen Pläne aus?

Da ich mein Studio vor kurzem fluchtartig wegen Schimmelbefall verlassen musste, bin ich zur Zeit gewissermaßen studiolos. Aber dafür war ich mit meinen netten Kollegen Gregor Tresher und Dave Shokh im Studio… Es wird also bald wieder etwas von mir auf Vinyl geben.

Schön zu hören…. Also dann viel Erfolg weiterhin und… vielen Dank!