Zu Ihrem ersten Debüt-Album „Out Of Control“ stand uns Miss Yetti Frage und Antwort…
Erst einmal Congratulation zu deinem ersten Debutalbums.
Yetti: Vielen Dank. Ich freue mich auch sehr.
Wie lange hast du daran gearbeitet? Gab es spezielle Inspirationen und Einflüße für dich, die du unbedingt mit in das Album einbringen wolltest? Wie würdest du dein Album kurz beschreiben?
Yetti: Ich habe mit meinem Studiopartner J. Breaker ca. 5 Monate ganz intensiv im Studio gearbeitet. Das Album entstand aus einer schwierigen Lebensphase heraus und ist deshalb auch recht dark geworden. Nachdem ich mein Studium (Diplompsychologie) letztes Jahr abgeschlossen hatte und in dem Jahr auch noch 30 Jahre alt wurde, befand mich auf einmal in einer Phase, in der ich nur noch Fragezeichen im Kopf hatte. Was mache ich jetzt? Arbeite ich jetzt als Psychologin oder übe ich weiter meine Dj Tätigkeit aus ? Wo will ich leben? Was will ich überhaupt? Wie bin ich maximal glücklich? Etc. Hinzukamen einige emotionale Konflikte, die ich lösen musste, um mich persönlich weiter zu entwickeln. Tja und da habe ich mir gedacht: ok, ich mache jetzt erst mal das, wonach ich mich fühle! Und das war eben Musik! Also setzte ich mich mit Jochen ins Studio und wir ließen dann so alles geschehen. Es gab kein Konzept, sondern es zählte nur das unmittelbare, emotionale Erleben, was wir musikalisch umgesetzt haben.
Der Name „Yetti“, wurde der erst mit deinem DJ-Dasein kreiert, oder ist das schon immer dein Nickname aus Kindertagen?
Yetti: Ja Yetti kommt von Henrietta und so nannten mich schon immer meine Freunde und meine Familie. Als ich dann auf einen meiner ersten Gigs auflegte, fügte ein Veranstalter einfach das Wort „Miss“ hinzu, weil es zu der Zeit kaum eine Frau gab, die auflegte. Naja und das wollte er wohl damit deutlich machen.
Du hast dein eigenes Label „Gold &Liebe“ gegründet. Worin liegen für dich die Vorteile dein eigenes Label zu haben? Bleibt dir bei all der Verantwortung und das Management noch genügend Zeit, dich auf deine Musikprojekte zu konzentrieren?
Yetti: Ich habe das Label 1998 gegründet, weil einige Labelmanager, denen ich meine Tracks anbot, von mir verlangten, dass ich meine Stücke ändern sollte. Das sah ich aber nicht ein, weil diese eben für mich eine fertige Story erzählt haben, die ich nicht ändern wollte. Außerdem habe ich mir schon immer gewünscht, auch andere noch unbekanntere Artists featuren zu können. Also gründete ich eben mein eigenes Label. Natürlich bedeutet das Management eines Labels auch eine Menge Arbeit, aber wenn ich mich dann über den Output freuen kann, mache ich das sehr gerne. ES bringt ja auch Spaß ein Produkt von Anfang bis Ende gestalten oder im Falle anderer Artists begleiten zu können. Besonders wichtig ist mir das die Tracks, die ich release, Charakter und Persönlichkeit haben und nicht wie son Abklatsch von irgendwas klingen. Außerdem lehne ich das musikalische Schubladendenken total ab. Es darf also von minimal House über Dub zu hartem Techno gehen.
Tja und mit der Zeit ist das manchmal wirklich nicht so einfach… aber wenn man wirklich möchte geht alles, oder?
Gibt es einen „Traum“-Künstler in deinem Leben, mit dem du unbedingt mal zusammen. Mit welchem Künstler würdest du dir wünschen mal zusammen arbeiten zu können?
Yetti: Also bzgl. der Remixe meines Albums habe ich mir schon mal zwei Träume realisiert. Einen Remix von „Obsessed“, einem Track des Albums macht David Carretta und einen Remix von „Ganz nah“ macht Robert Görl. Hmmm und mit wem ich am liebsten mal zusammen arbeiten würde, wären vielleicht meine Heros aus meiner Jugend. Ich bin ja musikalisch in den 80igern sozialisiert worden und hatte schon immer einen Hang zu darker, melancholischer Musik. Ich besuchte die Konzerte von The Cult, Depeche Mode, Front 242, Nizzer Ebb, Propaganda und hörte gerne DAF und EBM, sowie Wave Musik. Mit Robert Görl habe ich ja bereits ein musikalisches Projekt gestartet, dass man nächstes Jahr hören kann.
Im Sommer warst du auch schauspielerisch tätig und hast in der Techno-TV-Soap „Fake“ eine professionelle DJ-Lehrerin gespielt. Wie waren deine Erfahrungen in der Produktion mitzuspielen? Wie ist es eigentlich zu diesem TV Auftritt gekommen?
