Berlin. 2007. Lausitzer Platz. Nummer 15. Label: Scape. Und: Als ob man das triviale Tier im nur all zu angewiderten Jan Jelinek persönlich beobachten würde, erscheint einem dessen Kunstwerk „Tierbeobachtungen“ wie ein Stinkefinger gegen uns erhoben.
Was nicht gleich jeder hört, wird kognitiv; als der Ironie entgegen lachend und mit ihr zusammen weinend, fällt einem Jelinek wie ein Kabarettist ins Auge, der mit Piep, Tschack und Bumm selbst eine Fläche verarscht. Wie diese a-methodisch ins Defizit klingt und unbefriedigt: Pantomimisch, um nicht zu sagen antonym-zynisch, klingt uns nonverbaler Sarkasmus via sterilem Sound in den Ohren, eine Meta-Persiflage, sehr „stief“ und nur mittels Repeat-Knopf erkennbar – vergleicht man discographisch Jelineks vorheriges und wundert.
Nun, viele interpretieren da reflexiv und Hilferufe in den Protagonisten, um mitunter selbst zu erröten. Ich auch: Diese ständige Stagnation, verursacht von uns „Clubkultur-Vertierten“, die exakt dann selbst und Clubkultur vertierten, alsbald dem elitären Ideal einer Szene schließlich auch in Norm für Klänge und Stil kollektiv gefolgt wurde, ist da durch Jan beim zweiten Hinhören als unser Leid zu erkennen und durchaus beim Ausgehen zu bedauern.
Diese stumpfsinnige Huldigung unser selbst, das Pfeifen und das Kleiden, die Drogen und der Fetisch, ohne Fashion von Kunst zu distanzieren, ohne zu denken, ein Fünkchen Charme der Weiterentwicklung wäre angemessen, bedeutet eine Entwicklung hin zum minimalen. Kein Storno!
Jan depräsentiert Sound, für diese einen gehirntoten „Alles-ist-Minimal-Zombies“, die kniehoch mitschwimmen, ein Release, für Kenner wie eine Gleichung ohne Inhalt in pechschwarzem Geschenkpapier, verpackt wie unsichtbarer Spott gegenüber uns und so ernst zu entlarven, wie das Infantile dieses Klangs suspekt wird und sobald wir resignieren.
Sound, welcher metaphorisch kriecht und voran kommt wie eine Schildkröte. Und ohne es zu wissen, entweder Minimal in „Anführungszeichen“ oder „Ironie“ in Anführungszeichen? Wer weiß? Jedenfalls könnte man denken, Jan sei Jelinek aus dem Hause einer uns provokant bekannten Elfriede. Ich zumindest fühle mich beleidigt.
Doch nichts desto trotz! Wir bereuen nicht. Herr Jelinek lud vor genau einem Jahr in die subkulturellen vier Wände der „Zentrale Randlager“ inmitten der Schönhauser Allee in Berlin zur Veröffentlichung von „Tierbeobachtungen“. Und hier wurden neben uns, den Club-Vertierten, auch lieblich experimentelle Klanggenossen zu einem besonderen Live-Remix geladen.
Diese sorgten sich virtuos um ihre eigenen Versionen Jelineks. Unter anderem Robert Lippok mit „A Concert For Television“, Pole auf „Palmen aus Leder“, Andrew Pekler & Hanno Leichtmann remixten „The Ballad Of Soap und: die GEMA nimmt Kontakt auf“.
Des Weiteren kam Thomas Fehlmann „Up To My Same Old Trick Again“ und Frank Bretschneider frickelte den „Happening Tone“. Anne Westphalen & Peter Lay brachten die „Tierbeobachtungen“ zum Ende.
Das Live-Set ist nun, 2008, endlich zu haben.
Nur Digital! Zum Herunterladen auf i-tunes, Beatport, e, t, c…