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ALEX BAU`S TOURTAGEBUCH > Heute: Sydney Acid und Melbourne Dub

ALEX BAU`S TOURTAGEBUCH > Heute: Sydney Acid und Melbourne DubWie versprochen bin ich zurück mit einem Tourbericht „aus Tralien“. Ha, geil, oder?

Also womit wird dort Techno aufgelegt war ja die Abschlußfrage des letzten Tourbooks, und ich kann euch sagen: genauso wie bei uns, denn natürlich hatte ich wieder meine beiden Mac-Brüder dabei, und so haben wir es den Aussies ordentlich besorgt 🙂 Nein, im Ernst, auch „down under“ findet man auf den Bühnen zwar hin und wieder noch Plattenspieler, aber die werden kaum noch als Abspielgerät für echtes schwarzes Gold benutzt, sondern wenn nicht gerade Getränke darauf abgestellt werden maximal für Timecodevinyls.

Allerdings haben die Australier dafür eine echte Entschuldigung, und die lautet „Hey, wie sollen wir denn sonst spielen, es bestellt ja kein Laden mehr Technoplatten“. So langsam bemerke ich wie außergewöhnlich DJs werden die Vinyl spielen, was an sich ja schon ein Widerspruch in sich selbst ist: „Disc Jockey“ ohne Discs? Ja, klar, Harddiscs wirst du jetzt sagen. Oder „Digital Jockey“, aber sind wir mal ehrlich, DJs spielen Vinyl, alles andere sind eher schon Live-Performances deren Basis zwar Tracks anderer Künstler sind, aber eben keine klassischen DJ-Sets mehr. Wie gut daß ich immer noch Vinyl kaufe, und somit jederzeit in der Lage wäre auch ohne Eletronik-Schnickschnack weiterzumachen. Aber wer weiß was die GEMA so alles bewirkt ab dem 01.04.2013, denn dann wird`s ohnehin schwierig. Egal ob mit Reform oder ohne.

Gut daß es also Länder wie Australien gibt, denn dort weiß keiner was die GEMA ist. Leider wissen aber auch viele nicht was Techno ist, und so landet man im Underground. Was ja nicht unbedingt das Schlechteste sein muß. Am Freitag morgen kam ich in Sydney an, erstaunlich frisch, und so ging es gleich mal in die Stadt zu einer ersten kleinen Runde durch den Hafen wo einem dann auch gleich die beiden Wahrzeichen der Stadt, die Harbour-Bridge und das Opernhaus vor die Linse wandern. Also gleich mal ein paar Foddos gemacht, was ich mittlerweile kaum noch so mache, denn City gleich City, Hochhaus gleich Hochhaus und Himmel gleich Himmel. Aber andererseits dachte ich mir „Mensch, Alex, jetzt bist Du wirklich am anderen Ende der Welt, da darfst Du auch mal knippsen, glaubt Dir ja sonst keiner daß Du Japaner bist…“. Und wenn ich ehrlich bin, ohne die ganzen Reiseziele meiner DJ-Trips in den letzten Jahren jetzt als uninteressant abstempeln zu wollen, es ist schon ein anderes Gefühl zu wissen, daß man an der Südostküste Australiens steht. Denn das ist dann mal richtig weit weg. Mann oh mann, was Techno alles möglich macht!

