Friede seiner Asche – und gut, dass mit seinem Vermächtnis weiter gearbeitet wird. Klaus Kinskis Bibel Lesungen zum angemessenen Soundtrack für ein gewaltiges Drama auf BMG Ariola …
Spätestens seit ich vor Jahren Kinskis Villon Interpretationen gehört habe – „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund“ und „Das Grosse Testament“ – war mir klar, dass er das geschriebene Wort mit Leben erfüllen kann wie wahrscheinlich kein Zweiter im Land.
Um dem grössten Drama, das wir in Europa kennen – der Bibel – die nötige „Performance“ einzuhauchen, gab es also keinen Besseren.
Das Ganze wurde jetzt von Künstlern unterschiedlichster Couleur in einen musikalischen Kontext gesetzt – dass es dabei überwiegend auf düsteren, fetten, eben „dramatischen“ Sound rauslief, wundert nicht bei dem Sujet.
Dark Trance wäre hier der angemessene Begriff – schade, dass er so abgenutzt ist.
Ihre stärksten Momente hat die Scheibe da, wo man Klaus Kinski genug Raum und Zeit gegeben hat.
Die Intensität, die allein von seiner Stimme und den Worten der heiligen Schrift ausgeht, ist wirklich unglaublich.
Jeder der 14 Interpreten plus der tote Meister himself haben sich dem Thema mit dem gebotenen Respekt genähert.
Auch wenn Kinski die Texte oft extrem ummodelt, ausbaut oder einfach in der Sprache der Strasse zitiert, bin ich mir sicher, dass die Urchristen sie unterschrieben hätten und der Vatikan nowadays das niemals tun würde…
Und obwohl die „Bible on the Dancefloor“ ein wirklich ungewöhnliches Experiment ist, werden uns der eine oder andere Track ebendort begegnen – zu fett zum nur zu Hause hören.
Mitgearbeitet (und offenkundig mit grossem Eifer bei der reizvollen Aufgabe gewesen) haben an dem Projekt so unterschiedliche Wort- und Soundakrobaten wie Thomas D., Ferris MC, Tobitob – klar, dass da für Rapper einiges drin ist – und Leute wie Talla 2XLC, Mijk van Dijk, Oliver Lieb aus der E Musik Ecke.
Und dessen Track „Jesus ist da“ hat als erste Vorab Auskopplung ja auch schon den Test Clubtauglichkeit für die anderen mit Bravour mitbestanden.
Jedem zu empfehlen, der die Bass Box richtig im Magen spüren aber das Hirn dabei nicht abschalten will.
The Kinski Files
BMG Ariola