Noch eine weitere DJ Compilation Serie?
Nicht ganz.
Die G-Stone Master Series bringt keine angesagten Remixes oder eine Zusammenstellung aktueller Clubhits – sie ist auch kein DJ Mix Tape für die Stereoanlage zuhause. Stattdessen weiht sie den Hörer in die Lieblingstracks der G-Stone Artists wie Peter Kruder und Richard Dorfmeister ein.
Obskure Popsongs, Klassiker, Experimentelles und Instrumentals, von denen man noch nie gehört hat – bereit, entdeckt zu werden und mit persönlichen Notizen der Künstler, die von der Bedeutung der Tracks für ihr eigenes musikalisches Schaffen erzählen.
VLADIMIR COSMA – Promenade Sentimentale (taken from the OST “Diva”)
Dieses Pianothema verfolgt mich, seit ich den Film DIVA 1984 zum ersten Mal im Kino sah. Das war noch in der Schulzeit, als Filme noch richtig bewegen oder sogar dein Leben verändern konnten. DIVA hat auf jeden Fall etwas bewegt – der Film vermittelt dieses Gefühl eines verregneten Sonntagnachmittags, der dich in träumerisch melancholische Stimmung versetzt. Es gibt noch weitere Filme aus dieser Zeit, die mich in ähnlicher Weise geprägt haben: Bladerunner, Birdy, Liquid Sky oder Midnight Express, um nur ein paar zu erwähnen. Doch es waren speziell die französischen Filme der 70er und 80er Jahre, die für uns wichtig waren und bald entdeckten wir auch gewagtere Werke, wie Themroc mit Michel Piccoli.
Es war die Zeit als wir die Bilder, Gefühle und Stile und überhaupt alles an diesen Filmen wie ein Schwamm aufgesaugt haben. Diese Zeit prägte definitiv mein Leben und alle späteren Musikprojekte…
Mark-Almond – New York State Of Mind / Return To The City
Gäbe es den Moment der perfekten Harmonie, dann wäre das der Soundtrack dazu. Der Sound des Fender Rhodes transportiert für mich dieses Gefühl. Das Rhodes Piano ist sowieso eines der schönsten Musikinstrumente, die je gebaut wurden – ich war schon immer ein großer Fan seines Sounds.
Als ich zum ersten Mal „Riders On The Storm“ von den Doors hörte, habe ich mich sofort in den warmen Klang verliebt. Auf diesem eher unbekannten Track von Mark Almond hört man diesen Sound in Perfektion. Ein anderes Beispiel für einen ultimativen Rhodes-Song wäre „Summer Madness“ von Kool and the Gang. Sounds like coming home…
MICHAEL FRANKS – When The Cookie Jar Is Empty
Diesem Song haftet etwas Magisches an: er bleibt frisch, egal wie oft man ihn hört, erinnert fast an das Lachen eines Kindes. Kinder haben ja die Fähigkeit, Dinge mit einer herrlichen Frische zu sehen – diese Fähigkeit geht leider mit dem Alter mehr und mehr verloren. Aber wenn diese positive Schwingung erhalten bleibt, ist sie eine der stärksten Kräfte, die überhaupt existieren. Natürlich hört man hier die Top-Studiomusiker jener Zeit, die präzise und gekonnt um einen Groove improvisieren – dennoch klingt das alles ganz leicht und erfrischend. Alles dreht sich wieder um den exzellent gespielten Rhodes… und was für ein Gitarrensolo! Pure Perfektion.
ANTONIO-CARLOS JOBIM – Brazil
Als ich anfing Gitarre zu lernen, war die Plattensammlung eines Freundes eine wunderbare Quelle, um die unglaublichsten Jazzaufnahmen zu entdecken. In der Zeit vor dem Internet war es nicht so einfach, an eine gut sortierte Musiksammlung zu kommen. So hatte ich glücklicherweise schon sehr früh die Möglichkeit, Jazz zu erforschen. Musiker wie Grant Green und Alben wie Milt Jacksons „Sunflower“ sowie der gesamte CTI-Katalog hatten es mir besonders angetan.
