Das von den beiden Musiklovern HANNE & LORE geführte Label HEULSUSE hat in den letzten zwei Jahren einen von Hand ausgewählten Output, seien es nun die Mixtapes, Releases oder dazugehörige Remixe. HEULSUSE vereint international erfolgreiche Künstler wie Ramon Tapia, Thomas Schumacher, Niconé, Zombie Disco Squad und junge in der Szene angesagte Acts wie Martin Waslewski, Remcord aus Frankreich oder die Berliner Mirco Niemeier & Tony Casanova. Die Heulsuse Familie scheint wie kaum eine zweite für authentische Liebe zur Musik und gegen den Mainstream zu stehen. Alle Veröffentlichungen erscheinen auch in limitierter Auflage auf Cassette und viele auch auf Vinyl. HANNE & LORE gehen somit nicht nur selbst als Künstler einen sehr eigenen und der Musik verschriebenen Weg, sondern eben auch mit ihrem Label. Alle Coverdesigns werden von Hand gezeichnet und bilden einen weiteren kleinen Baustein, des mit Herzblut und Schweiß geführten Imprints. Wir haben mit HANNE & LORE, die auch Teil der Monaberry Familie sind, über ihr Label und die Pläne für 2016 gesprochen.
Heulsuse auf Soundcloud
Hinter einem Label kommt ja noch ein gefühlter Rattenschwanz, um den man sich kümmern muss. Vertrieb, Grafik, Promo – wie organisiert ihr euch da und wusstet ihr worauf ihr euch einlasst als ihr Heulsuse ins Leben gerufen habt?
Wir hatten auch vor der Heulsuse schon Label-Erfahrung und daher waren uns die Abläufe klar. Es gibt da natürlich immer was zu tun, aber die angesprochenen Arbeiten sind gut verteilt durch unseren Vertrieb und eine Promo Agentur – und die Grafiken für alle Heulsuse-Veröffentlichungen liefert uns von Anfang an Semia Belhadj.
Stefan hat früher einen Plattenladen gehabt, wie sehr hilft das bei der heutigen A&R Arbeit?
Das kann wahrscheinlich generell nicht schaden, weil im Plattenladen ja auch musikalisch vorselektiert und dann entschieden wird, welche Platten man für den Verkauf bestellt… aber beim Demo hören geht es heutzutage dann eigentlich nur noch um den persönlichen Geschmack! Und bei der Heulsuse müssen wir auch immer beide von den Tracks angetan sein, sonst gibts auch keine Veröffentlichung.
Seht ihr in den Streamingportalen wie Spotify grundsätzlich gutes oder eher schlechtes?
Als Künstler wie auch als Labelbetreiber kann man sich aus wirtschaftlicher Sicht natürlich wesentlich erfreulichere Geschäftsmodelle vorstellen als Streamingportale – Abrechnungstechnisch liegt das für den Künstler bzw Artist noch weit unter dem Wühltischniveau. Allerdings ist es halt nunmal so, dass der Grossteil des Musikkonsums mittlerweile auf diesen Portalen und Plattformen stattfindet – eine eher unschöne Entwicklung, welche man nun aber leider so akzeptieren muss, da sich Konsumverhalten generell gerade im Bezug auf Musik in den letzten Jahren sehr fragwürdig verändert hat…
Glaubt ihr grundsätzlich noch an das Albumformat?
Auf jeden Fall, Album ist wichtig! Einerseits hat sich das Hören generell verändert und man lässt die CD oder Platte nicht mehr ganz durchlaufen, weil man sich im Stream nur noch einzelne Tracks raussucht oder bei Beatport nur noch einzelne Tracks des Album kauft. Das ist natürlich ein Widerspruch, da das Album im klassischen Sinne ja als Einheit verstanden wird.
Abgesehen vom Hörverhalten ist das Album aber die einzige Möglichkeit für einen Künstler, sich musikalisch breiter zu präsentieren, was bei einer Maxi mit 2-3 Songs kaum möglich ist.
Ein Punkt ist auch die Werbewirksamkeit, da es ein Album meist nur alle paar Jahre gibt, ist die Aufmerksamkeit viel höher als bei einer Maxi, die eh alle 2-3 Monate erscheint und eine viel kürzere Halbwertzeit hat.
Ihr setzt fast alle Releases als Tape & Vinyl um – ist das eine wirtschaftliche Entscheidung oder mehr Herzensangelegenheit?
Vom wirtschaftlichen Punkt her sollten wir nur noch digital veröffentlichen: das kostet fast nichts, ist direkt verfügbar und für den Großteil der Hörer eh am wichtigsten.
Das größte Problem bei der Vinyl Herstellung ist der Zeitfaktor, da man ca 8-10 Wochen warten muß, bis die Platte endgültig im Laden zu haben ist.
Die Heulsuse Kassetten haben sich gut etabliert, ist wohl aber mehr ein Gimmick für die Leute! Die Kassetten kosten unwesentlich weniger als Platten, sind dafür aber nach 2-3 Wochen produziert.
Soundcloud steht immer häufiger in der Kritik den einst guten Service zu verramschen. Mixsessions werden geblockt und ganze Profile werden gelöscht. Wie sehr beunruhigt euch das als Labelowner, da ihr ja auch Heulsuse Mix Tapes veröffentlicht?
Von uns ist zum Glück noch nichts gelöscht worden! Ansonsten ist das Prinzip doch immer gleich: da ist n cooles Start-up wie z.B. Soundcloud, dann entwickelt sich alles, es muss Geld verdient werden und die Probleme beginnen. Und nach Soundcloud wird es etwas anderes geben. hearthis.at konnte sich bislang ja noch nicht richtig durchsetzen, mal sehen was als nächstes kommt.
Wie steht ihr zu illegalen Downloadportalen?
Diese Portale sind echt eine Last und das aus zwei Gründen: zuerst einmal bekommt generell kein Künstler oder Label was, wenn man sich die Songs illegal runterzieht und zweitens ist es doch echt schade, dass die Leute nichtmal bereit sind 99 Cent für einen Song auf iTunes auszugeben. 99 Cent, dafür bekommt man keine Tageszeitung, nicht mal eine Kugel Eis… so viel sollte einem ein Song, den man mag, der einen berührt oder sogar zum dancen bringt, auf jeden fall wert sein.
Heulsuse hat sich kontinuierlich entwickelt. Ihr setzt nach wie vor auf eine Mischung aus Newcomern und international gefeierten Acts wie Ramon Tapia oder Thomas Schumacher. Was steht als nächstes an?
Wir hoffen, dass das auch in Zukunft so weitergeht und wir junge Künstler fördern können, die durch bekannte Remixer unterstützt werden. Und wie immer werden natürlich keine Pläne verraten, aber auch in 2016 wird es spannend weitergehen, mit neuen Artists und bekannten Remixern.
Was würdet ihr euch als Labelowner für die Zukunft wünschen?
Wir freuen uns über Demos, aber stehen weder auf Massen Emails an 50 Labels gleichzeitig noch auf Trance! Wäre toll, wenn sich die jungen Produzenten vor dem Verschicken von Demos genauer mit den jeweiligen Labels befassen und ihre Tracks gezielter verschicken würden.