Kaum ein Thema wurde in letzter Zeit so kontrovers diskutiert wie die Frage nach dem richtigen Medium für ein DJ-Set. Erst kürzlich saß ich nach dem Traumschiff Event auf der Donau in geselliger Runde mit den Vinyldrehern Hooligan und Shaun Baker und den CD-Jockeys Markus Gardeweg und Voodoo zusammen, als dieses Thema wieder mal für Gesprächsstoff sorgte.
Final oder Serato Scratch? CD? Mit DJ-Software direkt vom Laptop? Oder doch auf herkömmlichen Wege mit Vinyl? Jedes einzelne Medium hat seine treuen Verfechter im Big Business. So schwört John Acquaviva auf Final Scratch, ein System bestehend aus einem Laptop, speziellen Schallplatten und einem Interface, mit dem man Musikdateien mit normalen Plattenspielern auflegen kann. Erick Morillo oder Tom Novy sieht man nur noch mit CDs hantieren und Sven Väth liebt die schwarzen runden Scheiben.
Doch welches System ist denn nun das einzig Wahre? Von Vinylfetischisten wird immer der satte und natürliche Klang glorifiziert. Bei all den Nebengeräuschen im Club, wo auch oft an der Anlage gespart wurde ist dies kein wirklich überzeugendes Argument.
Digitale Medien haben den großen Vorteil, dass man ohne Übergepäck fast sein ganzes Plattenarchiv am Start hat und dementsprechend sein DJ-Set sehr flexibel gestalten kann. Unschlagbar sind auch die technischen Möglichkeiten der modernen CD-Player und PC-Programme. Damit sind der Kreativität des DJs kaum Grenzen gesetzt, die er auch gewinn-
bringend in sein Set einbauen kann.
Ein gelungener Kompromiss sind die Systeme Final Scratch und Serato Scratch. Hierbei verzichtet man auf den analogen Vinyl-Klang, benutzt aber auf herkömmlichem Wege die Plattenspieler und hat immer noch den Vorteil der großen Musikauswahl auf Festplatte. Ein weiterer Vorteil der Laptop-Systeme ist die grafische Darstellung des Wellenverlaufs, mit der man besser im Track „lesen“ kann, als von den Rillen einer Vinyl-Platte.
Dennoch ist Plattendrehen in Sachen Sex-Appeal und Style immer noch unbestritten die Nummer1 und verhält sich im Vergleich zu digitalem Auflegen wie Kerzenlicht zu elektrischem Licht. Doch wer verzichtet denn schon komplett auf elektrisches Licht, nur weil Kerzen so schön flackern?
Ich selber nutze Vinyl und CD, wobei der Anteil an Platten immer geringer wird, besonders dann, wenn man bis zum DJ-Pult hunderte von Metern über ein Festivalgelände zurücklegen muss.
Vor allem Wohnzimmer-DJs treten als strikte Vinyl-verfechter auf und sagen beim Anblick einer laufenden CD so geistreiche Sachen wie: „Du legst ja gar nicht richtig auf!“ oder „Hast du deine Platten vergessen?“ Bitte verschont mich in Zukunft mit solchen geistreichen Ergüssen und kommt mal hinter dem Mond hervor! Wer innovativen Sound predigt, kann sich nicht gleichzeitig innovativen Techniken verschließen! Außerdem ist die Musik zum größten Teil digital produziert. Warum soll man dann überhaupt den Umweg über ein analoges Medium in Kauf nehmen?
Fazit ist: Bald wird Vinyl fast komplett aus den Discotheken verschwunden sein, denn dann gibt es dort keine Plattenspieler mehr! Selbst das Medium CD ist nur eine Übergangslösung. In naher Zukunft kommt der DJ mit einem Stick in den Club und rockt den Laden mit einem virtuellen Bedienpult!
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