Als Mitglied der Minus-Familie, ist Magda es gewöhnt, in das schnelle Rattern der Hype-Machine eingeschleust zu werden, aber sie macht sich darüber keine Gedanken.
„Mir ist dieser Hype wirklich nicht wichtig; ich finde ihn etwas lustig. Was wirklich wichtig ist, ist eigene Ideen zu entwickeln und keine Kompromisse einzugehen. Selbst wenn es einen großen Hype gibt – oder wenn er nicht mehr cool ist – solange ich glücklich bin und interessiert bleibe und Dinge finde, die mich inspirieren, hat er keine Bedeutung.“
Von allem übertriebenen Hype und den unnötigen Geschlechter-Klischees abgesehen bleibt sie weiterhin eine der am meisten respektierten Künstlerinnen des elektronischen Spektrums und sie tut alles mit unprätentiösem Charm ab.
Im Alter von 9 Jahren flüchtete sie von der kommunistischen Herrschaft in Polen und zog nach Texas, aber ihre Familie ließ sich letztendlich mitten im Herzen von Detroit nieder. Ihr zufälliger Eintritt in Detroits Rave und Underground Party-Szene als Teenager (sie bekam zufällige einen Flugzettel für eine Party „um die Ecke von meinem Haus“) war der Anfang, den sie für eine lebenslange Liebesgeschichte brauchte. Bald verschwammen die Städte (von der Küste nach New York), die Plattenläden und die „kleinen Loft-Partys und Gay-Haus-Nächte“; Ihr Leben ging vollständig um die Platten auf ihren geliebten Turntables.
Um 1998 zog sie nach Detroit zurück und erkämpfte sich über gemeinsame Freunde einen Sitz beim Minus-Label, wurde eine enge Freundin von Chef Richie Hawtin und zog mit Marc Houle zusammen (daher die Zusammenarbeit „Run Stop Restore“ mit Troy Pierce, die später kam). Der Umzug zurück nach New York Anfang 2000 brachte ihre „Gel & Weave“ Nacht, die Künstler wie Daniel Bell, Theo Parrish, Zip, Jeff Samuel und John Tejada featuret.
„Ich machte eine kleine Nacht und buchte Künstler, die mich inspirierten, wie Zip, Dan Bell und Theo Parrish. Als Dank dafür lud Zip mich nach Berlin ein, um für eine Perlon/Playhouse-Party zu spielen, was für mich eine große Ehre war. Meine erste Show in Deutschland war in der alten Panoramabar und hat mich weggeblasen. Die ganze Einstellung gegenüber elektronischer Musik war anders. Es gab scheinbar keine Regeln. Nur viel Zeit und Menschen, die bis spät in die Nacht euphorisch am feiern waren. Die Atmosphäre der Stadt war im Allgemeinen sehr gelöst und ein sehr netter Kontrast zum hektischen Lebensstil in New York. Ich wusste, dass ich dahin musste, und 6 Monate später zog ich um.“
Heutzutage ist Magda, obwohl sie in Berlin lebt, nicht oft daheim. Ihr Tourzeitplan ist ständig voll und Tanzveranstaltungen in der ganzen Welt erfreuen sich an ihrem einzigartigen Sound:
„Ich habe schon immer verschiedene Stile gespielt. Vom Detroit Techno zum Chicago House/Jack zum deutschen Minimal. Solange etwas interessant ist und einen Groove hat, den ich mag, versuche ich, es in meine Sets einzubringen. Ich habe auch eine Schwäche für obskuren Elektro/Disco und ich mache viele Edits.“
In Bezug auf Stil geht Magda gegen den Strich – sie erzeugt Sets, die von Emotionen geleitet, aber unpersönlich sind (da sie profunde Fachkenntnisse über digitale Technologie besitzt: Final Scratch, FXs, Samplers, usw.); psychedelisch und verwirrend, aber doch klar und konsistent; sparsame Beats gepaart mit Bass-umhüllten Gegensätzen. Über DJing, Produzieren und eine Myriade von Veröffentlichungen hinaus – einschließlich ihrer kultartig verehrten Mix-CD ‘Fact And Friction’ und dem makellosen, vollgestopften (mit über 70 verbratenen Tracks) Meisterstück ‘She’s A Dancing Machine’ – ist sie die Chefin des faszinierenden Labels Items & Things mit ihren Freunden Troy Pierce und Marc Houle. Der Fokus des Labels ist immer genau auf das Atypische und das Ungewöhnliche, manchmal sogar etwas auf das Fremdartige gerichtet.
