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Dr. Motte – Mit Herz und Seele für Techno

Dr. Motte ist Visionär & Botschafter der elektronischen Musik zugleich. Sowohl sein Sound als auch seine Produktionen sind anspruchsvoll, druckvoll und vielfältig. Mitreißende Club-Grooves verknüpft er mit pumpenden Techno-Beats und macht somit den musikalischen Underground zugänglich für ein weites Publikum. Vor kurzem veröffentlichte Dr. Motte gemeinsam mit Gabriel le Mar die Single „Puttin‘ On The Green Hat“, welche nun auch  von verschiedenen Künstlern wie Thomas Lizzara geremixt wird. Wir trafen Dr. Motte in Berlin zu einem kleinen Plausch über die Remixe und die GEMA.

Aktuell steht die zweite Version der 6-Piece Kollektion von POTGH in den Startlöchern. Mit den beiden Künstlern Thomas Lizzara & Ingo Boss hast Du zwei etablierte Artists aus den Technohochburgen Berlin und Frankfurt ins Boot geholt. Wie kam es zu der Auswahl?

Dr. Motte: Es war von Anfang an klar, dass wir uns nach vielfältigen Versionen umschauen. Nach dem ich den Berliner Thomas Lizzara ins Spiel brachte, weil er aus einer beswingten musikalischen Ecke kommt, freue ich mich sehr darüber, wie er die Melodie von Mantombe Matotiyani zerstört und neu wieder zusammen gesetzt hat. Ingo Boss geht dagegen eher mit einer beflügelten funky additude heran. Ingo ist ja bei Cocoon und Gabriel dachte gleich an ihn, als wir uns darüber unterhielten, wer jetzt Remix-Versionen machen soll.

 

Dr. Motte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Originalversion von POTGH beinhaltet sowohl klare Techhouse-Rhythmik als auch kräftige Basslines. Wie bist Du/ihr bei der Produktion an den Track herangegangen?

Dr. Motte: Gabriel le Mar hatte da die Möglichkeit diese Tracks von Amanpondo zu benutzen, die wir sehr interessant fanden. Das Afrikanische ist ja die Wurzel der Menschheit und Techno eine moderne Kontaktaufnahme zu dieser alten Tanzkultur und Rhythmik. Hans Cousto beschreibt das in seinem Buch „Vom Urkult zur Kultur“, deswegen stand für das Zusammenführen der Kulturen in diesem Track im Mittelpunkt.

Der Titel des Tracks „Puttin‘ On The Green Hat“ steht für mehr als nur ein Bekleidungsaccessoire. Der grüne Hut ist Teil einer Kreativtechnik von Edward de Bono, genannt “Denkhüte” oder auch „6-Hut-Denken“. Jeder Hut hat eine andere Farbe und steht für eine andere innere Haltung. Inwiefern ist Dir dieser Perspektivwechsel auch bei Deiner Arbeit im Studio von Nutzen?

Dr. Motte: Denke wie ein Chamäleon, wechsle die Farbe und schau dir das, was du tust, aus anderen Blickwinkeln an. Das kann dir helfen deine Musik umfassender zu gestalten und dich noch besser musikalisch auszudrücken. Schließlich existieren die verschiedenen Ebenen bei allem was du tust. Ich kann immer genau und kritisch vorgehen und denken: Das ist gut. Aber bringt mich das nach vorne? Das ist der schwarze Hut. Rein rational. Denke ich unter dem gelben Hut sieht alles gut aus, beeinflusst vom optimistischen Denken. Während des Produzierens muss ich den blauen Hut aufsetzen, denn schließlich soll der Prozess moderieren und geordnet verlaufen damit ein gutes Ergebnis zustande kommt.

Neben Deiner schier endlosen Energie für Label Management, Live-Gigs und Produktionen engagierst Du Dich sehr stark für die Rechte von Künstlern, Clubbetreibern und sonstigen Musikaktiven, die von der anstehenden GEMA Reform betroffen sind. Wie gelingt es Dir, all das unter einen Hut zu bringen?

Dr. Motte: Alles hängt von deinen Entscheidungen ab. Ich habe es geschafft, meine Wut gegen dieses undemokratische System in positive Energie umzuwandeln. Ich bin dann nicht zerstörerisch unterwegs und verzage! Wenn du wie ich das ungerechte an den Erklärungen der Gema erkennst, kannst du doch nicht anders als dich für eine Aufklärung und für Alternativen bzw.  Gerechtigkeit einzusetzen.

Wünschst Du Dir momentan mehr Enthusiasmus von der Szene, etwas gegen die GEMA Reform zu unternehmen? Was kann jeder Einzelne zurzeit an Aktionismus beisteuern?

Dr. Motte: Natürlich wäre es gut wenn noch mehr der Szene-Größen mitmachen würden. Aber ich denke, wir haben auch schon sehr viel erreicht. Die Diskussion über Urheberrechte-Verwerter in Deutschland muss aber weitergehen und wir brauchen in dieser Sache nicht nur große Namen, sondern den Kampf für unsere Tanz- und Feierkultur an vielen Fronten gleichzeitig. Jedoch muss man auch akzeptieren dass sich nicht Jeder, gerade auch Politiker eben nicht, soweit aus dem Fenster lehnen will aus Angst davor zu fallen.

Mach ich eben den Wilhelm Tell, danke dafür. Westbam würde jetzt sagen: „right on!“ und ich dann: „rock on!“