Gegen Mittag kam dann aber der zu erwartende Einbruch, und so hats mich dann auch innerhalb von nur einer Stunde echt dahingerafft und den Nachmittag hab ich mal eben so verpennt. Blöd gelaufen. Oder besser gesagt: eben nicht gelaufen (durch die Stadt). Tja. Und was man am Tag verpasst muß man in der Nacht nachholen, also bin ich nochmal los zu einer Runde durchs nächtliche Sydney, und entweder liegt es jetzt daran daß ich eher eine „Eule“ bin, oder es ist wirklich so, aber Sydney hat nachts noch mal ein ganz anderes, eigenes Flair. Inspiration frei Haus inklusive! Jetzt könnte ich Dir stundenlange Vorträge halten wie bewßtseinserweiternd solche Fernreisen ja sein können, blablablabla, aber ich bin eben blond und daher viel einfacher gestrickt. Mir reichen Verkehrsampeln. Ja! Genau! Du hast richtig gelesen! Und unter allen Ampeln der Welt mit akustischen Signalen hat Sydney bzw. Australien generell die coolsten Sounds wenn es darum geht die Leute über die Strasse zu schicken bzw. sie davon abzuhalten. Laser, ALTA! Keine Sorge, schon gesampelt, die Tracks dazu entwickeln sich schon in meinem Kopf, nur nen Laserkraft 3D Remix wirds wohl nicht geben…

Nach der durch Neugier ausgelösten Stärkung bei Hungry Jacks mittels eines Whoppers (ja, ich dachte auch den gibt`s nur bei Burger King) war es an der Zeit sich auf den Weg zu machen zum ersten Tourstop meiner kurzen Australien-Tour, und der sollte die Swarm-Party sein. Eine kleine, aber feine Feier entwickelte sich da auf der es Spaß gemacht hat zu spielen, und man hat schon bemerkt daß dieser Sound da nicht alltäglich ist. Zum einen an der relativ kleinen Crowd, was ja nichts schlechtes sein muß, im Gegenteil, sondern auch an der Reaktion ebensolcher. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug, und zack! Punkt drei Uhr war Schluß mit lustig. Mann, haben wir Europäer es da gut in Sachen Sperrstunde! Viel Zeit war dann nicht, denn am nächsten Tag ging es schon am frühen, sehr frühen Nachmittag wieder weiter nach Brisbane.

Also leider kein Strandausflug zum Bondi Beach und wie immer denk ich mir dann „Ja, Alex, nächstes mal…“. Da stand ich dann am Schalter von einer australischen Billigfluggesellschaft, deren Namen ich jetzt nicht nennen will, denn wie wir wissen ist negative Werbung die beste Werbung. Die Tunte mir gegenüber checkte mein Ticket, sah meinen vorab für bis zu 15kg angemeldeten Koffer und merkte trotz sich unmittelbar danach festellbarer Defizite in Sachen Intelligenz sehr schnell daß mein Köfferchen nur 10kg wiegt, also 5kg Spielraum bestanden. So zumindest würde ich das interpretieren. Daß mir die nichts nutzen würde merkte ich, als ich von „Mr. schlecht gef…. (worden) am Vorabend“ dann hörte, daß mein Handgepäckstück leider um 5kg zu schwer ist, und ich es deshalb einchecken müsse. Freundlich entgegnete ich, daß das leider ein Problem sein würde, weil sich nicht nur 3 wertvolle Computer darin befanden, sondern auch noch empfindliche Soundkarten.

„Mir egal, einchecken, so kommen Sie nicht in die Maschine!“. Ok, also Alex nochmal: „Gut, wie soll ich denn dann die drei Computer transportieren, wenn ich keine Tasche habe?“. „Mir egal, einchecken oder hier bleiben.“ Oh mann, ok, dann also mal auf mathematischen Weg: „Gut, ich habe doch noch 5kg frei zum Einchecken lt. Waage, worin liegt denn genau der Unterschied, wenn die 5kg im Gepäckfach über mir, und nicht im Frachtraum unter mir liegen, und dadurch drei Laptops eben nicht einfach so im Gepäckfach durch die Gegend rutschen?“ „Sie hören mir nicht zu, einchecken oder hier bleiben!“. Um es abzukürzen, obwohl ich nicht mehr als 25kg Gesamtgewicht bei mir hatte, und diese genau dem entsprachen, was ich durch meinen vorab angemeldeten Koffer als Gesamtgewicht mit mir führen durfte kam ich nicht drumherum meine drei Laptops aus der Handgepäcktasche zu nehmen, unter den Arm zu klemmen, und mein gutes schwarzes Stück einzuchecken. Nun ja, man zahlt ja gerne 100 AUS$ doppelt für etwas, was man ja schon bei der Buchung angegeben und bezahlt hat. Da nahm es jemand sehr genau… aber man lernt ja dazu und entwickelt Ideen als Vielflieger, doch dazu später.