Als ich dann das Album „Wave“ von A. C. Jobim zum ersten Mal hörte, war ich sofort dem Bossa Nova verfallen. Monatelanges Üben der Bossa-Chords und generell sich diesem 60s-Bossa-Feeling hinzugeben stand also an der Tagesordnung. Ich hatte das Gefühl, da gibt es einen ganzen Kosmos entdecken. Diese Version von „Brazil“ stammt von dem eher späten, klassischen CTI-Album „Stone Flower“. Erst als wir dann viel später endlich nach Brasilien kamen, verstand ich, um was es da wirklich geht – aber meine Vorstellung der frühen Tage war überraschenderweise nicht allzu weit davon entfernt.
PETER GREEN – Slabo Day
Der Gitarrenlehrer. Nach einigen Jahren Ausbildung auf der Blockflöte – einer ziemlichen Tortur – fing ich an, wirklich Interesse zu zeigen. Das passierte aus zwei verschiedenen, von einander unabhängigen Gründen. Der erste war ein technischer – der Wechsel zur Querflöte. Der zweite Faktor war nicht so sehr technischer Natur. Es waren immer junge Schülerinnen an den Musikschulen anzutreffen – und das war eine wirkungsvolle Motivation. Inspiration kommt auf verschiedensten Wegen… Trotzdem war die Gitarre mein Instrument. Mein erster Gitarrenlehrer war ein Tabak rollender Bluesfreak, der mir die Grundzüge des Blues beibrachte. Nach einiger Zeit wechselte ich dann aber zu einem Musikstudenten, der mich in die Welt der Jazzakkorde und Jazzstandards einführte. Ich übte ziemlich viel und hörte Aufnahmen von Musikern wie Santana, Pat Metheny, John Tropea oder John McLaughlin.
Speziell Pat Metheny war für mich wegen seines modernen und melodischen Stils sehr interessant. Diese Gitarrenausbildung war rückblickend betrachtet wahrscheinlich die beste Schule, die ich je hatte. Mit diesem Basiswissen in der Tasche war ich für die kommenden Dinge recht gut gerüstet…
SANTANA – Aqua Marine
Wenn man viel reist, muss man sich daran gewöhnen, dass Warten zu einem bestimmenden Teil des Lebens wird. Trotzdem kann man dem Warten – zum Beispiel auf verspätete Flüge – etwas Positives abgewinnen. Es ist immer wieder interessant, auf Flughäfen die verschiedensten Sprachen und Akzente zu hören, die dort permanent herumschwirren und durch den massiven Gebrauch von Mobiltelefonen noch verstärkt werden. Dabei ergeben sich sehr interessante Sprachmixturen. Sprache scheint ein gutes Mittel zu sein, um dem kalten und funktionellen Airport-Ambiente ein wenig Leben und Vertrautheit einzuhauchen.
NICK DRAKE – three Hours
Früher war Hometaping vom Radio das große Ding: man nahm Sendungen auf, überspielte dann die besten Songs seiner Kassette auf einen zweiten Recorder und erstellte so die ersten Compilations. Oft waren da Nummern dabei, die man gar nicht mit Namen und Titel bestimmen konnte. Heute löst Shazam dieses Problem in Sekunden, aber damals war es noch ein wenig komplizierter, an diese Infos zu kommen. „Three Hours“ war so eine Nummer – sie verfolgte mich schon lange, ohne dass ich wusste, wer der Komponist war. Und eigenartigerweise hat die Nummer auch nach so langer Zeit nichts von ihrer Faszination verloren.
ERASMO CARLOS / OS SUPERNOVAS – Cachaça Mecânica
Auf unserer K+D Brasilien-Tour war Rainer Trüby mit uns unterwegs. Wie magnetisch angezogen entdeckte er auf einem Shoppingtrip einen gut versteckten Second-Hand-Plattenshop voll mit altem raren Vinyl. Einige der Platten waren richtig obskur – so wie diese Coverversion von „Cachaça Mecânica“, ein wunderschönes Stück Musik, so wie es nur Brasilianer machen können.
MICHAEL COLOMBIER – L`heritier
Die französische Variante des damals populären Quincy Jones/Lalo Shifrin Soundtrack-Sounds….
VINICIUS DE MORAES – Berimbau
Ein brasilianischer All-Time-Klassiker.
EUGEN CICERO – Prélude in E Minor Op. 28, No 4
Die Schallplattensammlung meiner Eltern bestand hauptsächlich aus klassischer Musik– viel Mozart, Bach, Schubert oder Händel. Dazwischen konnte man schon mal Frank Sinatra finden, aber auch vereinzelt Jazz/Klassik-Adaptionen aus den Sechzigern, wie die Swingle Sisters oder eben auch Eugen Cicero. Das Prélude in E-Moll hat mich sofort gefangen genommen und es klingt immer noch frisch – obwohl recht populär und auch oft interpretiert.
