Bereits seit über 8 Jahren schwimmt der gebürtige Österreicher Mario Ranieri als einer der wenigen gegen den Massenstrom, hebt sich als Produzent und DJ ab und kombiniert Oldies aus den 80ern, Hardtechno, House und Hardcore zu einem bombastischen Mix.
Er leitet die Labels SCHUBfaktor, Schlagwerx, Vernacular, Ostarrichi und Girlpower. Ranieri ist als einer der wenigen Deejays schon in den Genuß von Stage-Diving gekommen und stand auch schon mit The Prodigy auf der Bühne.
Mario, du bist nun schon seit über 9 Jahren als Labelowner, Deejay und Produzent tätig. Was gibt es Neues?
In all den Jahren hat sich sehr viel getan. Ich habe ganz Europa und auch Südamerika bereist, jede Menge Parties beschallt und einen Haufen Releases veröffentlicht. Darunter auch 2 Mix-Compilations: Schranz Total 16 und die neue Hardtechno Essential 2.0
Was hat sich für dich verändert im Laufe der Jahre?
Ganz klar mein Stil, aber der verändert sich bekanntlicherweise bei jedem neuen Release. Ich versuche immer wieder was Neues zu kreieren und nie in einer Schublade zu landen. Das Publikum verändert sich auch ständig: In Osteuropa geht es heiß her seit einiger Zeit, wobei in Österreich (leider) immer mehr Leute das „krochen“ entdecken.
Krochen? Was hat es damit auf sich?
Dem YouTube-Wahn sind auch einige Kiddies verfallen, die sich gerne selbst im Netz tanzen sehn. Genauso wie der „Schranz“-Hype damals gehen mir auch die Krocha schon langsam auf die Nerven. Schranzen, Krochn – alles der selbe Mist: Ein Wort und jede Menge Kommerzer. In Wien und Umgebung ist es ganz schlimm. Da tanzt echt keiner mehr. Alle stehen im Kreis und einer „krocht“. Das vermiest echt jegliche Party und Stimmung. In Wels letztens war das wieder richtig geil keinen einzigen „krochen“ zu sehen. Da gingen die Leute noch richtig ab mit Geschrei, Gehüpfe und Gejubel.
Deine neue Schubfaktor-Platte „Out of my mind“ geht ja in eine ganz andere Richtung. Desweiteren hört man, daß du nun auch Elektro produzierst. Ist da ein Richtungs-wechsel im Gange?
Ich hatte bei „Out of my mind“ grad eine Phase wo ich echt die Schnauze voll von Hardtechno hatte. Deshalb musste ich einfach Mal Dampf ablassen und was komplett anderes machen. Es gab sogar einen echt chilligen Radio-Cut, aber trotzdem musste natürlich doch auch ein Hardtechno-Remix und ein zusätzlicher harter Bonustrack mit drauf. Ich produziere unter dem Namen „Ranieri“ gerade auch ein paar Elektro-Sachen, die bald rauskommen werden. Ich werde älter und immer dasselbe zu machen, wird einfach langweilig. Trotzdem bleibe ich meinem Stil natürlich treu und werde weiterhin der „Mario Ranieri“ bleiben den die Leute wegen seiner bretterharten Sets kennen.
Veränderung auch in Sachen Bookingagentur. Kaum ein Jahr bei Abstract, schon bist du wieder raus. Was waren die Gründe?
Nun, wie gesagt, es ist immer wieder Mal Zeit, sich zu verändern. Ich fühle mich wohler, unabhängig zu sein und deshalb laufen meine Bookings jetzt wieder direkt über Schubfaktor Records. Ich bin also wieder für jeder-mann verfügbar. Auch als Elektro-DJ nur unter „Ranieri“ bin ich jetzt zu buchen. Desweiteren bin ich noch im DJ-Duo mit meinem lieben Kollegen Frank Kvitta als 4-Deck-Special über KneDeep zu buchen.
„Bummnoglzua“ – als ich das im Katalog des renommierten Technolabels 4×4 Recordings aus England sah, musste ich sofort an dich denken. Wie kam es denn dazu?