Brisbane sollte dann für mich auch nur aus einer spätabendlichen Runde hinunter zum Hafen und der nächtlichen Party bestehen. Dafür ein 5-Sunden-Set, so wie ich es mag. Geil! Die ersten 30 Minuten waren zwar meganervig wegen einem nicht ausdauernd funktionierenden Mehrfachstecker, und auch im weiteren Verlauf kam es hin und wieder zu kurzen Stromausfällen bei meiner Soundkarte für den zweiten Rechner, so daß regelmäßig manuell für ein „Re-Sync“ meiner beiden Softwareprogramme sorgen mußte. Tja, was soll ich sagen, mit Vinyl wäre das nicht passiert, aber auch in Brisbane bekam ich keine einzige Schallplatte zu Gesicht außer den beiden eigenen, die ich als Gastgeschenk mitgebracht hatte. Und daher schönen Dank dann mal an dieser Stelle an die Soft- und Hardwareschmiede in Berlin, die auf die glorreiche Idee gekommen ist nach dem Soundkarten-Kassenschlager mit USB-Stromversorgung direkt vom Laptop eine Nachfolgesoundkarte auf den Markt zu werfen, die nun eine externe Stromversorgung braucht.

Spitze Jungs! Gott sei dank muß ich das Ding nicht für lebenswichtige Funktionen verwenden, aber ich stell mir manchmal vor wie es wäre wenn ich Traktor damit betreiben würde, und dann bei solchen Lapalien wie einer defekten Steckerleiste dann auch einfach mal der Sound ganz weg ist. Soll ja DJ`s geben dir nur einen Laptop zum Emailchecken auf der Bühne verwenden. Ein Austausch der Soundkarte steht bevor, so viel ist klar. Aber genug mit dem Technik-Latein. Den Anwesenden gefiel die Mucke, und es entwickelte sich auch in Brisbane eine nette (nein, nicht die kleine Schwester von Scheiße), ausufernde Party mit Gringotechno aus Bayern. Apropos Bayern, man mag es kaum glauben: da baute doch tatsächliche jemand die Deko im Club, der in Brisbane lebt, was an sich nichts ungewöhnliches bei einer Party in Brisbane ist. Daß derjenige dann aber aus der gleichen Kleinstadt in Südostbayern kommt, ich der auch ich mal gewohnt habe, das ist dann schon irgendwie der Knaller, findest Du nicht? Ja, und Wacker spielt wieder Bundesliga, wenn auch nur dritte. Daß ich diesen Satz mal in Australien sagen würde, meine Fresse…

Am nächsten Tag dann weiter nach Melbourne, und der Plan für die Billigairline, die gleiche wie am Vortag, war schon geschmiedet. Ein Bau läßt sich einmal verarschen, aber sicher kein zweites Mal. Also nahm ich mir vor den Spieß mal einfach umzudrehen. Hilfsmittel: ein Fahrer mit etwa 10 Minuten Zeit, ein freier Platz auf einer Bank im Flughafengebäude und die Motivation es den Wichsern heimzuzahlen. Also, gleich nach Ankunft am Flughafen bat ich meinen Fahrer mit meinen drei Laptops, die ich aus meiner Handgepäcktasche genommen hatte, und die ziemlich genau 5kg wiegen, kurz Platz zu nehmen während ich meine Bordkarte holen würde. Also ich zum Check-In, Koffer zum Einchecken aufs Band, danach dann die zu erwartende Frage „Können sie ihr Handgepäck auch mal auf die Waage stellen?“ „Logo!“ Kurzer Blick auf die Anzeige der Waage, die genau 10kg anzeigte und es schallte mir entgegen: „Danke, guten Flug!“. „Danke sehr…“ und mit einem freundlichen Grinsen machte ich mich auf den Weg zurück zum Kollegen, der brav wartete, und mich dann nur entgeistert ansah, packte meine drei Babys wieder in die Tasche und marschierte durch die Sicherheitskontrolle. Denn denen ist es scheiß egal wie schwer so ein offensichtlicher Handgepäck-Trolley ist. Na? Wer hat jetzt wen gef….?

