Vier Jahre nach Exit und jede Menge Single-, EP und Remix Releases hat Oliver Schories sein drittes Artistalbum am Start. Es ist sein erstes Solo Release auf seinem Label SOSO, das ziemlich genau vor einem Jahr an den Start gegangen ist.
Im Feld der elektronischen Tanzmusik scheiden sich beim Thema Artistalbum die Geister und das nicht ohne Grund. Ein Album sollte: per Definition eine Geschichte erzählen, nach dem Debütalbum die Entwicklung aufzeigen und im best case noch die unterschiedlichen Facetten des Künstlers bzw. der Künstlergruppe hervorheben. In der elektronischen Tanzmusik spricht man nicht umsonst von „Tracks“, mit einem Lied oder Song will man eigentlich eine Geschichte, was jetzt bei unseren Tunes ehrlicherweise keine Regel ist. Folglich ist es schon eine echte Herausforderung, aus rund zwölf Tracks eine große Story zu bauen.
Die große Story lässt sich auch bei Fields Without Fences selbst mit viel Fantasie nicht so wirklich finden. Aber eine runde Sache ist das Werk von Oliver Schories definitiv: Die Auswahl der Tracks sieht nach Bedacht aus, sie passen im musikalischen Kontext des Albums hervorragend zusammen. Die zwölf Tracks tummeln sich alle irgendwo im weiten Feld von Deep House, das bemerkenswerte dabei ist, dass der Vielfalt von Oliver Schories trotzdem genüge getragen wird – ohne das dafür Ausreisser notwendig sind.
Auf so manchen Artistalben will man Vielfalt zeigen, indem x Stile aneinander gereiht werden: Ein bisschen ambient (die ruhige Seite von xy), ein wenig tech-house (groovy, sexy oder xy kann auch vorwärts), ein oder zwei echte Bretter des Prio Stils des Künstlers und der Rest wird irgendwie aufgefüllt. Lückenbüßer oder Füllmaterial sucht man auf Fields Without Fences vergeblich, die Tracks sind jeder für sich einfach gut und zeichnen sich durch einen hohen Qualitätsanspruch aus. Dem einen oder anderen Stück wie z.B. „In Other Words“ oder dem Titeltrack „Fields Without Fences“ kann man sogar so etwas wie eine kleine Geschichte zuschreiben.
Die Vielfalt des Albums empfinde ich vor allem in den unterschiedlichen Stimmungen der Tracks. „Missing Empathy“ hat eine wundervolle melancholische Stimmung, „Oil“ wirkt schon fast balsamartig gegen die wie ich finde ziemlich gut getroffene leidige Stimmung am Tag nach einer Feierei aus „Late Checkout“. Na ja und wer kennt sie nicht, diese schrägen „Super Sunday“ Stimmungen auf privaten Afterhours? Das Video oben im Titelbild schallt „Homeboy“ aus den Boxen, von den cluborientierten Tracks hat er für mich eine besondere positive Energie.
Last but not least hat Oliver Schories mit diesem Album seine Entwicklung vom letzten Album Exit bis hierher eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Exit fand ich persönlich ziemlich langweilig und langatmig, was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich jetzt nicht so der Deep House Fan bin. Das neue Album klingt für mich erwachsener, ungezwungen und im Einklang mit dem, was Oliver aktuell sonst von sich hören lässt. Als Fazit kann ich nur sagen: Fields Without Fences ist bei mir in der to-go-for-smartphone Liste gelandet, mit Sternchen.