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Aufgeklärt: DJ-Controller, und warum heutzutage jeder DJ spielen kann

Vor wenigen Jahren noch, da führte am „Dj-sein“ kein Weg an schweren Plattenkisten schleppen vorbei – heute, so scheint es zumindest auf den ersten Blick, reicht ein Laptop, ein iPod, ein Internetzugang oder ein „Digitaler Controller“ aus. Aber auch nur auf den ersten Blick.

 

Pioneer DDJ-T1Willkommen zur zweiten Ausgabe der Skillz & Bizz Serie „Aufgeklärt“.

Diesmal: DJ-Controller

Die digitale Revolution im Bereich des Deejaying hat in vielerlei Hinsicht zwar Vorteile – aber auch gravierende Nachteile. Einer der größten Nachteile ist die dadurch zum Teil schlechter werdende Qualität der Musik sowie des DJ`s an sich. Noch vor wenigen Jahren wäre ein Dj-der-guten-Laune undenkbar gewesen, heute ist das ganz anders. Selbst der iPod oder Youtube ist nun neben dem Hobby Musikmischer von nebenan nun DJ. Natürlich nur im übertragenen Sinne, fakt ist aber, das ein „Mixtape“ früher mühevoll an den Plattenspielern und am Mixer mit echten Schallplatten erstellt wurde – und was den Mix letztendlich gut oder schlecht machte ist die Person hinter den Geräten. Der DJ.

Discojockey als Beruf, war bisher nur wenigen, die eben Ihr Handwerk auch verstanden, möglich. Sicher wird einen kein ernsthafter Clubbesitzer für voll nehmen, wenn man mit seinem iPod oder seinem Tube DJ auf dem Laptop einläuft. Dennoch wird es zunehmend einfacher mal eben Dj zu spielen. Das „Handwerk“ und die „Kunst“, nämlich den richten Takt und einen Geschmack für gelungene Skillz und Mixes zu finden, übernehmen heute mehr und mehr extra dafür geschaffene Software Programme.

Wir wollen jedoch nicht grundsätzlich alles digitale verteufeln, und ausschlieslich das Deejaying mit Plattenspielern als einzige Möglichkeit, professionell zu arbeiten darstellen. Nein, ganz im Gegenteil, gerade im Profi-Markt, jenseits von Spielereien für den Massenmarkt, gibt es doch sehr ernstzunehmende Lösungen um die Musik ohne Umwege über das Vinylpresswerk an die Höhrerschaft zu bringen, ohne Qualitäts und Kreativitätseinbußen.

Final Scratch – womit alles angefangen hat

Man kann denke ich behaupten, das mit Final Scratch alles anfing – irgendwann um die Jahrtausendwende, als erstmals Richie Hawtin und John Aquaviva die Musikszene verblüffte mit einem komischen Kästchen, das zwischen dem Analogen Equipment und einem Laptop hing. Die Digitalen Vinyl Systeme waren geboren. Die Hardware Box von Final Scratch brachte die Musik aus dem Laptop auf eigens dafür gemachte Timecode Vinyls, die das Signal analog für die Plattennadeln abtastbar machten. Eigentlich eine geniale Idee, auf das Handling und die Vorzüge von Vinyl nicht verzichten zu müssen, aber dennoch frische Musik aus dem Laptop spielen zu können. Mit dem bequemen Nebeneffekt keine hunderte Platten mehr schleppen zu müssen.

Traktor ProDigital Vinyl – eine vorrübergehende Station zum vollkommen digitalen DJ

Irgendwann mussten sich die kreativen der Szene und die Hersteller, berechtigter Weise fragen wo die Reise hin gehen soll. Genau genommen macht es wenig Sinn, die Musik vom Laptop über den Umweg Final Scratch, oder heute Traktor Scratch und Rane Serato, wieder an die analogen Plattenspieler zu transportieren. Die Idee zum Dj Controller war damit nicht mehr weit und absolut logische Konsequenz. Mitunter einer der ersten Controller, die richtig funktionierten, der Vestax VCI-100 ist auch heute noch ein beliebtes und robustes Gerät.

Auf was kommt es an und welche Unterschiede gibt es ?

Dj-Controller gibt es mit und ohne Soundkarte, mit Line Eingängen oder ohne, vorbereitet für Traktor, Serato Itch oder auch Virtual Dj. Aber auf was kommt es an ? Wie so oft, kann man das auch bei der Frage nach dem richtigen Equipment nicht pauschal sagen – ist zum Beispiel bereits eine hochwertige externe Soundkarte (Audio Interface) vorhanden, kann man sicher den Aufpreis für ein Gerät mit integriertem Interface sparen und lieber in die Qualität des Controllers ansich stecken. So war der VCI-100 beispielsweise ebenfalls ohne Soundkarte. Die Soundkarte des Laptops taugt hingegen meist nicht für den Clubeinsatz. Normalerweise ging man mit seinem Controller (bzw. mit der Soundkarte) an einen freien Kanal am DJ Mischpult, mittlerweile bieten jedoch viele Hersteller Controller mit Eingängen für externe Quellen an, so das der Mixer theoretisch hinfällig wird. Beliebt ist dabei der VMS-4 von American Audio, der Kontrol S4 von Native oder auch die neuen Digital Jockeys von Reloop. Natürlich gibt es noch viel mehr was es an Details bei dem mittlerweile sehr großen unübersichtlichen Angebot auf dem Controller Markt gibt. Der Fachhändler deines Vertrauens wird Dich sicherlich ausführlich beraten und kann Dir die Geräte auch zeigen und vorführen.

Stanton SCS 4 DJController mit Laptop oder Stand Alone Lösungen?

Auch der per Midi Befehl die Software auf dem Laptop steuernde Dj Controller wird jedoch nicht das Ende der Entwicklung sein, es gibt bereits Geräte, die zwar als Midi Controller dienen können, aber ebenso als „Standalone“ Lösung mit integriertem Dispaly zur Navigation der Festplatte, völlig ohne Laptop auskommen. Spannend erwartet wird Stantons SCS-4DJ. Wer weiß, vielleicht knüpft Stanton an den früheren Erfolg an – und bringt wieder, wie schon mit Final Scratch, neuen innovativen Wind in die Gerätelandschaft.

Was sagt Ihr zum Thema, was wird sich durchsetzen und wo wird die Reise hingehen ? Was kann nach Stand-Alone Lösungen und Midi Controllern noch kommen ? Wie könnte der DJ Alltag in 10 oder 20 Jahren aussehen ? Und vorallem, findet Ihr es wünschenswert das die Entwicklung so weitergeht, und zum „Dj-Sein“ nichts weiteres mehr gehört als ein Laptop oder wünscht Ihr Euch die Vinyl zurück  ?