Marcel Fengler präsentiert die bereits fünfte Ausgabe der Mix-Serie des Berghains.
Als zentraler Resident der ersten Stunde weiß er mittlerweile ganz genau, wie er mit seiner weitreichenden Sammlung an Techno, House und Electronica den Floor seines Stammclubs Kopf stehen lassen kann.
Nach dem Auftakt mit Emikas schaurig-schönen Vocals in der Bearbeitung von Marcel Dettmann folgt an zweiter Stelle ein Mix-exklusives Juwel von Peter van Hoesen, dessen unglaubliches „Axis Mundi“ die Richtung vorgibt: vollmundig, lebendig und herrlich dramatisch.
Es folgt ein spannendes Wechselspiel aus düsteren Tracks wie z. B. Regis’ Remix für Tommy Four Sevens „G“, oder Luke Slaters L.B. Dub Corp-Mix für Fenglers eigenes „Thwack“ und klassischen Tracks wie Secret Cinemas „Timeless Alitude (Minneapolis Mix)“ und „Doublefeature“ von Ratio. Dabei gelingt es Fengler immer wieder, für Überraschungen zu sorgen, Druck und Spannung konsequent aufrecht zu erhalten.
So geht Gerds „Time and Space (Duplex Southside Mix)“ kongenial in „More Of You“ des Broken-Beat-Veterans Seiji über und markiert die Halbzeit auf dem Mix. Im Anschluss übernimmt Claude Young mit seinem Different-World-Partner Takasi Nakajima mit „Think Twice“ und liefert einen wundervollen, von Piano getragenen Moment der Hypnose.
Mit Augenmerk auf jüngste Entwicklungen von Techno und House mit Substanz lässt es sich Fengler dennoch nicht nehmen, sich hin und wieder vor der Vergangenheit zu verneigen, wenn der Mix mit einem Track des vielversprechenden, neuen Projekts von Paul Brtschitsch Puresque fortfährt, um dann von einem wuchtigen, bisher unveröffentlichten Track vom alten Hasen Ben Sims gefolgt zu werden, an den sich ein weiterer Exklusiv-Track anschließt: Vrils glorreiche Filter-Orgie „UV“. Marcel Fengler selbst steuert mit „Sphinx“ einen neuen Track bei und zielt damit genauso auf den Floor, wie die Männer von Skudge und ihrem Track „Man On Wire“.
Reagenz drosseln mit ihrem Exklusiv-Track „The Labyrinth“ dann das Tempo und ziehen den Mix auf abstraktes Terrain aus psychedelischem Funk und Dub. Bevor Convextion aka E.R.P. mit dem ebenfalls unveröffentlichten „Vapor Pressure“ für einen atemberaubenden Abschluss sorgt, entfaltet der House-Klassiker „Future Remembrance (Livestyle Mix)“ von 20:20 Vision noch einmal seinen analogen Charme.
Mit „Berghain 05“ tritt Marcel Fengler den Beweis an, dass es für einen vollen Dancefloor nicht um das Abhaken von Klischees gehen muss.
Es geht auch anders und dafür ist dieser Mix in seiner Sensibilität, seiner Gewandtheit und in seiner Bandbreite das perfekte Beispiel.
Marcel Fengler
Berghain 05
Ostgut Ton / CD
Release: 29.08.11
– – – – TRACKLIST – – – –
01. Emika – Count Backwards (Marcel Dettmann Vocal Edit)
02. Peter van Hoesen – Axis Mundi (Exclusive, previously unreleased)
03. Terrence Dixon – Tranquility (Octagen Remix)
04. Byetone – Plastic Star (Dr. Walker Remix)
05. Tommy Four Seven – G (Regis Remix)
06. Marcel Fengler – Thwack (L.B. Dub Corp Remix) (previously unreleased)
07. Secret Cinema – Timeless Altitude (Minneapolis Mix)
08. Ratio – Double Feature 09. Gerd – Time and Space (Duplex Southside Mix)
10. Seiji – More Of You 11. Claude Young & Takasi Nakajima – Think Twice
12. Puresque – 001A (previously unreleased) 13. Ben Sims – Slow Motion (previously unreleased)
14. Vril – UV (Exclusive, previously unreleased)
15. Marcel Fengler – Sphinx (previously unreleased)
16. Skudge – Man On Wire (previously unreleased)
17. Reagenz – The Labyrinth (Exclusive, previously unreleased)
18. 20:20 Vision – Future Remembrance (20:20 Livestyle Mix)
19. Convextion aka E.R.P. – Vapor Pressure (previously unreleased)
Berghain 05: vinyl exclusives‘ from Peter Van Hoesen, Reagenz and Vril on Ostgut Ton
A1: Peter van Hosen – Axis Mundi
A2: Reagenz – The Labyrinth
B: Vril – UV
Techno ist für Marcel Fengler kein Karrierismus, keine alternative Laufbahn und kein Mittel zum Zweck. Techno ist für ihn definierende und gelebte Leidenschaft.
In seiner Welt vertragen sich Extreme. Ambient und Electronica bilden in den Sets von Marcel Fengler ein gleichberechtigtes Gerüst neben englischer Techno-Schule und dem, was Musikjournalisten als „Berghain-Sound“ längst zum geflügelten Wort geschrieben haben. Auch wenn dieser Sound von DJ zu DJ stark variiert und Fengler als Resident der ersten Berghain-Stunde wohl maßgeblich zu einem solchen Neologismus beigetragen hat, könnte seine Techno-Definition kaum selbstbewusster sein. Marcel Fengler versteht sein Handwerk. Seine Sets sind offensiv und dynamisch, hart und beständig, aber ebenso überraschend und emotional. Ohne in die Technotypische Mensch-Maschinen-Falle zu tappen, bleibt Fengler dahinter als Person spürbar.
Diese Vielseitigkeit gilt auch für seine Studioarbeit. Seine Vorliebe für Flächen steht neben düsterem Electro, harter und temporeicher Techno verträgt sich mit einer Sensibilität für Stimmungen und Tiefe.
Die Suche nach unterschiedlichen Teilen, die ein Ganzes ergeben, und ihn bei seinen DJ-Sets antreiben, findet sich hier wieder und ist gleichfalls von einer Qualität, die Quantität schlägt. Erst wenn er völlig von der Dauerhaftigkeit seiner Arbeit überzeugt ist, tritt er damit nach außen. Das ist weder künstliche Verknappung noch Schüchternheit, sondern dem geschuldet, was Marcel Fengler bei allem anzutreiben scheint: Emotion statt Intention.