Diese Version ist auf eine ganz spezielle Weise ausgearbeitet und kommt dem genialen Stil von Oscar Peterson recht nahe. Vielleicht bin ich da ein bisschen nostalgisch, aber dieses Stück hat mich schon mit 14 Jahren begeistert und das tut es immer noch.
DAVID ESSEX – Rock On (Album Version)
Wiederentdeckt von unserem Manager Soenke Lohse und ein interner K+D Tour-Klassiker… funktioniert in jedem Zustand!
ALAN PARSONS PROJECT – Mammagamma ( instr. )
Alan Parsons, die Studiotechniker-Legende hinter „Dark Side Of The Moon“, verlor sich im Lauf der Zeit immer mehr in bombastischem Electro-Rock. Er hatte aber auch einige gute Momente mit dem Alan Parsons Project. Diese instrumentale Version von „Mammagamma“ ist als elektronischer Klassiker auf einer Stufe mit Wally Badarous „Chief Inspector“ oder Herb Alperts „Rise“ zu sehen. Diese frühe Kombination von Elektronik mit Live-Instrumenten hatte bleibenden Einfluss auf die Homestudio-Revolution der frühen 90er.
THE Singers unlimited/THE OSCAR PETERSON TRIO – the Shadow Of Your Smile
Radio war wie gesagt sehr wichtig in diesen frühen Tagen. Es gab sonntags immer eine Sendung des österreichischen Jazz-Papstes Walter Richard Langer mit dem Namen „Vokal Instrumental International“, eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration in Sachen Jazz. Da entdeckte ich die wildesten Sachen von Coltrane über Miles Davis bis hin zu traditionelleren Dingen wie Mel Torme oder eben die Singers Unlimited. Sie machten die schönsten Acapellas, die ich je gehört hatte. In Kombination mit dem Oscar Peterson Trio und der exzellenten Aufnahmequalität der MPS-Studios ergab das ein Stück Jazz in purer Perfektion.
KRUDER & DORFMEISTER – Ayjay
1996 passierte etwas Eigenartiges. Nach der Veröffentlichung der K+D „G-Stoned EP“ gab es eigentlich genug Tracks für ein Kruder & Dorfmeister-Album. Aber zu dieser Zeit waren wir überzeugt, dass die Nummern einfach nicht gut genug waren. Nach 14 Jahren hörten wir die Stücke wieder und tatsächlichwaren da einige schon recht verstaubt… aber manche sind gut gealtert.
JOHN LEE HOOKER – Harry’s Philosophy – The Hot Spot/Soundtrack Version
Dennis Hopper, Miles Davis and John Lee Hooker – purer Blues…
HARRi STOJKA – Bau No Wos Au
Das Album „Off The Bone“ von Harri Stojka ist eine echte Austro-Rarität. „Bau no was au“ demonstriert zwar nicht unbedingt die geniale Gitarrenkunst von Harri Stojka, ist aber ein gutes Beispiel für den berühmten Wiener Schmäh.
Richard Dorfmeister
Private Collection @ AMAZON
G-Stone
Tracklisting
1. Vladimir Cosma – Promenade Sentimentale (taken from the OST “Diva”)
2. Mark-Almond – New York State Of Mind / Return To The City
3. Michael Franks – When The Cookie Jar Is Empty
4. Antonio Carlos Jobim – Brazil
5. Peter Green – Slabo Day
6. Santana – Aqua Marine
7. Nick Drake – three Hours
8. Erasmo Carlos / Os Supernovas – Cachaca Mechanica
9. Michel Colombier – L`heritier
10. Vinicius de Moraes – Berimbau
11. Eugen Cicero – Prélude in E Minor Op. 28, No 4
12. David Essex – Rock On (Album Version)
13. Alan Parsons Project – Mammagamma (instr.)
14. The Singers Unlimited/The Oscar Peterson Trio – the Shadow Of Your Smile
15. Kruder & Dorfmeister – Ayjay
16. John Lee Hooker – Harry’s Philosophy – The Hot Spot/Soundtrack Version
17. Harry Stojka – Bau No Wos Au