„Wir wünschen ein gesundes Nachtleben!“ – unter diesem Motto tritt die Politik heimlich still und leise in den Club und sorgt für Ordnung.
„Wir wünschen ein gesundes Nachtleben!“ – unter diesem Motto tritt die Politik heimlich still und leise in den Club und sorgt für Ordnung. Das bundesweite Rauchverbot ist zwar vom Tisch, weil die Bundesregierung plötzlich bemerkt hat, gar nicht zuständig zu sein. Doch jetzt sind die Länder dran – und der Berliner Senat etwa hat schon mehrfach läuten lassen, dass ihm das ursprünglich angedachte bundesweite Modell nicht weit genug geht. Zur Erinnerung: Nach diesem Vorschlag wäre Rauchen im Club grundsätzlich verboten gewesen, außer in Raucherräumen, die mit einer geschlossenen Tür vom restlichen Club getrennt werden. Nun trifft also jedes Land eine Entscheidung für sich bei diesem heiklen Thema. Zwar werden Verhandlungen über eine einheitliche Lösung geführt, möglich ist aber auch, dass ab Sommer der HarryKlein- oder Prinzip-Besucher zum Rauchen vor die Tür muss und im Offenbacher Robert Johnson das halbe Publikum mit der Kippe in der Hand weitertanzt. Wie stehen zum Beispiel die Berliner Clubs zum Rauchverbot? Eine einheitliche Linie gibt es hier nicht. Die Clubcommission ist das Podium, auf dem die Clubbetreiber Front gegen das Rauchverbot machen könnten. Es sieht aber keineswegs so aus, als seien alle dagegen. Sascha Disselkamp vom Sage ist zwar der Vorsitzende der Clubcommission, kann in diesem Fall noch nicht für alle Clubs sprechen – hier fehlt es noch an Diskussion und Abstimmung. Er persönlich ist aber für ein Rauchverbot. Der Markt könne das nicht regeln. So lange Rauchen nicht generell in der Gastronomie verboten sei, wolle kein Wirt oder Clubbetreiber durch ein Rauchverbot die Gäste zur Konkurrenz treiben. Also raucht’s weiter. Dieses (Konkurrenz-) Problem bestünde aber auch bei einem generellen Rauchverbot – und zwar im Sommer im Verhältnis von Clubs und Openair-Locations, wo ja weiter gequarzt werden darf, bis es pfeift. Sascha hält Vorschläge des Hotel- und Gaststättenverbandes für eine freiwillige Lösung für „lächerlich“. Ihm geht es vor allem um seine Angestellten. Die können sich dem Zigarettenqualm und der damit verbundenen Gesundheitsgefahr nämlich nicht entziehen. Es ist ihr Arbeitsplatz. Und den Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz gebe es überall – nur nicht in der Gastronomie. Ein Rauchverbot im Club, so Sascha, sei auch halb so tragisch. In der augenblicklichen Clublandschaft könnten sich das zwar viele kaum vorstellen, es gebe aber gute Erfahrungen damit. In Irland zum Beispiel habe sich der anfängliche Aufschrei schnell gelegt, der rauchfreie Club ist dort Alltag. Er selbst habe schon clubartige Events in der Neuen Nationalgalerie organisiert, in der natürlich nicht geraucht werden darf. Bei den Gästen sei das wegen der guten Luft prima angekommen und die Raucher hätten auch kein Problem gehabt, sich für ein paar Minuten nach draußen an eine Raucherbar zu stellen. Durchaus Verständnis zeigt Sascha auch für Pläne, die noch nicht so ausgereift sind: In der Politik wird eine „Lärm“-Begrenzung für Clubs auf 95 db(A) diskutiert. Das ist ein deutlich niedrigeres Niveau, als es jetzt üblich ist. Motivation: Es soll ausgeschlossen werden, beim Clubbesuch Gehörschäden zu bekommen. Auch hier geht es Sascha vor allem um die Angestellten. Allerdings: Gegen laute Musik helfen Ohrenstöpsel, wie sie die meisten DJs benutzen, die auf ihr Gehör achten. Niemand weiß, wie und ob das Rauchverbot in Clubs kommen wird. Und wenn es kommt, wird es zu juristischen Kapriolen führen: Wer sich eine Zigarette anzündet, begeht dann eine Ordnungswidrigkeit. Wer ein Näschen zieht, dem kann formaljuristisch nichts passieren, denn nur der Besitz ist strafbar, nicht der Konsum.
pozor!