Und derselbe Ethos ist in ihrem neuesten Meisterstück, fabric 49, zu hören, einem pochenden Ausflug in das Jenseitige, das ein seltenes Gefühl von Geheimnis und Entdeckung erzeugt, ohne den Groove je zu beeinträchtigen. Compiled mit sorgfältiger Genauigkeit und liebevoller Präzision trägt es das Gewicht jedes DJ-Sets von Magda: komplizierte 4/4 Beats, mit Bass beladen und eine verheerende Wirkung haben. Dramatische Sounds und exzentrische Basslinien tragen das schnelle, mehrschichtige Mixing durch die anschwellenden Crescendos von Circlesquare, die eindringlichen Vocals von Luciano, die schockierenden Akkorde und die unkonventionellen Pop-Elemente der Gleichgesinnten bei Minus (Gaiser, Marc Houle und Heartthrob) und die Soundscapes voller Funk von Magdas eigenen Produktionen.
Eine hieb- und stichfeste Compilation, die randvoll mit lebendigem Charakter und mit Magdas persönlicher Note und Effekten versehen ist. Fabric 49 ist eine Erinnerung daran, wie selten DJs tatsächlich aus den vorgefertigten Formen ausbrechen. Eine Mix-CD mit genauso viel künstlerischem Talent, Perfektion und Vision wie ein originales Album.
„Der Mix wurde von den Soundtracks italienischer Horrorfilme der 70er Jahre inspiriert. Ich habe die Band Goblin eingearbeitet, die sehr interessante und dunkle Disco mit psychedelischen und langwierigen Elementen gemacht hat. Ich wollte etwas dunkles und derbes herstellen, das sich wie ein Soundtrack anhört, wo Sounds auftauchen und verschwinden und eine gespenstische Atmosphäre erzeugen. Ich benutzte Tracks, die etwas experimentell waren, zusammen mit Tanztracks, die ich mag. Ich war sehr froh, dass ich „Heavy Whispers“ von Yello verwenden konnte, weil sie eine der interessantesten Bands für mich sind. Sie haben die Fähigkeit, verschiedene Sounds zu kombinieren, und machen einige meiner liebsten New Wave/Elektro/Disco-Tracks. Ich habe auch viele unveröffentlichten Tracks von Produzenten verwendet, die ich online getroffen habe und die mir Demos schickten. Es ist schön, jüngere Künstler und deren Sound unterstützen zu können, wann immer ich kann.“
Magda – Fabric 49
Tracklist:
Goblin – Al Margini Della Follia / Bostro Pesopeo – Falls (Hercules & Love Affair Remix) / Marc Houle – Voices
Circlesquare – Non-Revival Alarm / Gaiser – mfnstmp
Magda – At The Gate / Artem Folevski – Empörung / Groupshow – It’s Not Just Country Birds That Are Attracted
Cristian Vogel – Mungo / Magda – Draculan Love Attack
Goblin – Buio Omega (Alternate) / Magda – Moroder’s Revenge
Catorze – Luscofusco / Marc Houle – Deep Sea / Heartthrob – Miss Pig
Robert Babicz – Chordy / Madato – The Night’s Rumors
Click Box – Bad Fish (Magda Edit) / Boosty – Telescope
Artem Folevski – Guido / Isomer Transition – San Pellegrino
Hobo – 23:59 / Luciano – Saulitude
Marc Houle – Profounding / Yello – Heavy Whispers
Heartthrob – 101 Loop / Farben – Aufschlag/Abschlag
Hobo – Mobius Trip / Rafael Droors – Blue
Bruno Pronsato – We Were… / Arsenal – The Coming (Idjut Boys Version 2)
Jimmy Edgar – Beat Squared / Jan Jelinek – Tierbeobachtungen (Live Played By Anne Westphalen & Peter Ley)
www.fabriclondon.com/label/fabric/49