Melbourne dann wartete mit einer Party am Sonntag-Nachmittag, wieder nur digitales Setup ohne diese Dinger mit den runden Metalltellern die sich im Uhrzeigersinn auf zwei Geschwindigkeiten drehen können. Somit war zumindest schon mal der Auftrag aus dem letzten Tourbook erfüllt, und es bestand traurige Gewißheit daß in „Down under“ nix mehr ist mit Vinyl. Schöne Mucke kann man trotzdem spielen, und aufgrund der Location und der Uhrzeit konnte ich es dann endlich mal wieder meine eher dubbige Technoseite ausleben, was mir nach zwei Nächten mit doch relativ Vollgastechno auch mal ganz recht kam. Um ehrlich zu sein, es war sehr übersichtlich, aber was will man erwarten an einem Sonntag-Spätnachmittag. Wenigstens waren eine Reihe cooler Leute da, die verstanden haben warum da gerade welcher Sound lief, und um 21 Uhr nach dem Ende der Party und einem kleinen, netten Schwätzchen (immer noch nicht die kleine Schwester von du weißt schon…) mit ein paar Anwesenden war dann der Akku leer und Alex reif für die Federninseln. Und dort verbrachte ich dann 12 Stunden am Stück, mann ey, ist eben dann irgendwann doch einfach was ganz anderes, und man weiß irgendwann echt nicht mehr welche Uhrzeit oder welcher Tag es gerade ist. Schon wieder zack, und es war Montag vormittag. Wo bitte waren die letzten Tage verschwunden?

Ich weiß es nicht, was ich aber weiß: es fehlt ja noch die Rückreise, und auch die beginnt wie jeder Flug mit einem Check-In. Ein Schelm wer da Böses vermutet. Also, Alex raus aus dem Auto, rein in den Flughafen, keine Schlange, sehr geil, aber spätestens am Schalter von Thai beim Check-In zum ersten Flug nach Bangkok war ich als Star-Alliance und somit auch Thai-Statuskunde und auf Business gebuchter Pax dann kurz vor dem Austicken als ich hörte „Können Sie ihr Handgepäck bitte mal auf die Waage stellen?“. Ne, kann jetzt nicht sein, oder? Ich suchte erstmal die versteckte Kamera, aber daß es ernst gemeint war merkte ich erst als es darauf hinauslief, daß ich die Supervisorin des Thai-CheckIn`s Melbourne anforderte und die Dame dann bat mir schlüssig zu erklären wo genau der Unterschied bestand, wenn ich eine Tasche mit 15kg Gewicht, wohlgemerkt noch immer mit den zulässigen Maßen, und nicht zwei Taschen mit jeweils 8kg, wie in der Business erlaubt, mit in die Kabine nehmen würde?

Meine Güte, was ein Jetset-Gejammere, ich weiß es ja selbst, und ich entschuldige mich in aller Form, aber stell Dir einfach mal die Situation vor… du kennst ja den Film mit dem Murmeltier, oder? Egal, was wirklich zählt ist meine Bilanz: 64 Stunden Gesamtreisezeit für 9 Stunden Gesamtspielzeit, neuer Rekord! Und die Erkenntnis daß auch in Australien leider keine Plattenspieler mehr im traditionellen Stil benutzt werden, aber trotzdem eine Reihe von Leuten so richtig Bock auf fette Kickdrums und viel Bass haben. Und wieder hatte ich den Beweis: von welchem Medium man Techno spielt ist egal, Hauptsache man spielt ihn!

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