Alex Bau`s Tourtagebuch 4/2011. Heute: the Hilton Flashback…

Alex Bau, Pressure, TourbookApril ist in meinem Tourkalender sehr oft der „Pressure Monat“, und so sehr wie in diesem Monat traf das schon lange nicht mehr zu.

Eine ganze Warm Up Tour für das oberösterreichische Vorzeige-Elektronikfestival mit locationbedingtem starkem Underground-Touch dominierte meinen April 2011, und dann, ein paar Tage vor dem Festival selbst kam ein Anruf vom Veranstalter, mit dem mich ein mittlerweile freundschaftliches Verhältnis verbindet, und er stellte die Frage:


„Alex, brauchst Du ein Zimmer?“


… und schon schlug er zu, der „Hilton-Flashback“!
Wie versteinert saß ich am Telefon, und in mein Gedächtnis schoß die folgende Geschichte, die sich im Herbst 2008 zutrug, und seit der ich es vermeide dem meist sensationellen Festival eine direkt anschließende Übernachtung vor Ort folgen zu lassen.

Direkt danach habe ich diese wahre Geschichte auf meiner Website in einem Tourbookeintrag verewigt, und den will ich Euch an dieser Stelle und aus gegebenem Anlaß, einem wieder mal richtig fetten Gig auf dem Pressure zu Ostern 2011, wenn auch nur auszugsweise, nicht vorenthalten.

Ich wünsche Euch schon jetzt genau so viel Spaß beim Lesen wie all denen, die sich die Story schon damals reingezogen haben nachdem sich auch der Veranstalter schlapp gelacht hat, und das an alle weitergeleitet hat.
Danke, Thomas!

„…Irgendwie ging dann für mich persönlich die Party aber erst dann richtig los nachdem mein Set schon vorbei war.
Nicht dass es keinen Spass gemacht hätte, aber es kam mir vor als wäre ich danach irgendwie aufgewacht.

Und so vergingen die letzten Stunden sehr lustig und mit einigem Wodka, so dass die Tatsache, dass der Hotelschlüssel des ursprünglich geplanten Kurhotels mit Schiess-mich-tot-wieviele-Sterne auf einmal nicht mehr auffindbar war, sogar ganz praktisch war weil der etwas „rustikalere“ Gasthof nebenan das stehen lassen des Autos ermöglichte.

Ich weiss, Alkohol ist keine Lösung, aber manchmal macht er lustig und immer bringt er die Wahrheit ans Tageslicht. „In vino veritas“, wie wir Lateiner sagen. Und in dem Zustand in dem ich und meine Bookingmanagerin Verena, die an diesem Abend eher Alkoholmanagerin war, nach Ende der Party waren, ist es einem scheissegal ob die Dusche im Zimmer ist und die Toilette auf dem Flur.

Gut, um 6 dann im Bett und zack, weg vom Fenster.
Bis um ca. 10:45.
Nun beginnt der interessante Teil dieses Tourbooks, der einem zeigt was so alles passieren kann auf Tour. Der teil, den Zeno wie zu Beginn erwähnt, hätte besser machen können, aber irgendwie kann er auch gar nix dafür, nix für ungut, Zeno! Lese am besten mal selbst weiter… Gut.

Zunächst nur aus der Ferne zu vernehmen klang ein bestimmendes „Frühstück“ durch die Flure des „Neumarkter Hilton„.
Doch dem nicht genug.

Der Service in diesem aussergewöhnlichen Etablissements geht noch weiter, und beinhaltet auch einen persönlichen Hinweis im Zimmer (!!!) auf das Frühstück durch das sich kurz vor oder nach Rentenalter befindliche Familienpersonal, das offenbar damit überfordert war dass eine ganze Reihe von diesen „Künstlern“ gerne mal länger als bis 9 Uhr schläft wo doch um 6 Uhr morgens die Hofarbeit beginnt. Nur auf Afterhour hatte irgendwie keiner Bock, sozusagen.

Ich will zwischendurch mal anmerken dass ich nicht zur Kategorie „zickiger Städter“ gehöre, und frische Milch, Brot und Eier sind was extrem leckeres, aber nicht nach ca. 0,75 l wodka und nur 4 Stunden Halbschlaf. Ausserdem, zur Erinnerung, draussen an der Wand stand zumindest noch beim auffinden des Hauses „Gasthof“, und als ebensolcher Gast will man halt auch irgendwie behandelt werden, bzw. zur Not am besten gar nicht behandelt sondern nur in Ruhe gelassen werden.

Gut, nachdem keine Reaktion auf die lautstarke Essen-fassen-Aufforderung erfolgte verblieb noch eine weitere Stunde für süsse oder andersartige Träume (for those who know…), bis dann das Räumungskommando die Regie auf den Fluren übernahm. Nicht Aufräumkommando, nein, Räumungskommando!

Das sieht im Hilton Neumarkt (Hausruck) so aus, dass eine mit Kippe und alkoholgetränkter Stimme bewaffnete Endvierzigerin im Asi-schlabber-Look, zumindest sah sie so aus, die Zimmer nach Treten gegen die jeweilige Tür einzeln stürmt, ohne Aufforderung hereinkommt, laut schreit „So, aufstehen und raus aus den Zimmern, Zeit wird`s!“, und dabei gleich die Gelegenheit nutzt die Vorhänge selbst aufzuziehen damit es der Häftling, pardon, natürlich Gast nicht selbst machen muss.

Da ich nun ohnehin schon wach war stieg ich in die Dusche des Zimmers und kämpfte zunächst mal mit dem Verhindern von Verbrühungen und Verbrennungen zweiten Grades da es nur einen Wasserhahn gab: heiss!
Sehr heiss.

Ich weiss nicht ob es am abgestorbenen Schmerzempfinden lag oder an der Tatsache dass das Wasser irgendwann doch nur noch warm statt heiss war, auf jeden fall fand die Dusche ein normales Ende, ebenso bei Verena.

Das alles ging der „Hausdame“ aber noch immer nicht schnell genug, und so erfolgte ein erneutes Stürmen des Zimmers, diesmal mit einem noch schärferen Ton, immer noch mit Kippe, und selbst mein „Vielen dank für den dezenten Hinweis, wir sind gleich fertig“ konnte nicht verhindern dass ich hasserfüllt angesehen wurde, und welche Frechheit ich mir noch rausnehmen würde überhaupt was zu sagen, schliesslich ist es ja schon halb 12 und dass hier Leute die nicht mal verheiratet sind ein Zimmer und weiss der geier alles teilen und machen, das straft der Herr eben mit dem Teufel höchstpersönlich im Zimmer.

Verena erntete dann auf ihr „Entschuldigung, wie reden sie eigentlich mit ihren Gästen?“ (und das ist für ihre verhältnisse Knigge hoch 5, da sind wir schon wegen ganz anderen Lapalien aus Hotels rausgeflogen…) Einfach nur „jetzt aber raus, sofort, du Trampel!“.
Kein Witz, Originalton!

Das Zuschlagen der Tür wurde dann auf der Richterskala mit 6,7 aufgezeichnet, und die Wissenschaft rätselt bis heute warum im erdbebensicheren Oberösterreich solche Stösse zu verzeichnen sind.

Na ja, das nennt man einen gelungenen Start in den Tag, wir haben einen Running-Gag mehr (sorry, Verena, du Trampel), und die Tatsache dass ich das hier schreibe zeigt nur eines: ich bzw. wir haben es überlebt und freuen uns trotz Räumkommando auf das nächste Pressure, das sicher wieder fett wird!

Nur, bitte, Zeno, nie wieder ins Hilton Neumarkt. Danke…“