aktuelle EP Beautiful Life

Interview mit Martin Roth über seinen Hit Beautiful Life und die Millionen Klicks auf Youtube

In den letzten Monaten tauchte neuerdings immer wieder der Name Martin Roth in den Charts & Playlists der Deep House & Progressive Global Players auf. Besonders seine letzte EP „Beautiful Life“ war diesen Sommer auf jeder Party unter der Sonne zu hören.

aktuelle EP Beautiful Life

Doch ist Martin kein Youngster, wie andere Neuartige Edit-Künstler, die mit „nur“ einem Hit die Charts stürmten. Martin Roth bewies seine Künste bereits in den letzten 15 Jahren. In der EDM Szene ist er schon seit langer Zeit kein Unbekannter. Mit klassischer Klavierausbildung in Frankfurt aufgewachsen, entstammt er noch fast der alten Schule, schlich sich begeistert mit 16 Jahren in Sven Väths damaliges Wohnzimmer, dem Omen, und schraubte seitdem an unzähligen Releases für diverseste Labels national & international und machte sich als international gefragter DJ einen Namen.

In den letzten Jahren prägte sich Martins Sound immer mehr in Richtung Techno und Deep House – 2012 scheint er in der dortigen Szene angekommen, fand sich in den Playlists aller Grossen & Kleinen und hat sich den Weg nach 2013 mit kommenden Releases auf z.B. Crosstwon Rebels schon jetzt geebnet.

Hallo Martin,

schön dass Du Zeit gefunden hast mit uns ein Interview zu machen. Wo befindest Du Dich gerade?
In meinem kleinen neuen Studio in Berlin-Mitte / Ecke Kreuzberg.

Auch der Sommer in Berlin und eine großartige Festivalzeit geht so langsam dem Ende entgegen. In Rückblick auf die vergangenen Monate – Was hat Dich besonders bewegt?
Wie im nächsten Punkt noch mal genauer erwähnt, bin ich ja eher im Ausland anzutreffen, somit war meine interessanteste Erfahrung dieses Jahr meine letzte Indientour – ich habe schon alle Kontinente für Gigs besucht, Indien stand bisher allerdings noch nicht auf dem Plan. Elektronische Club-Musik ist dort auch noch weiterhin etwas in den Kindeschuhen – wenn wir den Mainstream mal aussen vor lassen – somit waren die Stationen Bangalore, Hyderabad & Chennai alle für sich sehr spannend, ergreifend, lustig, zum Nachdenken anregend und abenteuerlich. Vor allem unvergessen ein kleines Festival am Strand im Südosten des Landes.

Deine Auftritte sind eher im Ausland anzusiedeln. Welche Erklärung gibt es dafür?
Ich kann nur mutmaßen, somit denke ich, es könnte daran liegen, dass ich immer gerade den Style verfolgte, der in Deutschland zu diesem Zeitpunkt weniger salonfähig war – ich war viel in Australien oder England zu Zeiten meinen Overdose / Frankfurt Zeiten, viel in den USA als ich mit Paul (van Dyk) damals für Vandit zusammenarbeitete und er vor allem in den Staaten eine grosse Nummer war und als es mehr in die Progressive House Richtung ging, war es eben eher Mittel- und Südamerika.

Nun scheint es so, dass ich endlich im geliebten Deeperen Sound angekommen bin und so rückt auch wieder Europa in den Fokus – es ist auch mal schön, direkt nach dem Gig wieder mit der U-oder S-Bahn nach Hause zu fahren.

aktuelle EP Beautiful Life

Über 300 EP-Veröffentlichungen füllen Deinen Release-Katalog. Wie viel zeit verbringst Du täglich mit Deinen Produktionen im Studio?

Das spiegelt nicht unbedingt meinen Studioalltag wieder. Was heisst, ich bin nicht unbedingt der Nerd, der seine Zeit hauptsächlich im Studio verbringt. Die vielen Releases kommen vor allem daher, weil ich schon seit einiger Zeit in vielen Bereichen der Elektronischen Musik unterwegs bin, mit 18 Jahren mein erstes Release hatte und mal mehr und mal weniger kontinuierlich releaste und remixte. Es gibt immer mal wieder Phasen, da ist ein grosser Output da, wenn man sich gerade wieder gefunden hat und wohlfühlt – aber es gibt auch die Momente, wo man glaubt, die Gehirnhälfte, wo das Kreative passiert, sei nun doch abgestorben – denn es kommt auch oft wochenlang absolut nichts heraus.