Ich habe vor 2 Jahren Mal Julian Liberator persönlich in Belgien kennengelernt und ihm eine Promo meiner ersten „Ostarrichi“-Platte gegeben. Die hat ihm ziemlich gut gefallen und er meinte, ich könnte ihm auch gerne Mal Tracks schicken. Viele Monate später habe ich ihm dann Material geschickt und er hat sofort alle 4 Tracks gesigned. Für mich war klar, dass ich mich auf diesem Label, das mich auch sehr beeinflusst hat früher, mit einem typisch österreichischen Titel verewigen muß.
Typisch österreichisch geht es auch auf deinem Sublabel „Ostarrichi“ zu? Warum dieser Patriotismus?
Ich bin stolz darauf, Österreicher zu sein und liebe dieses Land. Eine eigene Reihe, wo die Leute was zum Sammeln haben, erschien mir als nette Huldigung für die ganzen Bundesländer. Die ersten drei Releases sind raus und die 4te Platte „Steiermark“ befindet sich gerade in Pressung. Als Nummer 10 wird eine Remix-LP mit einigen bekannten Acts aus der Techno- und Hardtechno-Szene auf den Markt kommen. Es gab gerade einige Verzögerungen im Releaseplan, weil ich gerade den Vertrieb zu Triple Vision Holland gewechselt habe.
Was hältst du von MP3, Final Scratch & Co?
Es gibt alle Releases meiner Labels jetzt auch auf iTunes, TrackItDown, Beatport und vielen anderen Online-Stores. Das war ein Schritt, der ganz klar nötig war, den ich aber nicht gern getan habe. Die Vinyl-Verkäufe sind deutlich gesunken und da spielen ganz klar die ganzen Leute, die nur von CD’s oder Laptops spielen, eine sehr große Rolle. Ich weiß, dass die Entwicklung der Technik nicht stehen bleibt, aber MP3 ist ganz klar eine Bedrohung für einige kleine Labels aus dem Underground. Sicher sagen viele, dass dies auch eine neue Chance für den kleinen, unbekannten Artist ist, aber ich muß hier ganz klar sagen, wenn es sich für manche Labels nicht mehr rentiert Musik herzustellen, wird es auch qualitativ schlechtere Musik geben, da immer mehr wichtige Einflüsse untergehen und immer mehr Müll von Möchtegern-Künstlern auf den Markt kommt.
Man kann es so oder so sehen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Musik darunter leidet. Sicher nicht der große Major, aber die vielen kleinen Labels, die so wichtig für die Szene sind. Als noch jeder mit Vinyl aufgelegt hat, gab es auch schon Raubkopien im Netz, aber die meisten wollten halt früher doch noch lieber eine echte Platte in Händen halten. Ich benutze auch immer einen CD-Player, um unveröffentlichte Sachen zu spielen, aber ich werde immer Plattenspieler und Vinyl bevorzugen. Es geht einfach um das „DJ-Handwerk“. Auf einem Laptop zwei Tracks angleichen kann jeder, der eine Computermaus bedienen kann. Außerdem ist es doch einfach schön zu sehen, wenn einer hinter den Turnies ins Schwitzen kommt, oder nicht?
Was treibst du privat, wenn du mal Freizeit hast?
Nun, ich sitze meistens vor dem Computer und surfe rum oder sehe mir gern Filme an. Seit kurzem habe ich auch ein neues Hobby „Die Makrofotografie“ entdeckt. Leider kommt jetzt der Winter, aber im Sommer war ich öfters draußen in der Natur und habe Nahaufnahmen von Insekten und Pflanzen gemacht. Ich bin außerdem schon seit über 2 Jahren schwer beschäftigt, mit meiner Verlobten ein Haus zu bauen. Wir sind leider noch immer nicht eingezogen, weil wir noch einiges an Arbeit haben. Aber im Frühling wird es dann wohl so weit sein.
Welche Musik hörst du sonst noch so?
Angefangen von Klassik bis Heavy Metal höre ich alles, was nicht Kommerz ist und wo Leidenschaft dahinter ist: Marilyn Manson und System of a Down gehören da zu meinen Lieblingen. Was ich hasse, sind gecastete Popstars.
Gibt es ein Lebensmotto?
Immer ist jetzt! [SN]