Fritz Kalkbrenner Interview zu here today gone tomorrow

Fritz Kalkbrenner > Here today, gone tomorrow

Spätestens seit dem Independent Film „Berlin Calling“ und des damit verbundenen Hits “Sky & Sand” ist der Name Kalkbrenner weltweit ein Pseudonym für absolut kredibile Musik, wenn nicht sogar eines eigenständigen Trends. Der Mainstream fokussiert sich auf Paul Kalkbrenner, den Titelhelden des Film, doch der Name hat mehr zu bieten; das Pendant Fritz Kalkbrenner.

Er ist Mitschöpfer des weltweit geliebten Tracks, der Groß und Klein zum Träumen und abschweifen bringt und hat durch sein zuletzt erschienen Album „Here Today, Gone Tomorrow“ die Szene überzeugt.fritz kalkbrenner her today gone tommorrow

Aufgewachsen in Berlin in den 80er und 90er Jahren hat er eine komplett andere Ära Berlins erleben dürfen. Berlin im Wandel, Mauerfall, Wachstum zum Dreh- und Angelpunkt für Europas Mode- und Musikkultur. Die heutige Generation erlebt ein vollkommen neues Flair. Was hält Fritz persönlich vom Wandel der Hauptstadt? Ist Berlin langsam übersättigt?

„ Es stimmt, dass Berlin einen ganz anderen Flair heutzutage besitzt. Manchmal ist eben dieser etwas befremdlich, da man immer mit dem Wandel gehen muss um nicht hinterher zu hinken. Ich kenne noch die Zeiten um 1910 herum aus den Erzählungen meines Großvaters. Er betrachtete Berlin immer mit etwas Wehmut wie es auch völlig normal ist, denn der Mantel des Vergessens behält die positivsten Erinnerungen und hebt genau diese hervor. Das heutige Berlin hat ebenso seine schönen Seiten. Klar ist Berlin in einigen Bereichen wirklich übersättigt, aber das kommt ganz darauf an, wo man in Berlin lebt, denn die Stadt ist riesig. Es gibt Bezirke, da kann man gar nicht zählen wie viele Vernissagen in einer Woche stattfinden, wie viele Musiker aufeinander hocken etc., aber insgesamt verläuft es sich zum Glück noch.“

Gerade diese Liebe zu Berlin und das Heranwachsen in die Anfänge elektronischer Musik gemeinsam mit seinem Bruder Paul, machen Fritz du dem Künstler der er ist. Man findet ihn nicht 10 Mal pro Tag im Radio als Produzent für 10 verschiedene Songs. Wenn man seine Stimme, seinen Track hört, weiß man ganz genau: Das ist Fritz Kalkbrenner Sound.

Ohne Werbemaschinerie dahinter! Er selbst sagt: „heutzutage muss man wirklich auch eine gute Portion Glück haben um als Künstler Erfolg zu haben. Nehmen wir z.B. Berlin; hier kannst du gut und gerne den Schnitt von 1 zu 10 nehmen, was Können und Glück angeht. Du musst eine gewisse Type verkörpern und deinem Stil treu bleiben! Zieht man all das ab, was Leute wie Guetta für ihren Erfolg opfern müssen, so fährt man auch ohne diese vermeidliche höhere Medienaufmerksamkeit nicht schlechter. Das Leben oder auch der Erfolg ist wie die berühmte X-Achse… sehr lang und sehr geduldfordernd. Ich nutze zwar keinen eigenen Learjet um zu meinen Gigs zu kommen, dafür bin ich aber ausgeglichen und zufrieden. Jedem seine Art des Lebens!“

Seinen Bruder Paul sieht man auf seiner DVD mit einem Privatjet zum Gig fliegen, da er den regulären verpasst hat und die Fans warten. Wie ist der ständige Vergleich der Medien mit deinem Bruder?

„Wenn Leute behaupten ich mache nur Musik, um es meinem Bruder gleich zu tun, liegen sie falsch. Ich habe bereits weit vor „Berlin Calling“ Musik gemacht, als Musik-Journalist für die Öffentlich Rechtlichen gearbeitet und produziert. Der Kinofilm war eher wie ein Katalysator oder ein noch besserer Vergleich: ein Öltank. Wenn man diesen anzündet, explodiert er…. genauso war es mit unserer Karriere. Der Film war sozusagen das Streichholz für unsere Musik, die seither enorme Beachtung findet. Jeder von uns macht sein eigenes musikalisches Ding und schaut stolz auf den anderen.“

Kommen wir einmal zu Fritz privat. Paul sammelt Lego, doch was zaubert Fritz ein Strahlen ins Gesicht?

„Meine Leidenschaft gehört mechanischen Armbanduhren. Mittlerweile habe ich eine Sammlung, die bis in die 20er Jahre zurückgeht. Wenn ich gerade so auf eine meiner Errungenschaften schaue, dann bin ich ganz stolz eine britische Rarität aus dem Jahre 1968.“

Was Fritz absolut sympathisch macht, ist sein Kindheitstraum, den er nicht näher erklären kann, doch als Kind habe er immer auf den Globus gezeigt und wollte später einmal nach BORNEO reisen. Keinen spezifischen Hintergrund hat diese Insel, nur war es eben „ganz weit weg“.

Bevor er sich diesen Traum erfüllt, hören wir erst einmal Neues aus seinen Federn bzw. aus seiner Produktionsschmiede. Nach der erfolgreichen Single „Facing the sun“ wird es im Frühjahr bereits eine zweite Single geben auf der ein ganz besonderer Remix zu finden sein wird: Booka Shade steuert einen Mix bei und so kommt es zu einer erwartungsvollen Allianz der besten elektronischen Musiker der Gegenwart.

Bis dahin vergnügen wir uns mit dem derzeitigen Album „Here Today, Gone Tomorrow“ des sympathischen Berliners. Und freuen uns auf „Kings in Exile“: