Für was gibt Steve Bug sein Geld aus?

Steve Bug DJ01. Pokerflat feierte erst kürzlich sein zehnjähriges Bestehen. Ein Grund, optimistisch zu sein oder eher nüchtern, da es der Musikindustrie und vielen Labels derzeit nicht gerade gut geht?

> Zehn Jahre ist in der schnelllebigen Zeit doch schon eine lange Zeit, aber es sind ja auch andere Labels mittlerweile 10 Jahre dabei und es scheint fast so als ob sich Kontinuität am Ende doch auszahlt. Ich denke, dass wir gerade eine tolle Phase haben, wir arbeiten mit vielen neuen viel versprechenden Künstlern zusammen, und die Gesamtlage ist gerade sehr spannend, da jetzt seit einigen Jahren einige wieder auf einem Sound rumgeritten haben, wird sich definitiv in Kürze etwas neues, anderes durchsetzen…

02. Was würdest du jungen Leuten raten, die ein eigenes Label gründen wollen?
> Macht es nicht! Haha. Nein, im Ernst, es gibt so viel Musik und unendlich viele Labels, es wird immer schwerer sich durchzusetzen wenn man neu am Markt ist. Man braucht schon eine wirkliche Vision und sollte einen eigenen, neuen Künstlerstamm mitbringen, dann hat man evtl. eine Chance sich auf Dauer auch gehört und gekauft zu werden.

03. Wenn Du Deine Platten produzierst, welche Hard- und Software benutzt Du dann?

> Das wäre jetzt zuviel, hier alles aufzuzählen, aber ich benutze Logic als Sequencer, ab und zu Ableton im Re-wire modus, sowie diverse neue, bzw. alte analoge Synthies und Drummaschinen. Zusätzlich ein paar Kompressoren und ein Allen und Heath Mischpult. Je nachdem, woran ich gerade arbeite, kommen dann unterschiedliche Sachen zum Einsatz.

04. Für was gibt Steve Bug sein Geld aus?

> Für leckeres Essen mit Freunden, gute Weine, Schallplatten, Equipment, Klamotten und nicht zu vergessen für die Altersvorsorge! ; )

05. Wer sind deine besten Freunde im Musik Business und warum?

> Wenn man soviel unterwegs ist, hat man kaum wirklich enge Freunde, da man nie lange genug an einem Ort ist, deswegen sind Leute die einen lange begleiten, oder die man immer wieder trifft logischerweise auch irgendwann dann mit im Kreis der besten Freunde. Die hier aufzuzählen wäre mir jetzt aber zu privat!

06. Machst du gern Afterhour? Ja oder nein und warum?

> Es kommt ganz darauf an, grundsätzlich bin ich nie der große Afterhour-Typ gewesen, in den Anfängen der Housemusik in Deutschland bin ich meistens nachts ausgegangen, war dann die ganze Nacht auf der Tanzfläche und bin danach höchstens noch mit Freunden nach Hause, um dort zusammen den Morgen ausklingen zu lassen. Es gibt natürlich Partys, die es wert sind, morgens aufzustehen und dann dort direkt hinzugehen, aber grundsätzlich reichen mir 4-6 Std. in einem Club pro Nacht. Besonders wenn man eine gute Zeit hatte, kann es bei der Afterhour schnell zu einem Abtörn kommen, somit gehe ich lieber glücklich und zufrieden nach Hause und ruhe mich aus für den nächsten Gig!

07. Für viele Musiker fängt der Tag erst am Nachmittag an. Wie ist das bei dir? Wie sieht ein Tag von Steve Bug aus?

> In der Woche stehe ich normalerweise zwischen 9 und 10 auf. Frühstücke etwas, beantworte ein paar Emails und mache etwas Sport. Spätestens nach dem Lunch gehe ich dann ins studio und arbeite dort an neuen Sachen.

08. Du kennst die Techno- und Clubszene seit vielen Jahren. Wie siehst du die heutige Clublandschaft im Gegensatz zu früher als Techno noch Underground war?

> Die Energy ist eine andere, damals war alles neu und die Leute hatten das Gefühl teil einer ganz besonderen Sache zu sein, die meisten Leute haben einen ja damals ausgelacht, wenn man denn House- oder Technoplatten vorgespielt hat. Heute ist es eher normal und ein Teil der Kultur geworden, was aber nicht heißen soll, dass deswegen früher alles besser und die Partys heute nicht mehr toll sind! Es ist ja logisch dass etwas, was es seit ca. 23 Jahren (zumindest in Deutschland) gibt, keine Aufbruchstimmung mehr aufkommen lässt. Aber trotzdem und gerade auch deswegen, weil die ganzen Großveranstlatungen aus den 90ern mehr oder weniger verschwunden sind, ist und bleibt die kleine Technocommunity ein spannender, brodelnder Kessel.

09. Du hast ja dieses Jahr das erste Mal auf der Green & Blue gespielt. Hat es dir gefallen und wie war die Location?

> Das 2. Mal, genau genommen, ich habe schon mal vor einigen Jahren auf einer Green & Blue gespielt. Das war noch im Schwimmbad und hat unglaublich viel Spaß gemacht. Die neue Location ist aber tatsächlich noch um einiges cooler und es war ein rauschendes Fest. Die Besucherzahlen haben sich ja auch über die Jahre vervielfacht, was aber der positiven Energy eher nur noch Auftrieb verschaffen hat.

10. Was ist besser Club oder Festival?

> Es kommt ganz darauf an. Ein Club ist natürlich privater, aber auf einem Festival kann noch mal eine ganz andere Energy entstehen. Ich würde ungern auf eines der beiden verzichten, wenn ich mich aber entscheiden müsste, in Zukunft nur noch Clubs oder Festivals zu spielen, würde ich mich für die Clubs entscheiden.

12. Bald bist ja wieder in Stuttgart. Hast du eine Message für unsere Leser?

> Wenn ihr Deephouse, Chicago Tracks und Detroit Techno mögt, dann kommt vorbei, aber fragt mich nicht eure Lieblingsplatte zu spielen… Augen schließen und genießen heißt die Devise! Bis dann.