Daher bin ich dazu übergegangen vom „täglichen“ Studioalltag wegzugehen und einfach die Zeit dort zu nutzen, die sich kreativ anfühlt – das spürt man schon beim Aufstehen morgens, ob es klappt oder nicht. Ein bisschen Nerd wird man mit der Zeit allerdings dann doch – es kann schon mal passieren, dass man am Shaker oder der Kick 3 Tage rumschraubt, bis sie einem gefällt – früher war es einfach: „in den Sampler rein, passt scho …“ Auch programmiere ich heute im Gegensatz zu früher nun lieber Sounds, gerade für manche Hersteller offiziell wie z.B. Native Instruments.

Kannst Du von den Einnahmen als Künstler leben?
Zum Glück ist dies machbar. Die Einbußen, die in den letzten Jahren durch die zurückgehenden Tonträgerverkäufe entstanden, wurden durch DJ Gigs wieder aufgefangen. Zu Vinyl & CD sowie EDM Hochzeiten verdiente man ja anständig, heute verkommen die Produktionen fast zum Promotool für den eigenen Namen. Internet & Social Networking ist zu Verfluchen als auch ein Segen.

Dein Statement zur aktuellen Gema-Debatte und Tariferhöhung 2013?
Ich stehe da ein wenig mehr zwischen den Stühlen als die allgemeine publizierte Künstler oder vielmehr Club-Gemeinde. Ich möchte das aber jetzt hier nicht öffentlich breit treten, denn das haben andere schon genug getan. Trotzdem sollten sich einige vorher ein wenig mehr die tatsächlichen Fakten anschauen, als nur alle ein Horn zu blasen und den reißerischen Artikeln zu folgen, die dann ein „Clubsterben“ prognostizieren. Was natürlich stimmt, ist, dass wir Independent-Künstler an dieser Veränderung nicht viel haben im Vergleich zu den Global Players.

aktuelle EP Beautiful Life

Deine bisher erfolgreichste Veröffentlichung ist?
Ich denke die bisher erfolgreichste VÖ ist ein Remix den ich 2009 anfertigte und zwar der MR NuStyle Remix für „Sensation Seekers“. Überraschenderweise war der Titel mehrere Wochen auf Platz 1 der Beatport Gesamtcharts und in der Jahresabrechnung nach Eric Prydz‘ „Pjanoo“ des bestverkauften Titels des Jahres. Jeder wollte daraufhin einen „NuStyle“ Remix haben – die Sugababes, Keane, Rosenstolz, Schiller, Yello um nur einige zu nennen. Das war natürlich ein schöner Beigeschmack.

Im Netz findet man überall Deine EP „Beautiful Life“. Alleine auf Youtube haben diesen Track über 1Millionen Fans geklickt. Macht sich das im Verkauf Deiner Tonträger bemerkbar oder ist es Dank Youtube „nur“ ein Überflieger?
Wie zumeist kommt der „kommerzielle“ Erfolg im größeren Rahmen immer mit etwas Verzögerung. Die Single erschien schon Anfang April, war zwar auch in den Beatport Deep House Charts an der Spitze aber entwickelte sich dennoch erst richtig über den Sommer. DJs aus verschiedenen Lagern wie Sasha, Solomun, Eric Prydz etc. begannen den Track auch erst ein paar Monate später zu spielen und zu charten. Alles in allem hat sich denke ich alles gegenseitig hochgeschaukelt, sodass nun Ende September der Track noch immer in den Beatport Top 100 ist und auch bei YouTube sehr oft geklickt wurde – sei es von Ibiza Heimkehrern, Fans oder Quergeleiteten. Somit spiegeln die vielen YouTube Klicks schon etwas das Feedback, den Erfolg und die generelle Stimmung wieder.

Wohlgemerkt ist das betreffende Video das eines „Fans“ welches nicht künstlich „hochgekauft“ wurde wie so vieles – das hätte für Ihn sicher keinen Sinn gemacht – sondern dies passierte durchaus auf natürlichem Wege.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!