Yetti: Das Produktionsteam ist an mich herangetreten und hat mir das Konzept vorgestellt. Hierbei ging es ja darum, einem Mädchen, die ihr ganzes Leben bisher auf ihre Blockflötenkarriere ausrichtete, ins wilde Berliner Nachtleben zu schmeissen und ihr das auflegen beizubringen. Dann sollte sie bei einem dj-Wettbewerb mit vier Profidjanes konkurrieren und Ihr neu erlerntes Können unter Beweis stellen. Ich fand das ganze aus psychologischer Perspektive betrachtet, sehr spannend. Und es hat sich auch herausgestellt, dass Julia diese Geschichte persönlich um einiges weiter gebracht hat. Sie konnte auch endlich mal erfahren, dass Spaß auch ein wichtiger Faktor im Leben sein kann und das Leben extrem bereichert. Ich musste bei der Verfilmung Gott sei dank niemand anderen als mich selber spielen, konnte also ganz so handeln, wie ich wollte.
Hast du vielleicht Übereinstimmungen zwischen deiner DJ Arbeit und der als Schauspielerin finden können? Oder sind das zwei grundsätzlich unterschiedliche Bereiche für dich?
Yetti: Nein gar keine. Ich bin eine schlechte Schauspielerin und mag das auch gar nicht. Hätte ich bei der Dokusoap richtig schauspielern müssen, hätte ich dazu keinen Bock gehabt. Ich bin lieber ich selber und authentisch, egal ob beim auflegen oder tags, oder im Film oder woauchimmer.
Wie lange hast du gebraucht, dich vor der Kamera zurecht zu finden?
Yetti: Oh das hat schon so einige Tage gedauert. Ich war am Anfang echt ziemlich scheu, hatte mich dann aber irgendwann dran gewöhnt.
Könntest du dir vorstellen mehr auf dem Gebiet zu machen, also laß uns mal annehmen, dir bietet jemand eine größere Filmrolle an, sagst du zu?
Yetti: Nee auf gar keinen Fall. Das ist echt nicht meine Welt. Es hat Spaß gemacht, weil ich eben niemand anderes spielen musste. Aber schauspielern liegt mir gar nicht.
Hast du nach den Erfahrungen nicht Lust ein eigenes Video zu drehen?
Yetti: Kommt Zeit kommt Rat, kommt die passende Idee.
Du schreibst in der „Raveline“ deine eigene Kolumnen. Wie ist es dazu gekommen?
Yetti: Ich hatte die Idee dieser Kolumne nach meinem Psychologie Studium und entwickelte hierfür auch ein Model, welches den Zusammenhang zwischen Party und emotionalem Erleben herausstell.. Ich machte im Nachtleben oft die Erfahrungt, dass manche Menschen einfach nicht wissen an wen sie sich mit ihren Problemen wenden können. Nicht jeder traut sich mit Freunden über tiefe emotionale Gefühle oder auch abwegig erscheinende Gedanken zu sprechen. Ich möchte einfach mit der Kolumne klarstellen, dass es völlig ok und auch normal ist, Probleme oder Fragen bzgl. irgendwelcher Bereiche oder Themen zu haben. Das kennt doch eigentlich jeder. Und gerade in der Partyszene wird oftmals der Eindruck erzeugt, dass alle immer gut drauf sein müssen, dass es unnormal ist, mal wütend, melancholisch oder nachdenklich zu sein. Und diesem Eindruck möchte ich entgegen wirken. Mann kann doch auch mal frustriert ausgehen und sich den ganzen Abend den Frust aus den Leib tanzen, oder?
Sehr interessant finde ich das Thema deiner Doktorarbeit, in der es um die Zusammenhänge von Persönlichkeit und deren musikalischen Vorlieben gehen soll. Kann man wirklich bestimmten Persönlichkeitsstrukturen eine bestimmte Vorliebe von Musik zuordnen? Wer z.B. steht auf R&B, HipHop oder Techno?
Yetti: Das Konzept ist ja noch nicht mal fertig operationalisiert. Bisher existiert es nur in Grobform. Um dort weiterzumachen brauche ich noch etwas Zeit und die gibt es bis zum Ende des Jahres leider kaum, aber aufgeschoben ist ja noch lange nicht aufgehoben. Nächstes Jahr mache ich auf jeden Fall weiter. Wenn es dann konkrete Ergebnisse aus meinen Studien gibt, werde ich es Euch natürlich sofort wissen lassen. Habt diesbzgl. Aber bitte noch etwas Geduld.
Wirst du für die Zeit der Doktorarbeit in Sachen Musik kürzer treten oder denkst du beides unter einen Hut bringen zu können?
Yetti: Der genauerer Plan hierfür folgt nächstes Jahr.
Gibt es schon einen Termin, an dem du deinen Doktorarbeit abgeben willst oder mußt?
Yetti: Nein, noch nicht. Ich muss mich ja auch erst nochmal für einen Doktorvater entscheiden.
Was hast du für deine weitere Zukunft in Richtung Psychologie vor, wirst du später mal als Doktor mit eigener Praxis arbeiten wollen, oder wo denkst du dein Wissen einbringen zu wollen?
Yetti: Ja, das wäre mein Traum, potentielle Klienten habe ich ja bereits genug (hihihi). Aber erst mal möchte ich noch eine Zeitlang auflegen und in der Welt herumreisen. Das macht nämlich süchtig. Mit dem Produzieren könnte ich aber auch nicht aufhören… Musik gehört einfach zu meinem Leben, ist mein Channel und macht mich frei.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg für deine Vorhaben und daß du uns noch lange mit deiner Musik erhalten bleibst.
Yetti: Vielen, vielen Dank.