Marc Romboy’s fünftes Artistalbum ist ein ganzes Paket voller Überraschungen.
Nicht weniger als drei CDs oder in Summe 32 Tracks beweisen die Vielseitigkeit und zugleich Teamfähigkeit des Künstlers.
Die Liste der Kollaborateure liefert mit Namen wie Bajka, Blake Baxter, KiNK, Tyree Cooper oder Steve Rachmad aka Sterac nur einen Vorgeschmack auf das, was man dann tatsächlich auf die Ohren bekommt. Das Album liefert eine weite Bandbreite der elektronischen Tanzmusik ab und wird nicht nur für Grenzgänger sondern auch manch wenig techno-affinen Mitmenschen ein Rosinchen parat halten. Das Konzept wird zweifelsohne den ureigenen Kriterien eines Albums gerecht:
Jede einzelne CD wirkt wie ein in sich geschlossener Kreis, repräsentiert eine Schattierungen von Marc Romboy und punktet jeweils mit einer ganz besonderen Überraschung.
Nun sind ja gerade Artistalben ein probates Mittel, dem Rest der Welt zu beweisen, dass ein DJ auch was anderes kennt als in düsteren Clubs jede Menge Feierwütige konstant in Wallungen zu halten. Aber plötzlich mit aufgemotzten Italo Disco Sounds um die Ecke zu kommen und dem ganzen noch eine komplette CD zu widmen, dazu gehört schon mehr. Das verlangt eine gehörige Portion Mut und Risikobereitschaft und das alleine schon verdient ein dickes RESPEKT! Eine Überraschung ist Marc Romboy mit Shades auf jeden Fall gelungen und – soweit man das bei Musik kann – objektiv betrachtet ist alleine CD 1 schon ein echtes Highlight.
Subjektiv ist Musik immer Geschmacksache und bei eingefleischten Techno Fans ist Nu Disco schon Mainstream, klar ist aber: Wer wie Marc Romboy und ich zu den Generationen gehört, die damals zum Originalsound mehr oder weniger groovy übers Parkett stolperten, wird garantiert in sentimentalen Jugenderinnerungen schwelgen. Ob nun solo bei Don’t Stop oder im Team mit Stephan Bodzin (SL Mirage), KiNK (No Sports) oder Terrence Parker (Love’s got me high) gibt’s durchweg herrlich schönen old school Disco Groove in neuem Gewand – bis auf eine Ausnahme: Marc Romboys Treatment von Steve Rachmads Astronotes ist m.M. nach weit entfernt von einer NuDisco Variante des technoiden Originals. Man könnte jetzt zwar meckern, dass der Track ja nicht so ganz in den Kontext von CD1 passt aber das Teil ist sowas von perfekt, so dass wir mal ganz fix die Klappe halten.
Die zweite CD begeistert mit vielen analogen Sounds, die in mal mehr mal weniger eingängigem Gewand verpackt sind. Der erste Track Octopus zeigt gleich mal wo’s langgeht – wer’s nicht ganz so schräg mag sollte aber unbedingt dran bleiben, denn schon Muzik steigert den Groove Anteil deutlich. Richtig schmusig kuschelig klingt die Sub Attack Version von Max Coopers Raw und ein besonderes Highlight der zweiten CD ist Herrn Romboy mit seiner Moog Journey durch den Smasher Keep Control von Sono gelungen.
Auf der dritten CD gibt’s noch eine schöne Auswahl feinstem Clubsound à la Romboy: Model 1601 schmeckt nach Luna, Sonora betört mit ganz viel LFO, Lac de Nivelles groovt und Stella smasht. Das Vorab-Release Reciprocity mit Bajka tanzt vor allem nach den lärmigen Sounds von Noise völlig aus der Reihe und setzt an Überraschungen noch einen oben drauf. Hittig, Brett oder Burner darf man zu Reciprocity wohl ganz getrost subjektiv-objektiv sagen. Und wenn wir schon bei Statements sind: Shades ist definitiv ein gelungenes Album, das nicht wirklich viele „Fülltracks“ und so manches Brett für den jeweiligen Geschmack bereithält. Ohne gegen oder für irgendwelche Shops zu sprechen, wirkt bzw. entfaltet sich das Album im CD Format tatsächlich am besten. Last but not least verdient es allein der Mut von Marc Romboy zu komplett ungewohnten Sounds, dass man sich das Album reinzieht.